Um das gleich vorweg zu nehmen: Es lohnt sich auf jeden Fall eine Famulatur im Ausland zu machen und es lohnt sich auch nach Skandinavien zu gehen.
Man wird gleich warm und herzlich empfangen. Zugegebener Maßen war ich zu Beginn etwas unsicher, wie das mit meinen rudimentär vorhandenen Schwedischkenntnissen so klappt. Diese Uniklinik ist es aber gewohnt, dass oft Studenten aus dem Ausland kommen (es kommen regelmäßig Austauschstudenten aus Schottland, die überhaupt kein Schwedisch sprechen), sodass hier vieles auf Englisch abläuft. Und natürlich machen hier auch die schwedischen Studenten Ihre Wochenpraktika, sodass die Klinik auch gewohnt ist, Lehre zu gestalten.
Ein Tag läuft folgender Maßen ab: Morgens um 8 :00Uhr, „Morning Meeting“ (läuft auf Englisch ab, sobald ein englischsprachiger im Raum ist), dann wird man einem Arzt zugeteilt und begleitet ihn auf eine der Stationen. Hier bespricht man erstmal mit Arzt gemeinsam die Patienten (die allerallermeisten Ärzte besprechen gerne und ausführlich mit einem die Patientenfälle auf Englisch, aber natürlich gibt es auch hier vereinzelt Ärzte – wie überall – die weniger gerne erklären und wenig Lust auf Studenten haben). Das kriegt man aber schnell raus, an wen man sich gut „dranhängen“ kann. Dann 9 :00 Uhr Treffen mit den Krankenschwestern. Dort wird nochmal jeder Patient durchbesprochen. Dann ca 9:30 denkt man jetzt geht’s aber los auf Station. Falsch gedacht. Erst mal FIKA (Schwedische Kaffeepause: Hier sitzen Ärzte und Schwestern 15-20 min zusammen, trinken Kaffee u. essen Kekse. FIKA ist den Schweden ganz wichtig!! ). Dann geht’s auf Station. Die Patienten sprechen natürlich schwedisch, aber verstehen auch super englisch, sodass man auch untersuchen darf etc. Dann ist man am Tag relativ frei, ob man auf Station ist und (evtl. mit einem schwedischen Studenten zusammen) Patienten untersucht, ob man auf die Tagesklinik geht und bei Echos und Kardioversionen dabei ist (die Ärzte hier erklären gerne viel, allerdings darf man nicht viel selber machen) oder ob man zum Herzkatheterlabor geht (auch hier bei Pacemakerimplantationen, Ablationen und Stentimplantationen viel Erklärung, weniger selbst machen). 12:00 Mittag, meist essen dann die Studenten gemeinsam. 13:00 gibt es dann zweimal die Woche eine Art PJ-Unterricht auf Englisch, für alle Studenten, die gerade in der Abteilung Kardiologie sind. Spätestens 16 Uhr ist der Tag vorbei. Meist darf man auch schon vorher gehen. So eng wird das hier nicht gesehen ;)
Also insgesamt lernt man zum einen viel Fachliches (da die Ärzte viel Zeit haben und sich auch viel Zeit nehmen, um einem viel zu erklären) und zum anderen bekommt man einen Einblick in die Organisationsstruktur, Prioritätensetzung, Zeiteinteilung, Patientenmanagement anderer Länder der westlichen Welt und kann hier einige Vorteile (hauptsächlich!) und ein paar Nachteile ggü. unserem System kennenlernen und ein Verständnis für andere Arbeitsweisen entwickeln.
Nachteile: - Mit rudimentären Schwedischkenntnissen kommt man halt nicht immer und überall so gut mit. Je besser man Schwedisch kann, desto mehr darf man natürlich machen (Patientengespräche, Briefe schreiben, etc.).
- Das Klinikum ist nicht das größte. Heißt, es gibt auch mal Tage mit sehr wenig Patienten, an denen dann einfach kaum was läuft.
- Das Wetter. Vermeidet nach Möglichkeit den Herbst. Gerade ab Oktober wird es nass und kalt und windig.
An sich liegt Örebro ja genau in der Mitte zwischen Stockholm und Göteburg, sodass man an den Wochenenden eine der beiden Städte besichtigen kann oder einen der schönen Naturreservate der nahen Umgebung genießen kann.
Eine Unterkunft muss man sich selber suchen, da im Normalfall für Praktikanten keine Wohnung gestellt wird. Ihr könnt aber trotzdem mal im Campusavdelningen der Uni Örebro nachfragen. Manchmal haben Sie etwas frei und vergeben es dann ausnahmsweise auch an Praktikanten.
Bewerbung
Bewerbung direkt an die Chefärztin Stella Cizinsky.