Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Notaufnahme, OP, Station
Heimatuni
Heidelberg - Fakultaet Mannheim
Kommentar
Aufgrund der spärlichen Abdeckung des Themas Anästhesie an meiner Heimatuni habe ich mich für eine Famulatur auf diesem Gebiet entschieden. Meine Wahl fiel auf die BG Unfallklinik, die mir ein bekannter Assistenzarzt aus der dortigen Unfallchirurgie empfohlen hat. Vorneweg gesagt, die Famulatur in der Anästhesie hat sich wirklich gelohnt!
Insgesamt habe ich knapp 8 Wochen in der Anästhesie famuliert und mir alle wichtigen Bereiche angeschaut: OP (alle gängigen Anästhesieverfahren), Prämedikation/Narkoseaufklärung/Katheterkontrolle, Intensivmedizin, Schmerzambulanz und Notfallmedizin (NEF Fahrten). Hauptaugenmerk liegt primär im unfallchirurgischen Umfeld.
Anmeldung und Organisation
Meine Anmeldung erfolgte 6 Monate im Vorfeld über die PJ Beauftragte der Klinik, die sich um alle Angelegenheiten kümmerte und sehr hilfsbereit ist. Für die Famulatur musste ich ein kurzes Bewerbungsschreiben und einen Lebenslauf anfertigen. Anscheinend gibt es auch die Möglichkeit über das Anästhesie-Büro der Chefsekretärin sich zu bewerben. Inwiefern hier ein Bewerbungsschreiben und Lebenslauf erforderlich sind, kann ich nicht sagen. Genauso wenig, wie zu Übernachtungsmöglichkeiten im angeschlossenen Gästehaus.
Man bekommt seinen eigenen Spind, Kleidung und eine Essenskarte, die einem ein vollständiges Mittagessen mit Getränk ermöglicht.
Der Ablauf der Famulatur habe ich im Vorfeld mit dem zuständigen Oberarzt besprochen. Da kein strukturiertes Famulaturprogramm vorlag, konnte ich alle meine Wünsche äußern. So habe ich in der ersten Hälfte im OP, Schmerzambulanz und als Hospitant auf dem NEF verbracht. Die zweite Hälfte war ich auf der Intensivstation, Prämedikation und erneut auf dem NEF eingesetzt.
OP - Anästhesieverfahren
Es gibt 10 OPs, mit unterschiedlichen Schwerpunkten. In drei Wochen konnte ich einen guten Überblick über alle gängigen Verfahren aus der Allgemeinanästhesie und Regionalanästhesie erlangen. Je nach Interesse war es möglich zwischen den Säalen zu wechseln, und sich verschiedene Verfahren anzuschauen (auch fiberoptische Intubation). Nach kurzer Einarbeitung konnte ich ca. ein Dutzend Intubationen und 1-2 Narkosen (Einleitung, Überwachung und Ausleitung) komplett unter Anweisung/Kontrolle eines Arztes durchführen. Der Wechsel zwischen den OPs ermöglichte mir verschiedene chirurgische Schwerpunkte (Extremitäten, WS, Verbrennungen) anzuschauen - aus erster Reihe.
Im Nachhinein empfehle ich nach Absprache mit dem Oberarzt bei 1-2 Ärzten jeweils über mehrere Tage mitzulaufen. Wenn man motiviert ist, sich gut anstellt, sind die Ärzte durchaus gewillt einem viel beizubringen. Wer Zugänge erlernen möchte, sollte sich mit dem Arzt und vor allem der OP-Pflege vorher absprechen.
Ferner erhalten die PJler/Famulanten auch ein Handy, über das man bei Schockraumalarmen mit informiert wird und dem Prozedere beiwohnen kann. Hierbei sollte man den diensthebenden OA morgens informieren.
Prämedikation/Narkoseaufklärung/Katheterkontrolle
Auch wenn der OP sicherlich am lehrreichsten ist, empfehle 1-2 Tage in der Prämedikation/Narkoseaufklärung/Katheterkontrolle
zu verbringen. Je nach Vorhandensein von Schmerzkathetern im Hause, begleitet man einen Assistenzarzt bei der Katheterkontrolle für ca. 1h. Danach setzt man den Tag in der Prämedikation fort. Primär erfolgt hier eine kurze körperliche Untersuchung, Anamnese und Abklärung der OP-Risiken.
Intensivmedizin
Ich hatte bisher keinerlei Erfahrung auf dem Gebiet der Intensivmedizin. In der Frühvisite mit den Kollegen aus der Chirurgie wurden Röntgen- und CT-Bilder detailliert besprochen. Danach erfolgte meist Routine-Arbeit (Arztbriefe, Verlegungen, Anmeldungen). Rein praktische Tätigkeiten kamen selten vor, jedoch konnte ich bei einigen perkutanen dilatativen Tracheotomien zuschauen. Ferner erlaubten mir die Ärzte die Patienten täglich zu untersuchen und auch das Ultraschallgerät zu verwenden, um Abdomen- und Herzechos zu üben (ohne Hilfestellung). In dieser Zeit habe ich mich außerdem mit Beatmungsformen, künstlicher Ernährung und Volumenmanagement auseinandergesetzt. Ab der 2 Woche durfte ich jeweils einen „leichten“ Patienten übernehmen und in den Übergaben vorstellen. Sicherlich hilfreich war es, die strukturieren Übergaben zu erlernen.
Falls die Famulatur zeitlich begrenzt ist, empfehle ich maximal 1-2 Tage auf der Intensivstation zu verbringen. Gerade wenn man noch keine Erfahrung auf dem Gebiet hat, kann einen der Informationsüberfluss und Komplexität der Fälle anfänglich überfordern.
Schmerzmedizin
Neben der Prämedikation/Narkoseaufklärung ist es möglich auch in diesen ambulanten Bereich Einblick zu erhalten. Da ein Großteil der Zeit sich aus Arzt/Patientengesprächen und Anpassung der Medikation zusammensetzt, ist ein bis maximal zwei Tage als Famulant sicherlich ausreichend.
NEF
Wer bisher keine Erfahrung im Rettungsdienst hat, sollte auf jeden Fall die Möglichkeit nutzen auf dem NEF zu hospitieren. Ich hatte bei meinen insgesamt 5 Tagen NEF etwa 30 Fahrten. Das Spektrum reichte von Dyspnoe über Polytrauma bis hin zur Wiederbelebung. Man fährt jeden Tag mit einem anderen Arzt. Falls man einen bekannten Anästhesisten begleitet, wird man eingespannt. So konnte ich meist nach der 2-3 Fahrt die Notfallpatienten in den Krankenhäusern selbst übergeben. Die NEF Fahrten sollten gleich zu Beginn abgeklärt werden. Auch sollte man sich rechtzeitig um Kleidung und Sicherheitsschuhe kümmern, die Pflicht sind. Je nach Uni und Versicherung ist die Hospitation nicht möglich.
Fortbildung
Man hat die Möglichkeit jeweils 1x pro Woche (ab 16 Uhr) an der Assistenzarzt-FB teilzunehmen. Ferner kann man zusätzlich 2x Woche am PJ Unterricht der Unfallchirurgen (ab 15 Uhr) teilnehmen.
Team
Zu guter Letzt möchte ich noch auf das Team eingehen. Ich hatte den Eindruck, dass die Ärzte sehr kollegial und motiviert gegenüber dem OP-Personal, den Kollegen aus der Unfallchirurgie und letztendlich auch mir gegenüber waren.
Fazit
Die Famulatur in der BG Ludwigshafen haben meine Erwartungen übertroffen und der Lernprozess war enorm. Empfehlenswert - auch für diejenigen, die bereits andere Tätigkeitsfelder in Betracht ziehen.
Bewerbung
6 Monate im Vorfeld über die PJ Beauftragte der Klinik, wahrscheinlich auch über das Chefarztbüro mit kürzerer Laufzeit