Also vorab: Ich habe hier nicht eine Famulatur, sondern das Blockpraktikum Allgemeinmedizin hier gemacht. Da die Praxis noch gar keine Bewertung hat bisher, dachte ich mir das könnte auch hilfreich sein. Das Blockpraktikum Allgemeinmedizin an der TUM ist so geregelt, dass man online eine der Lehrpraxen bucht, wobei first come first serve gilt. Da ich hier aus der Gegend komme, wollte ich eine der beiden Lehrpraxen aus Wasserburg, Menges oder Wilsmann. Bisher kannte ich keinen von beiden. Nachdem eine Bekannte von mir in der Praxis von Frau Dr. Menges famuliert hat und recht zufrieden war, habe ich dann auch beschlossen diese Praxis zu nehmen. Zufällig habe ich bei einer Famulatur auch mal Herrn Dr. Wilsmann getroffen, der auch sehr nett ist. Ich denke da hätte man genauso gut auch ihn wählen können. Das Blockpraktikum dauert bei uns an der TUM nur neun Tage.
Die Bewerbung war recht unkompliziert. Ich habe wie gesagt online die Praxis gebucht. Scheinbar werden die Praxen darüber aber nicht informiert, denn die MFA am Telefon war ziemlich verwirrt, als ich meinte, dass ich die Praxis gebucht habe und hat mich gebeten zwei oder drei Werktage zu einer bestimmten Uhrzeit noch mal anzurufen. Da kam ich dann auch sehr zügig dran und Frau Dr. Menges war ausgesprochen nett und hat sich gefreut, dass ich kommen will. Persönlich musste ich nicht extra noch mal kommen.
Mitbringen sollte ich ein Namensschild, ein Stethoskop, ein dunkelblaues Shirt und eine weiße Hose. Kittel dagegen nicht notwendig. Kommen sollte ich am ersten Tag um 8 Uhr. Die Ärztin selbst kommt immer erst später. Aber auch die MFAs (alias früher Mal Arzthelferinnen) waren super nett und hatten sich schon ein Programm für mich überlegt. Als die Ärztin kam, war sie auch super nett.
Man hat sich sehr viel Mühe mit mir gegeben. Fürs Blockpraktikum haben wir ein Heft bekommen, in dem einige Aufgaben sind. Die muss man nicht abgegeben, aber der betreuende Arzt soll schon bewerten, wie man das ausgefüllt hat und das mit einbeziehen in die Gesamtnote, denn zumindest bei uns wird das Blockpraktikum anders Famulaturen auch bewertet. Sie hat versucht, dass ich möglichst alle gestellten Fälle (ein psychosomatischer Patient, Diabetes, Geriatrie, akuter Beratungsanlass, Check-up,...) auch tatsächlich mal sehe. Dafür haben sie teilweise sogar extra Patienten angerufen und gefragt, ob sie Zeit und Lust hätten, einfach für eine halbe Stunde oder so nur wegen mir reinzukommen. Fast täglich hatte ich so nachmittags einen besonderen Patienten. Und da waren echt spannende Fälle dabei, unter anderem auch eine Patientin mit Herztransplantation, eine wahnsinnig fitte und liebe über 90-jährige,... Und die kamen eben extra nur wegen mir.
Ansonsten lief es so, dass man immer besonders nette Patienten herausgesucht und gefragt hat, ob ich sie besuchen darf. Ich glaube es hat nicht einer davon abgelehnt. Oft bin ich hingegangen ohne so recht zu wissen, was der Patient hat und sollte einfach mal schauen, was ich denke. Derweil hat Frau Menges dann andere Patienten abgearbeitet. Nach einer gewissen Zeit ist sie dann dazugestoßen und hat den Patienten behandelt, wie sie das ganz regulär gemacht hätte. So konnte ich dann sehen, ob sie ähnliche Fragen stellt und denkt oder eben nicht. Nach beinahe jedem Patienten hat sie sich dann noch mal Zeit genommen und mich gefragt, ob ich das auch so gemacht habe/hätte, ob ich es auch so sehe, was ich mir gedacht hätte oder ob ich allgemein Fragen habe.
Sie hat zudem auch zu Beginn und im Verlauf immer wieder gefragt, was ich (noch) sehen will, wie ernst mir das Ganze ist und was ich vielleicht noch brauche. ich bin zum Beispiel noch sehr unsicher was Lungengeräusche angeht. Dann hat sie extra versucht alle Patienten mit Lungengeräuschen herauszupicken und mich darauf hören zu lassen. Sie hat auch gefragt, ob ich den Hausärztin werden will oder ob ich es nur absitzen möchte. Je nachdem erklärt und unterrichtet sie halt mehr und organisiert Patienten oder eben weniger. Ich persönlich werde keine Hausärztin, aber interessant fand ich es dennoch. Sie meinte zudem - und das auch absolut glaubwürdig- dass sie einen auch nicht lyncht, wenn man Allgemeinmedizin nicht mag und das Praktikum nur hinter einen bringen möchte.
Genau ansonsten hatte ich dann noch Sonderwünsche wie dass ich wissen wollte, was MFA eigentlich alles genau machen (dürfen), wie das läuft, wenn man eine ausbilden will, wie das mit dem Bereitschaftsdienst als Niedergelassener funktioniert oder allgemein, ob man sich niederlassen sollte oder nicht. Dafür hat sie sich dann noch mal extra viel Zeit genommen und viel und gern erklärt, die Aufgaben der MFA haben mir dann die MFA erklärt, die können das natürlich besser.
Zusätzlich fand ich es auch noch total nett, dass sie mir mit einer Aufgabe für die Uni geholfen hat. Wir müssen für Palliativmedizin ein Essay über Patienten schreiben bzw eher über deren Behandlung. Sie hat mir dann eine Patientin herausgesucht und geholfen alles zusammenzusuchen, was ich für das Essay brauche. Ansonsten hat sie angeboten meine Verbesserungsvorschläge zum Praktikum angenommen und will das dann beim nächsten Treffen mit den Verantwortlichen von der Uni zu Sprache bringen, wobei sie mich vorher gefragt hat, ob das in meinem Sinne ist, weil man das natürlich zurückverfolge könnte, weil sie in der Regel auch nicht mehr als einen Studenten pro Jahr hat. Sie nimmt dabei ganz normale Famulanten, aber auch Leute übers Blockpraktikum.
Sonst durfte ich zwei Mal mit einer MFA auf Hausbesuche fahren, mal einen Doppler der Beine machen, bei Sonos zuschauen und mir die Untersuchung fürs DMP Diabetes zeigen lassen. Also klar, alles nicht weltbewegendes, keine krasse Action, ganz normale Hausarztpraxis eben. Ich wurde aber so herzlich aufgenommen und mir wurde mit so viel Hingabe ein Programm geboten, dass ich mich gar nicht genug bedanken konnte.
Bewerbung
Da es ein Blockpraktikum war Buchung über unser MediTUM, danach Anruf. Ungefähr 1,5 Monate im Voraus