Einen Monat lang im Inselklinikum Föhr-Amrum zu famulieren war gerade zu Corona-Zeiten für mich die beste Entscheidung. Das Inselklinikum verfügt über eine innere Station (ca. 20 Betten), sowie eine Ambulanz und zwei OP-Säle. Üblicherweise sind immer zwei Famulanten gleichzeitig da und man verbringt zwei Wochen auf Station und zwei in der Ambulanz. Dies war bei mir nicht der Fall, da die andere Person einfach nicht kam. So konnte ich mich immer frei entscheiden, wo ich dabei sein will. Die meiste Zeit habe ich auf Station verbracht und wenn dort nichts los war oder eine interessante OP anstand bin ich nach unten in die Ambulanz / OP gegangen.
Jeder Tag begann um halb acht mit gemeinsamem Blutabnehmen. Um acht gab es dann eine Frühbesprechung mit allen Ärzten (Innere & Chirurgie), sodass man direkt einen Überblick hatte, was an dem Tag (planmäßig) lossein würde. Hier wurden auch die Röntgenbilder vom Vortag besprochen, wobei besonders gerne ich abgefragt wurde. Anfangs war das etwas unangenehm vor allen Chefärzten "geprüft" zu werden, aber ich habe schnell gemerkt, wie viel es mir an Lernzuwachs gebracht hat und dass es nicht schlimm war, etwas nicht zu wissen.
Dann ging es auf Station weiter mit Visiten. Bei der Aufnahme von neuen Patienten habe ich Zugänge gelegt, Anamnesegespräche und die körperliche Untersuchung durchgeführt. Auch habe ich hier mein erstes EKG geschrieben und durfte öfters einen Ultraschall selbst machen (und natürlich viel zuschauen). Außerdem habe ich darauf geachtet, immer einen der beiden Stationsärzte zu begleiten, sodass ich auch viel über Patientenumgang und Gesprächsführung mit schwierigeren Patienten gelernt habe. Zwischendurch habe ich auch Arztbriefe (mit)geschrieben
Insgesamt gab es in meinen vier Wochen einige sehr ruhige Tage, an denen ich auch deutlich vor 16.00 gehen durfte. Aber es gab auch Tage, da kamen um drei Uhr noch zwei Notfälle, sodass ich (freiwillig) bis um 18.00 geblieben bin. Auch wenn die Klinik klein ist, konnte ich während meines Aufenthalts ein sehr breites Spektrum an Krankheitsbildern sehen, da das Klinikum eben das einzige für Touristen und Einheimische im Bereich Föhr-Amrum ist. Besonders spannend war, wenn ein akuter Notfall ausgeflogen werden musste. Es war schön zu sehen, wie Ärzte und Pflege zusammengearbeitet haben, um den Patienten möglichst schnell verlegen zu können.
An meinen Nachmittagen in der Ambulanz durfte ich entweder einen Arzt begleiten oder allein zu Patienten gehen, die Anamnese durchführen und schon einmal die ersten Untersuchungen durchführen. Dann kam der Arzt dazu und gemeinsam haben wir besprochen, was das weitere Vorgehen ist.
Im OP durfte ich umsteril zuschauen und habe mich hier an die Anästhesie gehalten.
Die Stimmung auf Station war meist sehr angenehm - manche Mitarbeiter von der Pflege etwas gewöhnungsbedürftig. Alle Stationsärzte, die ich in meiner Zeit kennengelernt habe (aktuell sind zwei dort fest angestellt und zwischendurch arbeiten Honorarärzte) waren sehr freundlich, geduldig und haben gerne erklärt.
In den vier Wochen konnte ich kostenlos im Personalwohnheim nebenan wohnen. Ich hatte mein eigenes großes Zimmer + Küche und Bad. Der Strand war keine 10 Gehminuten entfernt, sodass ich fast jeden Tag dort war. Leider gab es durch Corona Einschränkungen in der Abendgestaltung - die wurden durch Ausflüge über die ganze Insel und die Nachbarinsel Amrum aber wettgemacht.
Ich kann eine Famulatur in der Inselklinik sehr empfehlen! Wenn man spannende Fälle sehen, in einem kleinen Team arbeiten und trotzdem noch viel Freizeit an einem der schönsten Orte Deutschlands haben möchte, dann ist man dort genau richtig.
Bewerbung
Ich hatte Glück - jemand anderes ist wohl kurzfristig abgesprungen, sodass meine Bewerbung ca. zwei Monate vorher gereicht hat