Ich wurde am ersten Tag sehr nett empfangen von der Sekretärin aus dem Lehrsekretariat. Es war im Vorfeld alles sehr gut organisiert und individuelle Absprachen bezüglich der Arbeitszeiten möglich, was mir als alleinerziehende Mutter sehr wichtig war.
Am ersten Tag wurde allen Neuen die Station gezeigt und der allgemeine Tagesablauf kurz erklärt. Dann gings auch schon los ans Patientenaufnehmen...
Dabei fühlte ich mich schon ein bisschen ins kalte Wasser geschmissen und hielt mich erstmal an die PJ-lerin.
Mit der Zeit wurde ich dann auch sicherer, muss aber sagen, dass sich der Eindruck aufdrängte, dass ärztlicherseits nicht wirklich Motivation bestand zu erklären und anzuleiten.
Die täglichen Aufnahmen zur OP wurden hauptsächlich von den PJ-lern und eben den Famulanten gemacht.
Hauptsächlich kamen die Patienten zur Resektion bzw. Nachresektion von weißem und schwarzem Hautkrebs.
Es gab auch Tage, an denen die Station ärztlicherseits unterbesetzt war und die anfallende Arbeit nur mit PJ-lern und Famulanten und Überstunden der Assistenzärztin zu schaffen war.
Allerdings bestand oft die Möglichkeit mit in den OP zu gehen, sei es zum Hakenhalten (also mit steril am Tisch stehen) oder einfach zum zuschauen. Das Klima im OP war etwas speziell, rau, hierarchisch aber trotzdem fast liebenswert.
Was die Hierarchien im ärztlichen Team anging war ich wirklich negativ überrascht. In meiner 10-jährigen Krankenhauserfahrung (auch als Krankenschwester) habe ich noch nie ein so ausgeprägtes Gefälle vom Chefarzt zum Praktikanten erlebt. Vor der Chefarzt-Visite herrschte sowohl im ärztlichen als auch im pflegerischen Team Aufregung. Es wurden Desinfektionsmittelflaschen an Praktikanten und Famulanten etc. verteilt mit der Ansage den Chefs nach jedem Patientenkontakt unaufgefordert die Hände damit zu benetzen. Ich habe mich erfolgreich dagegen gewehrt.
Jeden Tag gab es eine Mittagsvisite, welche Punkt 13 Uhr begann, hier wurde der aktuelle Belegungsstand der Stationen besprochen und dem gesamten Team wurden interessante Fälle/Patienten vorgestellt.
Der Kontakt zu den Pflegekräften wurde zunehmend besser und nach vier Wochen auch wirklich sehr nett.
In der letzten Woche rotierte auch eine sehr nette, motivierte, engagierte und fleißige Assistenzärztin ins Team.
Auch möchte ich noch einem Oberarzt der Station positiv erwähnen, ihm lag sehr viel daran den Lernenden alle Fragen genau zu beantworten, er ermutigte auch Fragen zu stellen und hat mit Menschlichkeit und einem medizinischen Weitblick geglänzt, der leider sehr vielen Ärzten im Klinikalltag doch verloren geht.
Es gab regelmäßig Fortbildungen für PJ-ler, welche auch von den Famulanten besucht wurden.
Insgesamt hat sich mein anfangs doch eher negatives Bild noch etwas gewandelt und ich kann nur jedem Empfehlen zu versuchen auch in Anfangs schwierigen Situationen freundlich zu bleiben und sich aktiv einzubringen. In den hierarchischen Strukturen auch mal selbstbestimmt sein und seinen Standpunkt zu verteidigen und nicht zu kuschen.
Bewerbung
Ein halbes Jahr im Voraus im Lehrsekretariat der Dermatologie Charite Campus Mitte