Ich hatte vorab gründlich recherchiert und mich ganz gezielt für eine Famulatur im Gesundheitsamt Frankfurt a. Main entschieden (trotz 1h Fahrtzeit einfach), da sie eine anerkannte Lehreinrichtung sind und neben einem durchdachten Konzept viel Erfahrung in der Ausbildung von Famulanten und PJlern haben.
Dass meine Erfahrung eher enttäuschend war, hängt zum größten Teil sicherlich mit der Corona Pandemie zusammen, die zum Zeitpunkt meiner Bewerbung (ca. 1h im Voraus) noch nicht absehbar war.
Positiv war die Organisation:
Es gibt eine sehr freundliche feste Ansprechpartnerin, die sich um alle Belange der Studenten kümmert und zu jeder Zeit erreichbar ist.
Überhaupt sind absolut alle im Amt ausgesprochen herzlich und angenehm, menschlich ist es dort im Vergleich zu so mancher Klinikabteilung traumhaft. Es wird viel Wert darauf gelegt, dass alle einen kennen und jeder stellt sich einem vor. Man bekommt einen eigenen Büroarbeitsplatz, was auch sehr angenehm ist.
Ich bekam einen festen Rotationsplan. Dieser sah vor, dass ich zunächst in der Abteilung für Kinder und Jugendliche starte, anschließend den Sozialpsychiatrischen Dienst kennen lerne, weiter in den Amtsärztlichen Dienst rotiere und schließlich in der Infektiologie abschließe. Dazwischen gab es noch die Möglichkeit einen Tag in einer Straßenambulanz zu hospitieren oder die Humanitäre Sprechstunde zu begleiten.
Leider durchkreuzte die Pandemiesituation die Lernmöglichkeiten gründlich.
In der Kinderabteilung stand alles still, es gab keinerlei Patienten, alle dort Beschäftigten waren in der Kontaktpersonennachverfolgung tätig. Zwar erzählten sie mir ein wenig über ihren normalen Alltag, mehr konnte ich dort aber leider nicht mitnehmen. Ich saß Tag ein Tag aus neben einer Ärztin und schaute ihr beim telefonieren und Mails schreiben zu.
Im Sozialpsychiatrischen Dienst wurden noch Patienten aufgesucht, hierbei konnte ich die Ärzte und Sozialarbeiter hin und wieder begleiten. Besonders der Abteilungsleiter nahm sich viel Zeit für mich und beantwortete alle Fragen ausführlichst. Aber auch hier gabs viel Leerlauf.
Die Woche in der Amtsärztlichen Sprechstunde verbrachte ich mit einer sehr sympathischen Ärztin, die auch sehr gerne erklärte und auch hier waren noch Patienten einbestellt (Verbeamtungsuntersuchungen, Prüfungstauglichkeitsuntersuchungen, Dienstfähigkeitsuntersuchungen). Leider beschränkte sich mein Dasein hier nur auf die Beobachterrolle, ein Mal durfte ich Blut abnehmen.
In der Infektiologie hatten die Ärzte zwar viel zu tun, für mich gab es aber keine Einsatzmöglichkeiten. Ich konnte an zwei Vormittagen in die Tuberkuloseberatung - hier waren aber leider keine Patienten. Es blieb bei ein wenig Erläuterung der Therorie. Einen Vormittag verbrachte ich in der Impfsprechstunde - hier gab es Patienten, aber selbst impfen durfte ich nicht, nur zuschauen.
Insgesamt habe ich doch recht viel Zeit alleine im Büro oder zuschauend bei Tätigkeiten verbracht, die ich in anderen Famulaturen und meinem Nebenjob im erlernten Beruf schon vielfach selbst gemacht habe. Selbst aktiv werden konnte ich in dieser Famulatur im Grunde gar nicht, was ich als bitter empfand, denn es war meine letzte Famu vor dem PJ.
Wie gesagt, sicherlich zum größten Teil der Pandemie geschuldet. Das Amt bot zum Zeitpunkt meiner Famulatur nur noch einen Bruchteil seiner Leistungen an.
An sich wirklich mal was anderes und die Möglichkeit ein Feld der Medizin zu entdecken, welches man in den Kliniken und Praxen nicht sieht, aber mir war es zu passiv.