Die ITS1 am Klinikum Großhadern der LMU in München ist die (viszeral-)chirurgische Intensivstation. Als Famulant auf der ITS1 ist man nicht im OP sondern wirklich nur auf der Intensivstation (natürlich kann man sich OPs anschauen wenn man will, aber dann aus der Sicht der Anästhesisten). Während die Pflege im 3-Schicht System arbeitet, arbeiten die Ärzte im 2 Schicht System. Jede Schicht ist theoretisch 12 Stunden lang, praktisch sind die Ärzte jedoch viel länger da. Es gibt zwei Stationsärzte und einen Oberarzt, welcher fast täglich zur Visite anwesend ist. Schichtbeginn als Student ist um 6:45 Uhr zur morgendlichen Visite, Ende gegen 19:00 Uhr. Theoretisch ist es auch möglich an Nachtdiensten teilzunehmen.
Aufgrund der langen Schichten muss man als Famulant entsprechend nicht 5 Tage die Woche arbeiten. An welchen Tagen man kommt kann man sich komplett selbst einteilen, aufgrund der häufig anwesenden Blockpraktikanten ist jedoch eine gewisse Absprache mit anderen Studenten nötig. PJler gab es zum Zeitpunkt meiner Famulatur nicht auf der Station.
Bei den um die 10-12 Patienten auf der Station handelt es sich großteils um onkologische Patienten nach viszeralchirurgischem Eingriff. Obwohl es sich um eine Intensivstation handelt sind nur wenige intubiert und beatmet, einige sind wach und ansprechbar.
Der Tag beginnt um 6:45h mit der morgendlichen Visite durch den Oberarzt der Station. Zunächst werden Befunde und Labore der Patienten vom Vortag und der Nachtschicht am PC besprochen, darauf folgt ein Gang durch die Patientenzimmer mit eintragen der Anordnungen, Medikamente und Volumentherapie für den Tag. Die Station ist nicht digitalisiert, es wird alles handschriftlich auf Papierbögen eingetragen. Ein Gespräch mit den wachen und ansprechbaren Patienten findet auf der Visite nicht statt. Zunächst findet die Visite für den ersten Stationsarzt bzw. -ärztin statt, dann die zweite. In Summe dauert dies jeden Tag um die 3 Stunden. Einen Lerneffekt hierbei gibt es nicht. Während der Visite wird sehr leise gemurmelt, Bilder und Laborparameter werden schnell durchgeschaut aber nicht laut besprochen oder gar erklärt.
Auf die Visite folgt die tägliche BGA Entnahme um 10 Uhr von allen Patienten, eine der wenigen täglichen Aufgaben für Studenten. Da alle Patienten über arterielle Katheter verfügen muss für Blutabnahmen nicht punktiert werden. Eine weitere BGA & Labor Entnahme erfolgt um 15:30, um 18 Uhr nochmal eine reine BGA Entnahme. Zwischen den Blutabnahmen ist man stark abhängig von den anwesenden Ärzten. Während die meisten Ärzte sehr nett sind, so wird man, trotz aktivem nachfragen und anbieten, nur von einigen wenigen wirklich eingebunden und bekommt Aufgaben oder Sachen erklärt. Die Workload der Ärzte ist extrem hoch und die meisten sind eher unerfahren, weshalb diese oft genug selbst zu tun haben. Nichtsdestotrotz gibt es ein paar ÄrztInnen denen an Lehre gelegen ist und bei denen es wirklich Spaß macht mitzulaufen, allerdings gibt es auch Konstellationen bei denen man den ganzen Tag mehr oder weniger ignoriert und nicht einmal angesprochen wird.
Es folgt eine Liste an mehr oder weniger regelmäßigen Tätigkeiten welche ich auf Station durchführte:
- BGA und Laborabnahmen: Die Auswertung von BGAs lernt man im Laufe der Zeit gut, da man die Werte selbst in die Patientenbögen einträgt und den Ärzten von Werten außerhalb des Rahmens berichten sollte. Desweiteren bekommt man einen groben Überblick über relevante Laborparameter und deren Normwerte. Differenzialdiagnostisch lernt man wenig da Labore nur selten besprochen werden bzw. nur wenige Werte auf der Station interessant sind. Hier gilt es selber nachzulesen
-12-Kanal EKGs: Nach OPs und Patientenaufnahmen müssen 12-Kanal EKGs geschrieben werden, diese klebt man selbst. Das lernt man ebenfalls im Laufe der Zeit sehr gut. Eine Besprechung findet nur selten auf sehr aktives nachfragen statt, man muss hier ebenfalls selbst tätig werden
- Arztbriefe besorgen: Oftmals fehlen Arztbriefe von anderen Kliniken oder Hausärzten, hier muss man viel telefonieren um diese zu beschaffen.
- Transporte: Als Student begleitet man die Ärzte bei Transporten der Patienten in den OP oder in die Bildgebung.
Einige Hightlights meiner Famulatur:
- es war mir möglich einmal einen arteriellen Katheter unter Aufsicht selbst zu legen. Dies war tatsächlich einer von zwei arteriellen Katheter die in meiner Zeit dort überhaupt gelegt wurden (die Anlage erfolgt vor Ankunft auf der ITS und danach muss man Glück haben in einer Schicht anwesend zu sein wo ein Wechsel ansteht)
- bei der einzigen Intubation die ich während meiner Zeit dort mitbekommen habe konnte ich assistieren und die Präoxygenierung übernehmen
- einmal konnte ich im Herzkatheterlabor dabei sein und zuschauen
Fazit: Ich würde eine Famulatur auf der ITS1 nicht empfehlen. Man lernt weder Intensivmedizin noch Viszeralchirurgie. Natürlich bekommt man einen Überblick über intensivmedizinische Medikamente und deren Verwendung, allerdings gibt es nur sehr wenige Intubationen, Nierenersatzverfahren finden wenn nur im Nachtdienst statt, ECMOs gibt es nicht auf der Station und nur wenige Patienten werden beatmet. Da man nicht im OP ist lernt man natürlich auch wenig Chirurgie, man bekommt aber einen Überblick über verschiedene Systeme von Drainagen und deren Verwendung. Generell werden nur wenige neue Katheter gelegt (ZVK Anlagen konnte ich 3 beobachten).
Als positiv möchte ich hervorheben, dass die Pflege wirklich sehr sympathisch ist. Oftmals habe ich in Gesprächen mit der Pflege mehr über Intensivmedizin gelernt als in meiner Zeit bei den ÄrztInnen.
Die Note 3 für die Lehre auf Station vergebe ich nur, weil es ein paar ÄrztInnen gibt die sich wirklich Mühe geben und bei denen man etwas lernt. Leider hatte ich nur sehr wenige Schichten mit diesen ÄrztInnen, und sonst ist die Lehre leider keiner Rede wert.
Bewerbung
Kurzfristig
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
EKG Fallbesprechung
Tätigkeiten
EKGs Praktische Maßnahmen unter Aufsicht Blut abnehmen Botengänge (Nichtärztl.)