Obwohl die Chefarztsekretärin sehr freundlich und bemüht war, hatten wir am Anfang ein kleines Kommunikationsproblem bezüglich meinem ersten Arbeitstag (ihre e-Mail diesbezüglich hat mich nie erreicht). Da ich von der Personalabteilung zuvor aber eine e-Mail mit der Zusage für meine Famulatur und Treffpunkt für den 1. Tag erhalten habe, habe ich mir erstmal nichts weiter dabei gedacht. Natürlich war der Treffpunkt in der Personalabteilung zu spät für den Klinikbetrieb, es war gewünscht, dass ich vorher in der Morgenbesprechung schon anwesend gewesen wäre und das alles brachte mir schon einmal dicke dicke Minuspunkte ein (wie dick diese Minuspunkte waren, durfte ich später im Verlauf meiner Famulatur noch deutlich zu spüren bekommen). Ursprünglich war geplant, dass die PJlerin der Frauenklinik mir nach ihrem 16 Stunden Dienst am Morgen noch einmal die komplette Klinik zeigt, mir die Abläufe und alle meine Aufgaben erklärt. Es war wohl gut für die PJlerin, dass wir uns nicht mehr an diesem Tag über den Weg gelaufen sind... Ich wurde einmal durch den Kreissaal geführt, bei allen anwesenden Ärztinnen und Hebammen vorgestellt und danach in der Küche abgestellt, um mich selbst in den Arbeitsalltag einzufinden. Kurze Zeit später wurde ich von einer Ärztin im Untersuchungszimmer angemault und zu einer Kollegin weggeschickt, diese hat mir meine Fragen mit einer derartigen Knappheit und Lustlosigkeit beantwortet, dass ich von selbst von Dannen gezogen bin und mich bei der Stationsärztin vorgestellt habe. Ihr habe ich für den restlichen Tag über die Schulter schauen dürfen, obwohl sie eigentlich viel zu viel zu tun hatte.
Dieser erste Tag war eigentlich schon bezeichnend für die ganze Famulatur.
Im Prinzip gibt es zwei Stationen (Wöchnerinnen- und gynäkologische Station), den Kreissaal samt Sectio-OP, Voruntersuchungs-, Wehen- und Behandlungszimmer, eine gyn. Ambulanz, das Brustzentrum und zwei OP-Säle (einer davon mit DaVinci-Roboter), die von den Gynäkologen belegt werden können. Dann gibt es noch 1x/Woche PJ-Unterricht (wohl von wechselnder Qualität und anscheinend eingeschränkt in den Ferien) und 2x/Woche Tumorkonferenzen, zu denen man mitkommen darf. In manchen Wochen gab es auch noch Inkontinenz- und Sexualsprechstunden. Alles in allem also viel Potential um viel lernen zu können.
Gleich vorweg: ich habe keinen PJ Unterricht mitgemacht und auch die Tumorkonferenz nur äußerst selten. Die letzteren beiden Sprechstunden habe ich auch nicht mitbekommen.
Als Hilfskräfte waren die PJlerin und ich, später statt der PJlerin eine andere Famulantin, anwesend. Meine Umkleide mit Spind und Wäsche war am anderen Ende des Krankenhauses, sodass ich mich in einer anderen Umkleide ohne Spind den ganzen Monat umzog und meine restlichen Sachen in der Küche verstaute.
Nach der Morgenbesprechung (Sitzordnung streng hierarchisch) waren unsere Aufgaben möglichst schnell das Blut auf den beiden Stationen abzunehmen (meistens ich) und in den beiden OPs die Haken zu halten. Zeit bei der Visite mitzugehen war somit eigentlich nie, da auch sehr empfindlich reagiert wurde, falls die BEs nicht zackig genug erledigt waren. Die anschließende Morgenbesprechung im Kreissaal bekam man somit auch nicht mit und es war äußerst schwer den Ablauf im Kreissaal kennen zu lernen und auch mal bei einer Geburt dabei zu sein (selbst wenn mich eine Assistenzärztin mitnehmen wollte, hat mich die betreuende Fachärztin schon mehrmals wieder rausgeschmissen gehabt, bevor ich überhaupt unterwegs zum Kreissaal war). Es wird einem empfohlen Nachtdienste mitzumachen, damit man auch mal Geburten miterleben kann.
Obwohl man keinen PC Zugang hatte und damit der OP-Plan nicht immer eingesehen werden konnte, sowie die Patientenakten Vor- und Nachbereitung nur schwer möglich, war ich dort gerne. Man hatte meistens was zu tun und es wurde einem auch viel erklärt. Kontra: Man konnte die Patientenfälle der OPs nicht mitverfolgen, da die Ärzte viel im Stress waren und man selbst kaum auf Station/in der Ambulanz mitlaufen durfte. Ob PJler oder Famulanten Mittagspause machen ist leider irrelevant, häufiger steht man den Mittag durch im OP und bekommt danach nur noch ein kaltes Brötchen.
Hat man nichts im OP zu tun, fällt es einem leider schwer etwas Lehrreiches zu sehen. Viele Ärzte hatten kein Interesse einem was zu zeigen, oder haben einen direkt weggeschickt. Es gab viel Personalfluktuation und die Stimmung zwischen den Ärzten war oft gereizt und sehr hierarchisch. Gleiches gilt leider auch für die Hebammen im Kreissaal.
Insgesamt war diese Famulatur geprägt davon, dass sich niemand für einen zuständig fühlt und kaum Interesse besteht den Studierenden etwas zu zeigen, bzw. sie sinnvoll mit einzubinden. Man fühlt sich als kostenloser Blutabnehmer und Hakenhalter ausgenutzt (nicht ganz, PJler werden immerhin bezahlt, Famulanten, die den gleichen Job erledigen leider nicht). Wenn diese Aufgaben erledigt waren, war man dann meist nur ein Störfaktor. Die leitende Oberärztin fühlt sich dann schon persönlich für die Studierenden verantwortlich, allerdings eher als disziplinarische Überwacherin. Das ganze gipfelte dann darin, dass sie ihre persönlichen Differenzen mit mir bei laufender OP ausgetragen hat. Auf der PJlerin wurde auch viel herumgetreten und es wurde kaum Interesse an ihr gezeigt.
Fairerweise muss ich aber noch anfügen, dass es junge motivierte Assistenzärzte auch in Fürth gibt. Leider hatten die zu großen Teilen Urlaub, als ich dort war, oder waren zu beschäftigt, um mir mehr zu zeigen. Trotzdem hatte ich einen sehr schönen und lehrreichen Dienst und manchmal dann auch schöne Stunden während der Famulatur mit ihnen. Das ansonsten leider wirklich Famulanten-unfreundliche Umfeld konnten sie dann aber auch nicht wettmachen.
Es hätte eine spannende Famulatur werden können, wurde es aber nicht. Ich kann die Frauenklinik in Fürth weder zum Famulieren, noch fürs PJ empfehlen.
Bewerbung
mindestens! 5 Monate im Voraus, dann genügt ein kurzer Anruf/Bewerbung per Mail im netten Chefarztsekretariat