Gefallen hat mir an der Famulatur die Zeit auf der Notaufnahme, Station und in der Ambulanz. Die jungen Ärzte sind fast alle sehr nett und wenn sie Zeit haben, versuchen sie einem etwas zu zeigen und zu erklären.
Die ältere Generation der Ärzte ist hingegen leider noch sehr von der 'alten Schule'. Ich hörte so gut wie nie ein Dankeschön, obwohl ich oft fast den ganzen Tag im OP stand und Haken halten musste. Zwar hieß es man solle gerne Fragen stellen, wurde aber im nächsten Moment zurechtgewiesen, dass man bloß niemandem im Weg stehen solle und möglichst versuchen solle nicht aufzufallen. Besonders meine Erfahrungen mit dem Chefarzt waren alles andere als positiv. Am Morgen bei der Visite rannte ihm stets eine Schar aus mehreren Ärzten, Pflegern und PJlern/ Famulanten hinterher. Einer von uns musste ihm jedes Mal die Hände desinfizieren nachdem er mit einem Patienten fertig war und dann eilte er ohne zu den Patienten überhaupt auf Wiedersehen zu sagen ins nächste Zimmer.
Zweimal hatte ich auch 'das Vergnügen' für ihn bei einer Kolonresektion die Haken zu halten. Ich erfuhr beim ersten Mal erst am Montagmorgen, dass ich bei solch einer OP assistieren soll und hatte deshalb auch keine Zeit mich vorzubereiten. Während der OP stellte der Chefarzt mir viele Fragen und wenn ich etwas falsch beantwortete schaute er mich nur herabwürdigend an. Außerdem wurde ich von ihm mehrmals sehr forsch angewiesen, wie ich die Haken zu halten habe und "dass ich doch sehen könne, dass es so nicht richtig sei." Am nächsten Tag bereitete ich mich auf seine Fragen vor und nachdem ich das Meiste richtig beantwortete meinte er "na das klingt ja wenigstens mal medizinisch! Gestern habe ich mich noch gefragt, ob die denn überhaupt Abitur hat!". Am Ende der OP stürmte er dann wieder hinaus, natürlich ohne sich wirklich zu bedanken.
Die Stimmung auf der Station war zumindest zwischen den jungen Assistenzärzten gut, allerdings fand ich es schade, dass nie zusammen gegessen wurde oder einem einfach niemand Bescheid gesagt hat.
Zusammenfassend kann ich also sagen, dass man nicht erwarten sollte, allzu viel von der Famulatur mitzunehmen. Am meisten habe ich von der PJlerin und von einer sehr netten, engagierten Assistenzärztin gelernt, die mich einmal hat nähen lassen, ohne dass ich danach fragen musste.
Bewerbung
Sehr unkompliziert. Ich habe mich 10 Tage vor Beginn beworben und direkt eine Antwort von der Sekretärin erhalten.