Jeden Morgen beginnt der Tag auf der ISKA bzw. ICKA zur Visite. Normalerweise findet die Lehrvisite jeden Tag abwechselnd auf der ISKA oder ICKA statt. Da wir aber aufgrund organisatorischer Versäumnisse zeitweise bis zu 16 Studenten waren (PJler und Famulanten), mussten wir uns immer auf beide Stationen aufteilen. Die Qualität der Visite schwankt stark in Abhängigkeit der durchführenden Ärzte. Wenn Prof. Thiele dabei ist, fragt er häufig viele Details und obwohl nie jemand vorgeführt oder bloßgestellt wird, fühlt man sich trotzdem unwohl in dieser großen Runde. Angenehmer empfand ich die Visiten mit der Funktionsoberärztin oder den meisten Assistenzärzten. Hier wird in deutlich kleinerer Runde meist mehr erklärt, obwohl es natürlich auch ein paar Assistenzärzte gibt, die Studenten gegenüber eher unfreundlich gestimmt sind.
Es wird gewünscht, dass jeder Student einen Patienten zur Lehrvisite vorstellt. Da wir aber so viele Studenten waren und sich auf einer ITS auch meist nur wenige Patienten dazu eignen, reichte es wenn jeden Tag drei oder vier Studenten vorstellten. Wir haben uns hierfür immer am Nachmittag des vorherigen Tages abgesprochen.
Durch die Unterschiede in der Durchführung ist auch die Länge der Visite sehr variabel. Fertig ist man manchmal schon um 8:15 Uhr, manchmal erst 9:45 Uhr. Danach gehen die Studenten meist gemeinsam frühstücken.
Anschließend verteilen sich alle im gesamten Haus. Es gibt zwar einen Dienstplan, aber nach diesem muss man sich nicht streng richten. Empfehlenswert ist die Kombination aus zwei Wochen Station und zwei Wochen Tagesklinik/Funktion. Auf den Normalstationen geht man mit zur Visite (vormittags) und kann Blut abnehmen und Flexülen legen. Auch auskultieren und untersuchen ist problemlos möglich. Die Assistenzärzte sind hier fast ausnahmslos freundlich und erklären sehr viel. Auf der ISKA/ICKA wird man als Student dagegen meist weggeschickt.
In der Tagesklinik kann man immer zuschauen, jedoch ist es auch hier sehr vom Arzt abhängig, ob einem viel erklärt wird. Für einen Tag sind aber Echo, Ergo, Doppler, Aufnahme, Herzinsuffizienz- und Schrittmacherambulanz zu empfehlen.
Wenn man Lust hat, kann man auch im EPU-Labor und Katheter hospitieren, wo teils auch seltene Eingriffe durchgeführt werden.
Um 12:30 Uhr kann man immer Mittagessen gehen, häufig trifft man sich auch hier wieder mit den anderen Studenten.
Um 13:00 Uhr findet täglich die Mittagsbesprechung statt, in der jeden Tag andere Inhalte behandelt werden. Meist war auch diese für Studenten recht interessant.
Dreimal in der Woche findet außerdem Studentenunterricht statt, hierfür ruft man morgens den durchführenden Arzt an und spricht Zeit und Ort ab. Leider wurden durch akuten Personalmangel Fortbildungen häufig mehrfach verschoben oder fielen ganz aus. Wenn sie stattfanden, waren sie aber immer sehr lehrreich.
Nach der Mittagsbesprechung kann man dann auf die ISKA/ICKA gehen und seine Patientenvorstellung für den nächsten Tag vorbereiten oder überall sonst schauen, ob man irgendwo zusehen kann. Meistens gibt es aber nachmittags keine für Studenten interessanten Dinge mehr zu sehen, sodass man relativ zeitig Feierabend machen kann.
Zusätzlich zu erwähnen ist auch, dass während der Famulatur ein Kongress stattfand, an dem wir Studenten kostenlos teilnehmen durften. Dies war auf jeden Fall eine interessante und lehrreiche Erfahrung.
Fazit: Die Organisation der Famulatur am Herzzentrum ist leider sehr schlecht (wir haben z.B. auch erst nach zwei Wochen eigene Spinde zugeteilt bekommen). Darüber hinaus schwankt das Arbeitsklima extrem von Abteilung zu Abteilung. Man kann sehr wenig praktisch machen, die gesamte Famulatur besteht zum Großteil aus Hospitation und Lehre. Dafür kann man hier auch mal seltene Erkrankungen und Eingriffe sehen, die an weniger großen und spezialisierten Häusern nicht durchgeführt werden.
Wer bereit ist, ein durchwachsenes Arbeitsklima sowie die Notwendigkeit von sehr viel Selbstorganisation und Eigeninitiative in Kauf zu nehmen, um in kurzer Zeit möglichst viele verschiedene Dinge zu sehen und dabei gleichzeitig angenehme Arbeitszeiten zu erhalten, dem kann ich eine Famulatur im Herzzentrum Leipzig empfehlen. Wer jedoch Wert auf praktische Tätigkeiten, gute Betreuung und Integration in ein festes Team legt, sollte sich besser woanders umsehen.
Möglicherweise ist die Famulatur aber auch wieder besser, wenn in Zukunft wieder weniger Studenten angenommen werden. Außerdem hat man sich am letzten Tag unsere Kritik sehr genau angehört und versprochen, unsere Verbesserungsvorschläge nach Möglichkeit umzusetzen.