Die Famulatur hat mir absolut nicht gefallen. In dieser Klinik liegt der Schwerpunkt in der Geburtshilfe. Jedoch war es mir nicht möglich eine einzige natürliche Geburt zu sehen. Da es Engpässe in der Gynäkologie gab, war ich verantwortlich für das Ein- und Ausschleusen der GYN-Patienten im OP. In den ganzen vier Wochen im OP durfte ich ein einziges Mal zunähen. Ansonsten war ich nur für die Lagerung, das sterile Abwaschen der Vagina und dem Legen eines Blasendauerkatheters zuständig. Nur bei Operationen wie beispielsweise einer laparoskopischen Hysterektomie wo ein Uterusmanipulator eingesetzt worden ist, musste ich assistieren. Wenn ich nicht steril eingewaschen war und angefunkt worden bin für Blutabnahmen, musste ich immer direkt die Blutabnahmen erledigen. Und wenn ich doch mal am Tisch assistiert habe, haben die netten OP-Schwester alle Anrufe der Assistenzärzte entgegengenommen und mir eine Liste hinterlassen. Die durfte ich nach Aus- und Einschleusen im OP abarbeiten. Es ging zu 100% nur um Blutabnahmen. Natürlich ist es die Aufgabe des Studenten Blut abzunehmen. Direkt neben dem OP ist der Kreissaal. Wenn ich dann bei all den Patienten Blut abgenommen habe und durch den Kreissaal in den OP gelaufen bin, saßen 90% der Assistenzärzte da und haben über nicht medizinische Themen unterhalten. Es kam schon vor, dass ich mich am Tag 10 mal für den OP neu umziehen musste.
Beispielsweise wurden mir die geplanten Sectios verwehrt. Die elektiv einbestellten Patienten zur Sectio wurden immer um 8.30 durchgeführt. Arbeitsbeginn ist um viertel vor acht. In der ersten Besprechung im Konferenzraum erfolgte die Übergabe der diensthabenden Assistenzärztin und dem Oberarzt. In der zweiten Besprechung werden im Kreissaal alle Patienten erneut besprochen und anschließend ging es im OP los. Eine Oberärztin hat ausdrücklich gesagt, dass die Blutabnahmen wichtiger sind, als dass ich bei einem Kaiserschnitt zuschaue. So habe ich nie einen geplanten Kaiserschnitt gesehen. Da ich nach dem Blutabnehmen immer im OP war, habe ich zwei mal per Zufall mitbekommen, dass zeitnah ein Notfallkaiserschnitt stattfindet. Sonst hätte ich auch dies nicht miterlebt.
Es gibt seit kurzem auch eine Senologin im Haus, die zwei bis drei mal in der Woche operiert. Da die Assistenten absolut keinen Bock darauf hatten, durfte ich bei den OPs mitassistieren. Die Senologin ist sehr nett und erklärt viel während der OPs.
Bewerbung
Ich habe mich neun Monate vor Famulaturbeginn beworben.