Notaufnahme:
Chef ist Dr. Francis, der fachlich sehr gut ist, aber kein besonders strukturierter und durchsetzungsfähiger Chef ist mMn. Er schien oft sehr über den Dingen zu stehen.
Ansonsten hat man Residents, die erfahrenere Assistenzärzte sind und Interns (PJler, in Tansania aber schon Ärzte mit der Lizens zum Töten; werden oft unbeaufsichtigt und unbegleitet auf die Patienten losgelassen, sind sehr unsicher, machen viele Fehler, interessiert kaum jemanden, außer sie bringen wieder jemanden (fast oder erfolgreich) um, dann gibt es eine kurze strenge Ansprache... fürchterlich!).
Allgemein muss man damit rechnen, ins kalte Wasser geworfen zu werden und sich gleichzeitig ein bisschen darum kümmern zu müssen, Aufgaben zu bekommen. Im Gegensatz zu einigen der anderen Internationals im ED als ich da war, habe ich keinen Katastrophentourismus betrieben (sind von Patient zu Patient gezogen haben vllt beim Stabiliseren oder Monitoring anschließen geholfen und dann weitergezogen). Ich bin bei meinen Patienten geblieben, habe aktiv Aufklärung und Übersetzung von den Ärzten und der Pflege (sehr hilfreich <3) eingefordert (man wird gerne vergessen und steht dann auch mal 2 h neben einem Patienten und beatmet ihn, ohne zu wissen, was er hat), das ist die Grundlage um den Patienten untersuchen zu können (und das darf man sehr viel, man sieht und hört da auch sehr viel) und dann immer wieder nach ihnen geschaut, ihnen die IV Canulas gelegt, in Absprache mit dem betreuenden Arzt die Blutuntersuchungsbögen ausgefüllt und dann auch ggf. Medis gegeben. Ich hatte dann so meine eigenen Patienten, was auch mal nicht so gut sein konnte, wenn man überfordert war, und jeder zu beschäftigt war, um zu helfen.
Guter Draht zur Pflege rettet einem das Leben. Insbesondere Rhoda, Nora, Rashidi und Emily sind maximal kompetente Pfleger, die mich dann immer geholt, mich unterstützt und mir Sachen gezeigt haben und versucht haben mir Suaheli beizubringen. So konnte ich dann am Ende auch mehr machen, als die anderen Internationals.
Man muss sich sehr einbringen, aber dann bekommt man auch sehr viel zurück und lernt unglaublich viel.
Vorher sollte man sich darüber im klaren sein, dass man in einem Entwicklungsland arbeitet, alles unfassbar nervenaufreibend langsam ("pole pole") abläuft, auch wenn Not am Mann ist und sehr wenig Interesse da ist, irgendwas an den Betriebsabläufen oder dem System zu ändern. Mzungus (Weiße) werden gerne geduldig belächelt, wenn Verbesserungen eingebracht werden- eine Umsetzung erfolgt sehr selten.
Die Kommunikation Patient-Arzt ist sehr einseitig, der Patient entscheidet selten mit oder wird schlecht darüber aufgeklärt, was denn überhaupt mit ihm passiert.
Die Menschen haben superwenig Geld, jede Maßnahme (außer Reanimation) muss erst bezahlt werden (das gilt auch für Medikamente), sonst gibt's nichts. Das war oft sehr hart zu sehen.
Ich habe die Famualtur gemacht, da ich wissen wollte, ob ich später mal in der Entwicklungshilfe arbeiten kann. Die ersten zwei Wochen hatte ich einen ordentlichen Kulturschock, dann wurde es immer besser, nachdem ich die ersten Sätze Suaheli konnte, mich in der NA eingefunden habe und mit den Nurses so gut klargekommen bin. Es gibt auch super viele Internationals, mit seinem Haus (bis zu 7 Leute) macht man sehr viel, wie Essen gehen und Ausflüge und so weiter.
Man trifft die meisten Internationals auch morgens gegen 8.30 beim Second Breakfast in der Cafeteria.
Ich würde die Famulatur jederzeit wieder machen. Es war anstrengend, oft nicht schön, aber ich habe unglaublich viel gelernt und für mich mitgenommen und mit vielen falschen Bildern in meinem Kopf aufgeräumt.
Zur Orga:
Ansprechpartner ist Aneth aus dem International Office. Sie ist manchmal wochenlang nicht erreichbar (warum auch immer), mehrere Mails schreiben lohnt sich. Ich habe mich 1 Jahr im Voraus beworben. Keine Panik auch wegen der Unterkunft, irgendwo findet sich für jeden ein Zimmer (viele Häuser!). ich konnte auch noch einen Monat länger ein Bett mieten, als ich rumgereist bin. Und lasst euch bloss nicht von ihr für die ersten Nächte in ein Hostel abschieben; das gehört ihrem Mann und soll nicht so toll sein^^. Wenn sie weiterhin standhaft behauptet, es gibt kein Zimmer (was in 100% der Fälle nicht gestimmt hat, als ich zu Hochsaison da war), geht ins More Than A Drop (tolles Essen und deutsche Betreiberin) solange.
Man sollte sich auf einfachste Verhältnisse und ein Doppelzimmer einstellen, fand ich aber nicht schlimm! (Ich war Haus A1, abgesehen von gelegentlichen Überschwemmungen war unser Haus ganz okay, gab schlimmere und bessere).
Unbedingt am Flughafen spätestens bei der Einreise um ein Business Visum bitten. Ich hatte nur ein Visitor Visum, und habe über Anette dann das Business Visum beantragt, das ich jedoch nie gesehen habe (wir glauben, dass sie das Geld für sich selbst behalten hat). Oft sagen die Immigration-Menschen wohl auch, dass das Visum gar nicht benötigt wird, für einige Länder (u.a. Frankkreich, unsere Franzosen haben dann nochmal bei der Botschaft nachgefragt) stimmt das wirklich, wird von Aneth aber trotzdem verlangt.
Einfach keine Sorgen machen, bei den meisten hat das Business Visum tadellos am Flughafen geklappt (den Acceptance Letter von Aneth, den sie per Mail zusendet, braucht man, weitere Infos bei der tansanischen Botschaft), ansonsten einfach ein Visitor Visum nehmen und bei Aneth dann nochmal für das Business Visum zahlen (das ihr nie bekommt...). Ich habe mir vorweg viel zu viele Gedanken und Sorgen wegen des Visums gemacht.
Aneth ist sehr nett und sehr geschäftstüchtig, darauf sollte man sich einstellen. Wer länger da war, war irgendwann ziemlich von ihr genervt (Reperaturen wurden nie gemacht, die Sache mit dem Visumsgeld, etc.).
Ich hatte den Condor Direktflug von Ffm direkt zum Kilimanjaro Airport.
Nicht ANETHs TAXI TRANSFER NEHMEN. Die Gute schröpft und schröpft... Reguläre Fahrt Moshi-KIA kostet 45-50$, Alfred (Papa Alfred, der beliebteste und zuverlässigste Standardtaxidriver bei uns Internationals; lädt auch immer wieder zu seiner Familie nach Hause zum Essen ein) macht es für 25$ (+255 sieben eins fünf sechs acht acht neun fünft sieben).
Ich würde am liebsten alle Tipps und Tricks, die ich in den zwei Monaten da gelernt habe, noch mit reinschreiben, aber das würde vollends den Ramen sprengen. Einfach schreiben, wenn noch Fragen da sind.
Packliste Klinik:
Ich hatte die Secrets Emergency Medicine und mein Oxforf Handboof of Emergency Medicine dabei. Ich kann beides sehr empfehlen, ersteres zum Nachschauen udn Lernen, zweiteres für die Klinik zum Mitnehmen.
Unbedingt alles selber mitnehmen (1 L Desinfektionsmittel für ca. 4 Wochen, plus ein kleines Fläschen zum Mitnehmen im Kittel). Handschuhe gibt es zuverlässig! Den Rest nicht.
Die Straßen sind super staubig, es sind alle mit ihren "Alltagsschuhen" herumgelaufen, ich habe mir gegen Ende dann doch noch meine Klinikschuhe für das Departement angezogen, war einfach hygienischer. Sie sollten abwischbar sein, die Blutflecken von meinen Sneakern habe ich nie wieder herausbekommen.
Wir Internationals hatten meist dunkelblaue Kasacks an; hier kann ich wirklich nur raten, mehr als genug mitzunehmen. Ich hatte 5 Sets für 5 Wochen, wegen fehlender Waschmaschine (Handwäsche hilft irgendwann auch nicht mehr) und Blutspritzern habe ich mehr und mehr Kleidung abschreiben müssen. Da ruhig großzügig mitnehmen. Man kann allerdings auch mit normaler "schicker" Kleidung und Kittel drüber kommen, das kann ich allerdings aus hygienischer Sicht nicht wirlich weiterempfehlen.
OP-Schuhe sind PFLICHT für die in der Chirurgie und Gynäkologie; man kann sie wie die Kasacks unten nicht kaufen (leider haben viele der Gyn electives und der Chirurgie electives ihre nicht dabei und die wenigen Schuhe der Internationals wurden dann weitergegeben; die Ärzte vor Ort freuen sich allerdings sehr über ihre Spende!).
Packliste allgemein:
Mückenspray (DEET >50%). Moskitonetz. Genug Shampoo und Zahnpasta. Warme Sachen (wird nachts oft kalt, gibt keine richtigen Decken, nur so Wolldecken, die seit Generationen nicht gewaschen wurden, deswegen:) Schlafsack (auch für Safari! zumindest ein dünner Reiseschlafsack). Tampons und CO (gibt es da unten kaum und wenn, dann ist es ziemlich peinlich, sich das im Laden zu kaufen). Scharfes Messer. Wasserreinigungstabletten (wir haben unser Wasser immer abgekocht, aber als ich gegangen bin, hatten wir die ersten Cholerafälle wieder in der NA, mit den Tabletten haben wir uns sicherer gefühlt). Rucksack für Safari und Tagesausflüge. Haltbares Essen, auf dass ihr nicht verzichten könnt und dass noch Platz findet (Nudelsoßen o.ä., Nudeln gibt es da viel, nur keine Saucen).
Reiseapotheke (die meisten Internationals lassen alle Medis etc in den Häusern zurück, sodass sich das meiste legale und illegale bei irgendwem findet):
Schaut zu, dass ihr euch eine HIV-PEP ausleihen könnt, als ich mir eine Nadelstickverletzung zugezogen habe, bin ich wegen der bürokratischen Hürden im KH an keine rangekommen (war nicht so cool). Ansosnten habe ich mich gegen Gelbfieber (Sansibar!), Typhus, Meningokokken (Meningokokkengürtel!), Cholera und Tollwut (gibt viele Straßentiere, die durch die Gegend streichen) impfen lassen. Hep A, Hep B und Tetatnus ist selbstverständlich. Ich hatte eine Beratung bei unserem Tropenmediziner.
Malarone hatte ich dabei, aber nicht genommen, da Moshi dafür zu hoch ist. Habe einen einzigen Fall in der NA gesehen, aber der kam aus einem viel südlicheren Dorf. Wenn es einen erwischt, muss man halt 3 d die Malarone hochdosiert nehmen.
Ansonsten: Hautdesinfektionsmittel und Verbandszeug (bin in Glasscherbe getreten; in den Apotheken gibt es meist kein Verbandszeug; ich hatte es dabei und war sehr froh).
Ciprofloxacin (bei mittelschwerem Reisedurchfall gibt es die offizielle Empfehlung einer Einmaldosis; hat mir sehr geholfen bei meiner ETEC-Infektion).
Bewerbung
1 Jahr vorher; sie stopfen die Departements allerdings heillos voll mit den zahlenden Internationals, wird sich schon immer ein Platz finden.
Je früher, desto stressfreier allerdings.