Vorweg: Diese Famulatur war wirklich großartig!
Als Famulant rotiert man in den 3 großen Bereichen der Zentralen Notaufnahme: Innere Medizin, Neurologie und Unfallchirurgie. Diese Rotation ist aber variabel und es ist kein Problem nach Absprache die Dauer in den verschiedenen Bereichen nach seinem eigenen Interesse zu verändern.
Ich bin Auslandsstudent an der „Medical University Varna“, komme in das 9. Semester und war zu gleichen Teilen in allen drei Bereichen. Das Team war jedes Mal sehr freundlich und daran interessiert, einem etwas beizubringen. Die große Fülle an verschiedensten Erkrankungen hat jeden Tag sehr abwechslungsreich und spannend gemacht. Als Famulant durfte man hier direkt sehr viel machen, unter anderem habe ich allein Patienten aufnehmen und dokumentieren dürfen und diese Patienten danach dem zuständigen Arzt vorgestellt, sowie meine Verdachtsdiagnosen und Ideen zum weiteren Verfahren geäußert. Bei Fragen oder Problemen wurde man jedoch nie allein gelassen und jeder war gewillt, einem zu helfen. Braunülen legen, EKG lesen, chirurgische Wundversorgung, Echokardiographie oder andere sonographische Untersuchungen durfte man als Famulant tagtäglich machen und man konnte feststellen, wie man jeden Tag sicherer und routinierter wurde. Zudem durfte ich auch Pleurapunktionen wie auch eine Lumbalpunktion durchführen und einen arteriellen Zugang legen. Außerdem konnte man als Famulant die Patienten zu den verschiedenen Untersuchungen begleiten und die Untersuchungen mitverfolgen (CT, Herzkatheteruntersuchung). Auch durfte ich 2 OPs von Patienten aus den Schockräumen mitansehen (Femurfraktur, Aortendissektion).
Feste Studientage gab es in der ZNA nicht, jedoch haben sich die Ärzte oft und gerne die Zeit genommen, den Studenten Erkrankungen sowie auch medizinische Gerätschaften näher zu bringen.
Die Schockräume waren immer besonders spannend und auch hier durfte man mit anpacken und je nach Zustand des Patienten kleine oder etwas größere Hilfen leisten, beispielsweise in abwechselnder Weise eine Herzdruckmassage ausüben.
Besonders hervorzuheben ist an dieser Stelle der Leiter der ZNA, Dr. Weber. Er war sehr daran interessiert, dass man als Famulant so viel wie nur möglich mitnimmt. So machte er uns Famulanten immer auf interessante Patienten aufmerksam, und er nahm sich die Zeit schwere Fälle mit uns Famulanten in kleiner Runde noch einmal kurz nachzubesprechen. Bei Fragen konnte man sich immer an ihn wenden und er sorgte dafür, dass – auch, wenn der Schockraum mit Ärzten voll war -, wir Famulanten trotzdem immer mit hinein durften.
Alles in allem war dies eine Famulatur in der man all sein theoretisches Wissen anwenden und dazu noch eine Menge Neues lernen konnte und dies in einer angenehmen Atmosphäre in der man als Teil des Ärzteteams wahrgenommen wurde.
Empfehlen würde ich diese Famulatur für jeden, der zuvor praktische Erfahrungen im Krankenhaus gesammelt hat und bereits Kenntnisse über grundlegende ärztliche Arbeitstechniken wie der Anamneseerhebung oder Blutentnahme besitzt. Somit sollte dies nicht die erste Famulatur sein. Ansonsten wird jeder, der motiviert ist und Interesse an verschiedensten Krankheitsbildern hat, diese Famulatur sehr genießen und viel aus ihr mitnehmen.