Station, Diagnostik, Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Berlin
Kommentar
Kurzfassung
"Empfehlenswerte, herausfordernde Famulatur für alle, die sich für die Ortho/Unfall interessieren.
Pro
1. Offizielle Einteilung als Famulant in OPs, in der prästationären Aufnahme, in den Spezialsprechstunden, in die Notaufnahme, in den Stationsdienst
2. Enger Kontakt zur Pflege, zu Assistenzärzten, zu Fachärzten und zu den Oberärzten, sowie zu dem nicht-medizinischen Personal
3. Chefvisiten mittwochs mit ggf. Patientenvorstellung und on-site Befragung und Feedback
4. Studentenunterricht für PJler (Famus willkomen) montags und mittwochs von verschiedensten Abteilungen
5. Man fühlt sich nicht ausgenutzt
Contra
1. Ungeeignet für Leute, die Kritik persönlich nehmen
2. Ggf. verspäteter Dienstschluss, v.a. wenn man im OP zugeteilt wird und sich OPs verspäten
3. Herausfordernd bzgl. Wissensstand; viel Selbststudium notwendig, wenn man viel mitnehmen möchte
4. Laufzettel mit verschiedenen Stationen, wo man sich Schlüssel, Namensschild, etc. abholt, muss am ersten selbständig gemacht werden, obwohl man das Gelände noch nicht so gut kennt
5. Dienstkleidung muss man selber zu ungünstigen Zeiten außerhalb des Hauptgeländes abholen
(6. Meistens keine Zeit zum Mittagessen; war für mich aber nicht relevant)"
Die Famulatur fing an mit der Selbstvorstellung bei der S3-Abteilung, wo ich mein Laufzettel bekommen habe, den ich mir an verschiedenen Stationen/Abteilungen unterschreiben lassen sollte. Man bekommt einen Transponder zur Zeiterfassung, die man zur Beginn (vor 6:45) und zum Ende des Dienstes (nach 15:30) einscannen sollte. Mit dem Ausfüllen des Laufzettels bekam man so wie eine kurze Orientierung, wo welches Gebäude ist. Ertst am zweiten Tag fing der Dienst an. Eine Famulantin, die bereits zwei Wochen zuvor angefangen hatte, erzählte mir alles, was sie wusste (wo der Dienstplan steht, wo die OP-Schleuse ist, wo man sich den Eintrittsausweis ins Gelände holen sollte, etc.).
Eine PJlerin, die zum selben Zeitpunkt angefangen hatte, und ich haben uns dann bei der Famulatur- und PJ-Beauftragte vorgestellt, bekamen dann unser "Willkommen bei der Abteilung XIV Set" und ließen unsere Fragen beantworten. Auch als Famulant konnte man einen Computerzugang im Geschäftszimmer der Station beantragen, mit der wir auf den Rechnern Briefe schreiben und den OP-Plan ansehen konnten.
Zum Dienstbeginn haben Famulanten und PJlern ggf. die Blutentnahmen gemacht, Zugänge gelegt und ggf. präoperative Covid-Abstriche (nach Einweisung) gemacht. Ab 7 Uhr pünktlich fing die morgendliche Visite der Seiten an, wo die Stationsärzte, Fachärzte, Operateure den Verlauf der Patienten beurteilten, schnelle Wundkontrollen gemacht und den weiteren Verlauf diskutierten. Meistens sind sie mit der Seite um 7:25 pünktlich fertig und gehen dann entweder in den OP-Saal zur Vorbereitung der Patienten, wenn man im OP eingeplant wurde, oder zur Röntgenbesprechung um 7:30. Danach ging man zu der zugeteilten Stelle.
Der erste Tag, wo ich in den OP-Saal eingeteilt wurde, wurde mir von dem operierenden Facharzt nach Nachfrage erklärt und gezeigt, was man jeden OP-Tag machen sollte: in der Umkleide sich ausziehen, eigene Sachen in einer Tüte reinstecken, den OP-Kasack mit OP-Haube und Mundschutz anziehen, Händedesinfektion und dann ab in die OP-Schleuse. Das chirurgische Abwaschen wurde mir auch präoperativ vorgezeigt. Im Laufe der Famulatur hat man dann alles selber gemacht und man konnte auch bei der Patientenlagerung mithelfen. Assistieren durfte ich bei Hüft- und Knie-TEPs, Fußchirurgische Umstellungsosteotomien, Platten- und Schraubenosteosynthesen, Materialentferungen und handchirurgische Sehnenplastik.
In den Spezialsprechstunden (Knie-, Hüfte-, Schulter-, Fuß, Wundsprechstunden) konnte man orthopädische Untersuchungstechniken von den Fachärzten erlernen, ggf. auch beim Eintippen der Untersuchungsbefunde, während der Facharzt den Patienten untersucht, mithelfen.
In der prästationären Aufnahme half man die zugeteilten Assistenzärzten mit den Ausfüllen der OP-Checklisten, Anamnese und körperlicher Untersuchung.
Wenn man in die Notaufnahme zugeteilt wurde, hatte man letztendlich Stationsdienst bis man gepiept wird und ein orthopädisches/unfallchirurgisches Konsil angefordert wurde. dann ging man zusammen in die NA, schaute sich den Patienten an, untersuchte ihn, schrieb ein Konsilbrief und entscheidet sich für oder gegen eine stationäre Aufnahme ggf. eine Wiedervorstellung in die Ambulanz.
An den meisten Tagen (Mo-Do) fand dann die Mittagsbesprechung um 15 Uhr, am Freitag schon um 14:00, statt. Dort konnte man sich den Dienstplan für den morgigen Tag ansehen und schauen, ob man dann im OP eingeplant wurde oder woanders stationiert wird.
Mittwochs fand die Chefarztvisiten um 7 Uhr pünktlich statt. Es wird gewünscht, aber nicht verpflichtet, dass Famus und PJlern bisschen früher kommen, damit die Blutentnahmen bis zum Anfang der Visite fertig werden, es war aber nicht schlimm, wenn noch Blutentnahmen übrig waren. Man stellte als Famulus zwei Patienten kurz aber präzise vor, die man sich hoffentlich am Vortag noch vorbereitet hat (dass man im OP eingeplant wurde ist keine Ausrede). Wenn man an dem Tag in den OP-Saal eingeteilt wurde, ist man trotzdem um 7:30 zur Schleuse gegangen, auch wenn man keinen vorgestellt hatte (ist aber eine gute Übung gewesen. Immer einen guten ersten Eindruck stellen! Das kommt sehr gut an). Fragen (und ggf. Feedback) kamen dann vom Chefarzt, die man hoffentlich gut beantworten konnte (Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass die Redon-Drainage nach einem französischen Kieferchirurgen namens Henry Redon im 20. Jh benannt wurde).
Die meisten Studentenunterrichten, die montags und mittwochs stattfanden, waren phenomenal. Die meisten Ärzte waren begehrt zu unterrichten und haben sich auch Mühe gegeben, uns etwas beizubringen.
Am letzten Tag habe ich mein qualifiziertes Arbeitszeugnis (die ich zwei Wochen im voraus bei dem Chefsekreteriat angefordert habe) abgeholt und habe noch einen angenehmen Abschlussgespräch mit dem Chefarzt/leitender Klinikdirektor gehabt.
Zusammenfassend kann ich eine Famulatur im Bundeswehrkrankenhaus nur empfehlen; im Vergleich zu anderen Häusern wurde der Fokus v.a. bei den OPs auf die PJlern gesetzt und man durfte nur bei bestimmten OPs, wenn es ging, assistieren. Hier wird man als Famulant gerne gesehen und, wenn man hohe Eigeninitiative gezeigt hatte, kam das immer gut an. Werde definitiv versuchen ein Teil meines chirurgischen PJ-Tertials in dieser Abteilung zu absolvieren.
aj
Bewerbung
1 Jahr im voraus (zu früh beworben) bei der S3-Abteilung (BwKrhsBerlinS3@Bundeswehr.org). Viel Papierkram musste ausgefüllt, unterschrieben und zurückgeschickt werden.