Die extrem guten Bewertungen hier haben definitiv ihre Berechtigung.
Eigentlich ist das Innklinikum Burghausen eine Kreisklinik, die natürlich im bestgemeinten Sinn erstmal auf eine medizinische Grund- und Regelversorgung abzielt. Spannend dabei ist aber, dass das eingegliederte MVZ im selben Haus (Med Bayern Ost), in dem ich im März 22 für meine ambulante Rheumatologie Famulatur war, fachlich wirklich herausragt und ganz oben mitspielt. In der Region zwischen München und Salzburg ist es die Anlaufstelle für immunologische / rheumatologische Patienten bzw. kommen sie sehr oft auch von deutlich weiter entfernt nach Burghausen.
In dem einen Monat konnte ich von der ganz normalen rheumatoiden Arthritis, die natürlich das Brot und Butter Geschäft darstellt und ständig von nicht entzündlichen Gelenk- und Schmerzerkrankungen abgegrenzt werden muss, über die mittelhäufige PMR oder Spondyloarthritiden bis hin zu den verschiedenen Kollagenosen, Vaskulitiden, Myositiden und teilweise völlig abgespaceten seltenen Lupusmanifestationen, (fast) alle rheumatologischen Krankheitsbilder sehen. Das allermeiste davon läuft ambulant, einige wenige schwere Fälle liegen auch auf der internistischen Station 2 Stockwerke drüber. Allerdings waren dort zu meiner Zeit nie mehr als 3 rheumatologische Patienten gleichzeitig. So weit zum fachlichen.
Zum Tagesablauf: Es war noch eine weitere Famulantin gleichzeitig mit mir da. Wir haben immer gegen 07:15 in der Mensa gefrühstückt und sind danach in die Morgenbesprechung der Internisten gegangen, wo die stationären Aufnahmen besprochen werden. Rheumatologisch war da i.d.R. wenig dabei, aber es war immer ganz nett zum wach werden und um zu sehen, was sonst noch im Haus abläuft. Die Sprechstunden haben dann um 08:00 gestartet und gingen je nach Ärztin bzw. Arzt bis ca. 14:30. Zwischendurch war immer Zeit fürs Mittagessen. Gegen 15:00 ging es dann noch hoch zur Visite, falls gerade jemand auf Station lag. Danach waren wir meistens fertig und konnten uns noch ein frühes Abendessen abholen. Insgesamt habe ich mich sicher nicht überarbeitet und nachdem am Vormittag alles zeitlich etwas enger getaktet war, konnten wir uns gerade Nachmittags meistens auch zwischendurch die Zeit nehmen etwas nochmal nachzulesen oder um das Sonographieren sämtlicher Gelenke zu üben.
Noch ein paar Worte zum Famulaturangebot insgesamt: Dem gesamten Ärzte- und MFA-Team merkt man den Spaß an ihrer Arbeit an. Besonders engagiert in der Lehre ist natürlich Dr. Feuchtenberger, der die Abteilung leitet. Am 1. Tag habe ich mit ihm meine persönlichen Ziele für die Famulatur besprochen, sodass auf den individuellen Kenntnisstand eingegangen und aufgebaut werden kann. Ideal ist natürlich, wenn man grob weiß, was man will. Grundsätzlich galt immer eine 1:1 Zuständigkeit. Während der Sprechstunde, aber auch bei der Visite wurden Patientenfälle intensiv und detailliert nachbesprochen mit Fragen an uns Studierende. Gerade dabei war der Lerneffekt sehr hoch! Praktische Fertigkeiten konnten auch ganz nach eigenem Interesse vertieft werden, bei mir war es v.a. die Gelenksonographie (wer Lust und Bedarf hat, kann hier z.B. auch sehr gut BE lernen, weil es schon meine 4. Famulatur war hielt sich meine Motivation da aber eher in Grenzen - alles kann, nichts muss!). Es wird allgemein sehr viel ermöglicht - die tageweise Rotation in die ambulante Gastro / Hepato mit Sprechstunde sowie ÖGDs und Colos kann ich auch nur dringend jedem empfehlen, eine Hospitation in der Handchirurgie wurde mir auch angeboten. Alles war von Anfang bis Ende top organisiert, mit klaren Ansprechpartnern und sehr kurzen Antwortzeiten auf Mails. Essen ist 3x/d kostenlos über die Klinikküche in der Mensa möglich. Auch die Unterkunft wird kostenlos im Personalwohnheim nebenan gestellt (leider eher klein und spartanisch eingerichtet, aber für den Famulaturzeitraum ausreichend).
Alles in Allem habe ich verdammt viel gelernt und bin immer noch begeistert von dem Engagement bzgl. der studentischen Lehre sowie vom fachlichen Niveau, der klasse Organisation und dem supernetten Team. Kann meinen Vorrednern also nur zustimmen, egal ob ihr mal Rheumatologie machen wollt oder euch einfach nur so für das Fach interessiert, es ist hier uneingeschränkt empfehlenswert! Viel Spaß!
