Dies war meine zweite Famulatur in einer Notaufnahme und ich habe mich über das youngDGINA-Famulaturprojekt (https://youngdgina.com/famulaturprojekt/) bei der ZINA des Florence Nightingale Krankenhauses (FNK) Düsseldorf beworben. Da dies der erste Bericht für die ZINA des FNKs hier ist, werd ich einen etwas detaillierteren Bericht liefern.
Vorweg noch ein Hinweis: Ich habe meine Famulatur am Beginn des Coronavirus-Ausbruchs abgeleistet, dementsprechend ist die Darstellung hier nicht auf den "Normalbetrieb" komplett übertragbar. Jedoch ist bis zum Ende meiner Famulatur noch keine Welle an Covid-Patienten erschienen, weshalb ich auch etwas über den "Normalbetrieb" schreiben kann.
Kurzfassung: Insgesamt kann ich sagen, dass ich ziemlich enttäuscht bin von dieser Famulatur. Wie auf der Webseite der YoungDGINA beschrieben, sollen eigentlich alle teilnehmenden Notaufnahmen bessere Lehre betreiben als "normale" Notaufnahmen, die nicht am Projekt teilnehmen. In anderen Worten: Man soll dort einen Mentor erhalten, mit dem man im Optimalfall Dienste zusammen bestreitet und zudem soll man auf Leute treffen, die Bock auf Notfallmedizin haben. Beides war in meinem Fall nicht so. Da dies meine zweite Famu in einer Notaufnahme war, kann ich sagen, dass diese Aufnahme nicht wirklich besser oder schlechter ist, als andere Notaufnahmen hinsichtlich der Qualität der Famulaturen (in Bezug auf Lehre, Möglichkeit des Ausübens von praktischen Tätigkeiten etc.). Wirklich viel Neues habe ich nicht gelernt, weder praktisch noch theoretisch. Würde ich eine Famulatur in diesem Haus in der Notaufnahme nochmals machen? Wahrscheinlich nicht.
Langfassung: Ich bin mit der Einstellung in diese Famulatur gegangen, dass die Leute dort (v.a. die Ärzte) Bock auf Notfallmedizin haben und interdisziplinär arbeiten (hinsichtlich ZWB Klinische Notfall- und Akutmedizin usw.). Bin direkt eines besseren belehrt worden, denn auch hier rotieren viele Assistenzärzte von anderen Stationen in die Notaufnahme, ein wirkliches "Kernteam" gibt es leider nicht - außer dem CA Herrn Pin und der OÄ Fr. Kulczak, die beide sehr nett sind! Die restlichen Ärzte haben nicht so viel Lust auf Notfallmedizin, sie sind halt da, um die Zeit "abzusitzen" hat man das Gefühl. Leider ist auch keiner der Assistenten Notarzt dort, weshalb man nicht die Möglichkeit hat, auf dem NEF mitzufahren. In Bezug auf interdisziplinäres Arbeiten: Hier ist immer noch alles strikt nach "Innere" und "Chirurgisch" unterteilt, d.h. es gibt leider keine Allrounder, die sich erstmal alles ansehen und ggf. nen Spezialisten hinzuholen - das hatte ich mir anders vorgestellt. Wenn man also bei den Internisten mitläuft, bekommt man also relativ wenig von den chirurgischen Sachen mit (oder umgekehrt), was ich schade finde.
Ein paar Assistenten haben schon Bock, einem was beizubringen und lassen einen auch viel praktisches machen, bspw. Sonographieren, Patienten untersuchen und anamnestizieren, Braunülen legen, Briefe schreiben. Einige der Assistenten haben weniger Bock auf Lehre und kümmern sich leider weniger um einen, aber das ist ja normal. Fr. Kulczak kann sehr gut erklären, aber sie ist meist mit Arztbriefen beschäftigt und eher selten am Patienten, Herrn Pin sieht man leider auch selten, weshalb die Lehre größtenteils auf die Assistenten abfällt.
Als einen Schwerpunktversorger mit > 36.500 Patienten/Jahr hab ich den Laden irgendwie auch nicht wahrnehmen können. Es gab Tage, da habe ich nicht einen einzigen Patienten zu Gesicht bekommen und dann bin ich auch nach 3-4 Stunden nach Hause gegangen. Einen Schockraum sieht man vielleicht mal 1-2 mal/Woche... das ist dann aber auch kein "richtiger" Schockraum a la ABCDE, Polytrauma usw. In dieser Klinik landen viele mit respiratorischer Insuffizienz (bspw. exazerbierte COPD, Pneumonien etc.), sodass der Schockraum genutzt wird, um diese schlechten Patienten zu NIVen, da sonst kein anderer Raum in der Aufnahme ein Beatmungsgerät aufweist. Ach ja noch ein Wort zum Spektrum der Krankheitsbilder: viele pneumologische und gastroenterologische Krankheitsbilder, keine Herzinfarkte, keine Schlaganfälle oder sonstige Dinge. Der Rettungsdienst fährt die Aufnahme ziemlich selten an, hatte ich das Gefühl, viele Patienten kamen mit Einweisung vom Hausarzt. Wer also Action sucht, ist hier vermutlich Fehl am Platz.
Der Kontakt zur Pflege ist teils gut, teils weniger gut. Mit einigen arbeitet man gerne, andere grüßen einen nicht mal oder behandeln einen wie Luft. Wenn man der Pflege anbietet, Blut abzunehmen bzw. Braunülen legen zu wollen, wird das auch eher als lästig seitens der Pflege empfunden... wirkliche Wertschätzung erhält man da nicht, das kenne ich anders. Die ärztlichen Kollegen sind aber alle sehr nett gewesen!
Ach ja und noch ein/zwei wichtige Punkte: offensichtlich war man nicht wirklich auf mein Kommen vorbereitet, sodass ich eine Woche lang Probleme hatte, vernünftige Arbeitskleidung zu bekommen. Es wurde leider im Voraus verplant, mich bei der Wäscheverwaltung anzumelden. Des Weiteren hab ich weder einen Vertrag unterschrieben, noch hab ich ein Mitarbeiterschild bekommen. Essen in der Kantine ist leider auch nicht kostenlos, das kenne ich von vielen anderen Kliniken anders. Ich finde, wenn man schon ohne Vergütung einen Monat lang dort arbeitet, kann man auch etwas Wertschätzung in Form eines kostenlosen Mittagessens erhalten.
Würde ich dort nochmals eine Famu ableisten? Nein, ich persönlich nicht. Ich wollte eigentlich spannende Notfallmedizin erleben, meine chirurgischen und internistischen praktischen Fertigkeiten verbessern sowie interdisziplinäres Arbeiten lernen. Von meinen Erwartungen ist leider wenig erfüllt worden, ich habe wenig dazugelernt.
Wer es entspannt haben möchte, viele Patienten mit Einweisung vom Hausarzt untersuchen möchte und weniger Bock auf Notfallmedizin hat, der ist hier richtig. Wer aber spannende Notfallmedizin mit vielen Schockräumen, REAs oder dergleichen sucht, ist hier sicher falsch.
P.S.: Bei Fragen stehe ich gerne zur Verfügung :-)
Bewerbung
ca. ein halbes Jahr im Voraus über die YoungDGINA, geht aber sicher auch kurzfristiger.