Ich habe sehr schöne vier Wochen in Hjørring auf der Allgemeinchirurgie verbracht. Der Tag begann um 8 Uhr mit der Morgenbesprechung, danach Röntgenbesprechung und anschließend Aufteilung auf OP, Notaufnahme, Station etc. Am Anfang wurde ich häufiger jemandem zugeteilt, später musste ich immer selber schauen, wo ich den Tag verbringe und ich bin dann meisten in den OP gegangen. Um 15 Uhr kann man dann nach Hause gehen (wenn man möchte, kann man aber natürlich auch länger bleiben). Ich habe vor meiner Famulatur ein wenig Dänisch gelernt und konnte mich daher sehr grob verständigen, aber für Patientengespräche hat es leider nicht gereicht. Darum habe ich die meiste Zeit im OP verbracht und einfach bei den OPs zugeschaut oder auch als erste oder zweite Assistenz am Tisch gestanden. Ansonsten war ich ein paar Tage in der Notaufnahme und habe dort einer dänischen Studentin über die Schulter geschaut und auch mit untersucht, wenn es sich angeboten hat. Man kann auch mit in die Endoskopie oder auf Station und beim "stuegang" (Visite) mitgehen, das ist allerdings nicht so spannend. Man darf eigentlich alles machen, worauf man Lust hat, es lohnt es sich auch nachzufragen, ob man z.B. mal einen Tag bei den Geburtshelfern oder den Anästhesisten verbringen darf, so konnte ich einen Tag mit in den Sectio-Saal und meinen ersten Kaiserschnitt miterleben, das war sehr schön. Wenn mal nichts los ist, darf man auch ins Simulation Lab, wo man am Computer laparoskopisch operieren üben kann.
Die Stimmung im Team ist sehr freundlich und entspannt, alle sind total nett und man kann immer fragen, wenn man etwas wissen möchte oder irgendetwas machen möchte. Insgesamt war auch der Arbeitsalltag sehr entspannt, zwischen den OPs kann schon mal eine Stunde Pause sein und um 15 Uhr ist in der Regel auch wirklich Feierabend, da muss man sich erst einmal dran gewöhnen. ;)
Vor und während meines Aufenthalts hat sich eine deutsche Oberärztin (Nina Wensel) um mich gekümmert und dafür gesorgt, dass alles bestens organisiert wurde und bei allen Fragen/Problemen konnte ich mich an sie wenden. Gewohnt habe ich kostenfrei im Wohnheim auf dem Krankenhausgelände, in dem vor allem Schwesternschüler, aber auch andere Medizinstudenten wohnen. Ich hatte dort ein einfaches, aber für die Zeit vollkommen ausreichendes Zimmer, mit eigenem kleinen Bad und Gemeinschaftsküche. Kleidung wurde gestellt, ich musste nur Schuhe und ein Stethoskop mitbringen. Dank Nina konnte ich auch kostenfrei in der Kantine essen.
Hjørring ist ein recht kleiner Ort, der nicht besonders spannend ist, aber man kann schöne Ausflüge z.B. nach Skagen, die Westküste oder Aalborg machen. Ich kann insbesondere das Keramikcafé Møllehuset in der Nähe empfehlen!
Insgesamt bin ich mit meiner Famulatur zufrieden. Wenn man sich für das dänische Gesundheitssystem interessiert und sich vorstellen könnte, später einmal in Dänemark zu arbeiten, ist die Famulatur auf jeden Fall zu empfehlen. Fachlich habe ich leider nicht ganz so viel gelernt, es war manchmal doch ein wenig langweilig und ich hätte mir gewünscht, dass mir noch etwas mehr gezeigt und erklärt wird und ich ein wenig mehr "eingebunden" worden wäre. Aber das ist zum Teil sicher auch meinen mangelnden Sprachkenntnissen geschuldet. Es empfiehlt sich also auf jeden Fall, möglichst viel Dänisch zu lernen, man kommt aber definitiv auch mit Englisch zurecht.
Ich möchte auf jeden Fall wieder nach Dänemark, nächstes Mal vielleicht in ein etwas größeres Krankenhaus und mit besseren Dänisch-Kenntnissen. :)
Bewerbung
Bewerbung per Mail ca. ein halbes Jahr voher bei der deutschen Ärztin Nina Wensel (nina.wensel@rn.dk), kurzfristiger sollte auch klappen