Ich habe fünf Wochen auf der Notaufnahme verbracht. Diese ist sehr groß, das Royal London ist das major trauma centre der UK, daher kann man viel sehen und viel machen. Die Notaufnahme ist in verschiedene Bereiche unterteilt, je nach Pathologie und Bedürfnis des Patienten; es gibt die "Injuries", "Cubicles" (für internistische Pat), "Resuscitation" (Schwerverletzte) u.a. Am liebsten habe ich mich in den drei oben genannten aufgehalten, da man dort am meisten mitnehmen konnte. Allgemein war es möglich Pat zuerst selbst zu sehen und zu untersuchen und sie danach mit einem Arzt zu besprechen. Vor allem in Injuries konnte man selbst Hand anlegen - nähen, Colles-Frakturen ziehen usw. In Cubicles sieht man u.a. auch mal Sichelzell-Krisen, was man in Deutschland eher weniger hat. Durch die Internationalität der Pat (viele Inder und Afrikaner) kann man somit auch mal Pat mit anderem Krankheitsbild und Krankheitsverständnis sehen. Auch viele Pat nach Schlägereien etc bekommt man zu sehen. In Resus kann man eher zusehen als selbst was machen, aber auch das ist in Ordnung, denn hier hat man von Sepsis bis Polytrauma alles dabei und die Ärzte beantworten auch hier Fragen.
Die Ärzte sind sehr freundlich und immer bereit einen mitzunehmen und einem was zu erklären. Da man sich erst im final year (also unser 5. Jahr) bewerben kann, setzen sie eine gewisse Grundkenntnis über Krankheiten und bestimmte Fertigkeiten voraus, sodass man gut eingebunden wird und schnell eigene Pat betreuen kann. Generell ist es in England so, dass Nurses und Paramedics hier mit einer Weiterbildung Aufgaben von Ärzten übernehmen können. Daher kann man auch gut von ihnen lernen - das führt dazu, dass man immer mit anderen Leuten zusammen arbeitet, da die Notaufnahme hier wirklich groß ist und man jeden Tag neue Mitarbeiter kennenlernt, welche wenn man auf sie zugeht immer ein offenes Ohr haben.
Arbeitskleidung wird nicht gestellt. Obwohl die Mitarbeiter in Kasacks und Hosen sind, ist man als elective student nicht befugt auch welche zu tragen... Dafür hat man in eleganter Arbeitskleidung zu kommen. Also Sneaker und Jeans sind dort wirklich nicht gerne gesehen (hab es ausprobiert und wurde darauf hingewiesen mich "smarter" zu kleiden).
Arbeitszeit
Offiziell soll man entweder von 8-17 oder 9-18 Uhr da sein, ein Wochenende ist auch Pflicht. Pause für Mittagessen ist immer möglich, man kann einfach losgehen und sich um die Ecke einen leckeren Bagel o.ä. holen. Da um 8.15 Teaching für die registrars (also vergleichbar mit Assistenzärzten) ist, kann man den Tag gut damit beginnen. Wenn man mal nicht kommen möchte, ist das auch kein Problem... Man wird ständig darauf hingewiesen, dass man auf jeden Fall alles an sightseeing und alles an dem Londoner lifestyle mitnehmen solle was geht, von daher ist es kein Problem mal früher zu gehen oder den Tag im Museum oder ähnlichem zu verbringen.
Project
Es wird außerdem erwartet eine 20 minütigen Power Point über eine Krankheit seiner Wahl bezogen auf Ultraschall im emergency department zu halten. Ich habe mich für AAA (Abdominal aortic aneurysm) entschieden. Diese hält man am Ende seinem supervisor und wird mit einer Note bewertet. Um diese vorzubereiten erhält man Zugang zur library, welche in einer alten Kirche ist und super ausgestattet ist. Also Lehre können sie hier..!!
London allgemein
Ich würde euch empfehlen euch eine WG zu suchen. Eine normale "flatshare" habe ich nicht gefunden und habe verschiedene Agenturen angeschrieben. Die meisten nehmen allerdings nur Leute für ein komplettes Semester, also es ist wirklich nicht einfach etwas zu finden.. Im Endeffekt hab ich aber ein Zimmer in einem Haus einer Agentur gefunden. Klein und teuer. Damit muss man aber überall in London rechnen. Vor allem wenn ihr alleine in London seid ist es super mit anderen zusammen zu wohnen, da man schnell neue Leute kennenlernt und direkt Freunde findet, mit denen man ausgehen kann. Das kann man in London übrigens sehr gut.. ;)
Bewerbung
Man bewirkt sich direkt bei der Queen Mary University of London bzw Barts and the London School of Medicine and Dentistry.
Es gibt feste Bewerbungszeiten dreimal im Jahr für jeweils eine Woche. Nur in der kurzen Zeit kann man die Application form herunterladen und direkt die student fee überweisen. Die ist relativ hoch und kostet für fünf Wochen 850 Euro, wovon 250 Bewerbungsgebühren (non-refundable!) sind. Ansprechpartner ist Rachael Akinola. Dann bekommt man einen supervisor zugeteilt, welcher der direkte Ansprechpartner vor Ort ist.
Fazit:
Die Famulatur in London am Royal London Hospital war die beste, die ich je gemacht habe! Kann ich nur weiterempfehlen, auch wenn es teuer ist - sowohl die Famulatur an sich als auch natürlich London selbst.
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Chirurgische Wundversorgung Blut abnehmen Eigene Patienten betreuen Gipsanlage Patienten aufnehmen Notaufnahme Praktische Maßnahmen unter Aufsicht Patienten untersuchen