Ich war als Famulant 4 Wochen in der Zentralen Notaufnahme des Klinikums Frankfurt Oder. Die Organisation lief soweit problemlos, da man am ersten Tag einen Laufzettel bekommt, wo alle wichtigen Stationen bzw. Ansprechpartner zur Abholung von Kleidung, Schlüssel etc. aufgelistet waren. In der Notaufnahme begrüßte einen der sehr nette Chefarzt und zeigte einem die Räumlichkeiten. Prinzipiell gibt es einen Betten- und einen Ambulanzbereich. In der Regel teilt man sich dann gleichmäßig auf die beiden Bereiche auf, wenn 2 oder mehr Famulanten gleichzeitig da sind. Ebenso flexibel gestaltete sich auch die Dienstzeit, so konnte nach Absprache statt dem Frühdienst, auch ein Zwischendienst, Spätdienst oder Nachtdienst absolviert werden.
Typische Tätigkeiten umfassten die Aufnahme neuer Patienten, was bedeutet, dass man sich nochmal ausführlich in Anamnese und körperlicher bzw. neurologischer Untersuchung üben konnte. Dank eigenem Zugang zum intuitiv zu bedienenden ClinPath System konnte man die erhobene Anamnese und die Befunde auch gleich protokollieren. Daneben gibt es auch oft die Gelegenheit Flexülen legen zu üben bzw. Blut abzunehmen. Auch das Schreiben, Befunden und das anschließende Besprechen von EKGs mit dem diensthabenden Arzt gehörte zum Alltag. Unter Aufsicht durfte man auch Medikamente injektionsfertig machen und verabreichen. Der sehr engagierte Oberarzt erklärte uns Famulanten die technische Ausstattung im Schockraum und führte mit uns auch Übungen zur Bedienung der Beatmungsmaschinen sowie Reanimationsübungen an einer Puppe durch.
Die Stimmung im Team war meist gut, die meisten Pflegekräfte waren sehr nett, auch wenn einzelne manchmal etwas patzige Antworten gaben. Letzteres traf aber im Wesentlichen nur auf eine Einzelne zu, die meisten sind erfreulicherweise nicht so und trugen zu einer angenehmen Arbeitsatmosphäre bei. Auf ärztlicher Seite gibt es aufgrund der Anstellung von Honorarärzten ein großes Kollegium. Positiv hervorzuheben ist hier, dass wirklich alle Ärzte der Notaufnahme sehr freundlich und den Famulanten zugewandt waren. Oft wurde viel über die aktuellen Diagnostikergebnisse sowie das weitere Vorgehen gesprochen. Gleiches trifft auch auf die meisten Konsilärzte zu, insbesondere die Neurologen erklären immer viel zu ihrer Vorgehensweise. Auch kann man auf Nachfrage ohne Probleme mit ins CT oder in den Herzkatheter gehen. Oft blieb ich auch länger, wenn noch ein spannender Fall da war.
Es bestand jeden Tag die Möglichkeit den Notarzt auf dem NEF2 zu begleiten, da dieser von einem Arzt der Notaufnahme besetzt wird. Man kann etwa mit 1-3 Einsätzen pro Tag rechnen. Dabei konnte man spannende Einblicke in die präklinische Versorgung bekommen, vom akuten Thoraxschmerz bis zum Verkehrsunfall war ziemlich viel dabei. Sehr zu empfehlen!
Die Unterbringung erfolgte kostenlos in einem der Gästezimmer des Klinikums, welche ungefähr 13 qm groß sind und über ein Bett, Tisch, Fernseher, Kommode, Kleiderschrank, Waschbecken und Kühlschrank verfügten. Handtücher, Bettwäsche und ein kleines Geschirrset werden gestellt. Es stand jedoch nur LAN-gebundener Zugang zum Internet zur Verfügung, der leider oft nicht funktionierte. Die Gemeinschaftsbäder waren in einem sauberen Zustand und nicht überlaufen. Eine Gemeinschaftsküche sowie eine Möglichkeit zum Wäsche waschen gab es nicht, weshalb längere Aufenthalte im Rahmen vom PJ etwas unpraktisch sein könnten. Da das Klinikum recht weit außerhalb vom Zentrum der Stadt erbaut worden ist, gibt es direkt um das Klinikum praktisch nur grüne Wiese. Sein Auto kann man gegen eine Gebühr von 10€/Monat im Parkhaus abstellen. Frankfurt Oder als Stadt ist nicht allzu spannend, aber Berlin ist mit dem Zug schnell und günstig zu erreichen. Mit einem Auto lohnt sich auch ein Ausflug in den etwa 1 Stunde entfernten Spreewald.
Das für Famulanten kostenlose Mittagessen ist in der Regel ganz gut. Die PJ-Seminare am Montag sind auch für Famulanten gedacht und wechseln wöchentlich was die Themen angeht. Zusätzlich gab es donnerstags noch ein allgemeinchirurgisches Seminar. Beide Seminare kann ich empfehlen.
Insgesamt kann ich eine Famulatur in der Zentralen Notaufnahme in Frankfurt (Oder) weiterempfehlen. Man sieht und lernt viel von Akutdiagnostik und Akuttherapie, was einem in seinen eigenen ersten Diensten in der Zukunft wahrscheinlich hilfreich sein wird.
Bewerbung
Die Bewerbung erfolgte über 1 Jahr im Voraus. Eine rechtzeitige Bewerbung ist insbeondere dann sinnvoll, wenn man in einem der Gästezimmer der Klinik unterkommen möchte. Einige Famulanten, die zeitgleich mit mir da waren, konnte kein Zimmer mehr angeboten werden, da bereits alle besetzt waren.