OP, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station
Heimatuni
Marburg
Kommentar
Arbeitsbeginn: pünktlich um 07:00 Uhr auf der jeweiligen Station (I6 oder 139) zur Morgenvisite
Morgenbesprechung: 07:30 Uhr
Mittagsbesprechung: 15:00 Uhr (Freitags 14:00 Uhr)
Mittagsvisite mit dem Chefarzt: ca. 15:30 bis 16:30 (beide Stationen)
Tumorboard: Mittwochs 07:45 Uhr bis circa 09:00 Uhr
Feierabend für Studierende unterschiedlich zwischen 17:00 und 19:00 Uhr
Die Qualität der Famulatur in der Marburger NCH ist vor allem davon abhängig, wie viel Engagement man hat und was man sehen und tun möchte. Besonders auf der Intensivstation kann man unter Anleitung der Assistenzärzte quasi jede Aufgabe übernehmen. Das heißt Blut/ Liquor entnehmen (aus den Ventrikeldrainagen oder per Lumbalpunktion), Vigos legen, Drainagen ziehen und Wunden nähen, sogar Arterien und ZVKs sind möglich (später auch vollkommen selbstständig). Die Intensivtherapie mit Perfusoren und Beatmung wird auf Nachfrage auch sehr ausführlich von den Assistenten oder der kompetenten Pflege erklärt. Auf der Intensivstation habe ich unglaublich viel gelernt und hatte eine Menge Spaß, ab und zu kann es aber natürlich stressig und anstrengend werden. Zwischendurch kann man auch mit den diensthabenden Assistenten zu Notfällen in die ZNA gehen.
Wer es lieber ruhig mag, kann auf Nachfrage genauso gut auf die Normalstation oder in die Ambulanz. Dort erledigt man im Prinzip ähnliche Aufgaben wie auf allen anderen Normalstationen, das heißt der neurochirurgische Schwerpunkt fällt ein wenig weg. Ab und zu wird man von dort zum Blut abnehmen oder Vigos legen gerufen, das hält sich aber absolut in Grenzen.
Assistenzen im OP sind jederzeit möglich. Dazu muss man einfach rechtzeitig auf die entsprechenden Oberärzte zugehen und ihnen dann nach der Morgenbesprechung folgen. Bei Wirbelsäulen ist man regelmäßig erster Assistent, darf saugen, spülen und nähen. Auch bei den Kopf-OPs ist man meistens mit am Tisch, insofern es nicht bereits zwei Operateure sind (meistens beginnt ein OA die OP und Prof. Nimsky kommt im Verlauf dazu, um den Hauptteil zu machen), logischerweise schaut man dabei aber fast nur zu. Bei kleineren Standardeingriffen am Kopf wie bspw. EVDs, die ohne den Professor durchgeführt werden, durfte ich aber auch schon alleine Löcher in den Schädel bohren und die Dura nähen. Allgemein sollte erwähnt werden, dass der OP extrem modern ist und man auch ohne direkt am Tisch zu stehen alles 1:1 über Bildschirme (sogar in 3D) nachverfolgen kann. Der Einsatz von Navigation und Software ist wirklich beeindruckend. Prof. Nimsky selbst ist dabei immer sehr freundlich und erklärt auch hin und wieder etwas. Ab und zu kann es aber auch etwas rauer im OP werden. Das ist allerdings meistens berechtigt und nimmt keine Chirurgie-untypischen oder persönlichen Formen an.
Zu allen Aufgaben/ Aktivitäten muss gesagt werden, dass ich maßgeblich bis ausschließlich daran teilhaben durfte, weil ich danach gefragt und Interesse gezeigt habe. Andere Famulanten, die gleichzeitig dort waren, haben zum Teil wesentlich weniger erlebt und wesentlich weniger tun dürfen. Von selbst darf man keine Betreuung erwarten.
Wer in Marburg Medizin studiert wird mit Sicherheit schon die ein oder andere Gruselgeschichte über Prof. Nimsky gehört haben und auch nach außen hin hat die neurochirurgische Klinik im UKGM Marburg u.a. deswegen einen schlechten Ruf. Es herrscht zwar eine extreme Hierarchie, die Stimmung in der OA-Etage ist ein wenig feurig und Prof. Nimsky hat eine spezielle Persönlichkeit, aber davon ist nichts so schlimm, wie es erzählt wird. Zu Studenten ist Prof. Nimsky immer sehr freundlich und von den OÄ wird man nicht ins Visier genommen. Wenn es mal laut in den Besprechungen wird, ist es fast immer gerechtfertigt und wird nie verletzend. Alles in allem also nichts, was das typische chirurgische Arbeitsklima übersteigt. Ich sage mal, man muss einfach damit klar kommen, dann hat das ganze eher einen unterhaltenden Charakter.
Fazit: wer sich für das Fach begeistern kann, Spaß, Interesse und Engagement zeigt, kann hier unglaublich viel sehen und mitnehmen. Von alleine wird aber nichts passieren. Die Klinik und vor allem der OP sind modern und gut ausgestattet. Man erlebt das ganze Behandlungsspektrum des Fachgebietes und bekommt tiefe Einblicke in den späteren Alltag. Insgesamt gebe ich deshalb eine klare "1", auch wenn sich die Durchschnittsnote aufgrund der vorgefertigten Kriterien nicht damit deckt. Als Student ist man von den kleinen Streitereien und Bösartigkeiten aber einfach nicht betroffen.
Bewerbung
Email an Prof. Nimsky oder OA Dr. Völlger. Wer auf die Intensivstation möchte, muss das vorher angeben!