Wer einen Einblick in die Urologie bekommen möchte, die Vorteile eines kleinen Hauses (kurze Wege, alles sehr persönlich, interdisziplinär gute Zusammenarbeit) zu schätzen weiß und dabei auch noch eine kostenlose Unterkunft 5 Minuten von der Klinik haben möchte, ist in der Urologie in Bad Tölz genau richtig. Absolute Empfehlung!
Das Team besteht aus etwa 8 Assistenzärzten, drei Oberärzten und natürlich dem Chefarzt. Egal mit wem man unterwegs ist, man kann immer nachfragen (es ist ausdrücklich erwünscht) und kann auch selbst schnell viel ausprobieren. Die Ärzte routieren durch die verschiedenen Bereichen (es gibt einen Dienstplan, daran kann man sich orientieren) und es lohnt sich, alle Bereiche kennen zu lernen. Wenn ein Telefon frei ist, kann man es im Dienst mitnehmen und ist damit gut erreichbar, falls es mal irgendwo was spannendes zu sehen gibt.
Es gibt die Station, wo man morgens Visite geht (die Pflege ist immer dabei, insgesamt konnte man ein gutes Miteinander Ärzte-Pflege beobachten, was sehr angenehm war), danach stand meistens Blutabnahmen und PVKs legen an und danach wurde bei manchen post-OP Patienten noch per Ultraschall auf Hydronephrose o.ä. untersucht. Abhängig davon, ob der Stationsarzt im OP eingeteilt war, standen dann noch Briefe schreiben und Patientenentlassungen auf dem Plan. Es wird täglich zweimal Visite gegangen. Am frühen Nachmittag gibt es immer eine Besprechung mit Chefarzt oder Oberarzt über die Neuaufnahmen/Konsile und Befunde der vergangenen OPs.
Außerdem gibts noch die ZPA (zentrale Patientenaufnahme), wo den Patienten für Operationen in den kommenden Tagen aufgeklärt werden. Da hätte ich ein bisschen früher schon mitgehen sollen. Es ist auf jeden Fall sehr lehrreich, weil man die Patienten natürlich auch nochmal untersucht und ihnen das Procedere erklärt wird, man bekommt also selbst einen ganz guten Eindruck, welches Spektrum abgedeckt wird und lernt die Patienten noch vor der OP kennen.
Es gibt noch den Dienst für Notfälle und Konsile, hier kommen dann z.B. Patienten aus dem eigenen Haus zur urologischen Abklärung oder auch ambulante Patienten über die Notaufnahme. Je nachdem wie viel los ist (gar nicht mal so wenig tatsächlich^^), kann man auch hier sehr viel lernen, wie Anamnesen, sonographieren und (urologische) körperliche Untersuchungen üben.
Dann gibts noch den kleinen OP, hier werden endoskopische Eingriffe und kleinere Operationen (wie Vasektomien oder Circumzisionen) vorgenommen und der große OP mit klassisch laparoskopischen und daVinci Eingriffen. Man wird als Famulant auch öfter man auf den OP Plan mit draufgeschrieben, dann steht man steril mit am Tisch (die OP Schwestern sind zum Glück auch richtig nett und geduldig), hält die Kamera oder assistiert bei den kleinen OPs. Ich durfte recht oft dann auch mitnähen, was sehr sehr cool war. Auch bei den Circumcisionen durfte ich öfter man Nähte setzen und bekam insgesamt viel erkärt.
Die offzielle Dienstzeit für Famulanten ist 7.15-15.45, in den ersten beiden Wochen war ich immer länger da, an sich kann man aber immer gehen, wenn man noch was unternehmen will. Es ist auch möglich, mal einen 24h Dienst mitzumachen, wenn man sich dafür einen freien Tag nehmen möchte.
Zur Unterkunft: Nach vorheriger Anfrage bekommt man durch die Klinik ein Zimmer in einem ehemaligen Hotel (Joquellenhof) gleich um die Ecke organisiert. Ich musste einmal das Zimmer wegen eines Wasserschadens wechseln, beidesmal war die Ausstattung die gleiche: zwei Betten (Bettwäsche und Handtücher werden gestellt), Balkon, Kühlschrank mit kleinem Gefrierfach, Mikrowelle und zwei Herdplatten, kein Geschirr/Töpfe/Besteck. Ließ sich definitiv aushalten, obwohl es schon sehr in die Jahre gekommen ist. Die PJler werden dort auch untergebracht und wenn man sich früh genug miteinander vernetzt, ergeben sich öfters mal Ausflüge und gemeinsame Abende.
Bewerbung
Ziemlich unkompliziert etwa zwei Monate vorher eine Bewerbungsmail ans Chefsekretariat, der Chefarzt persönlich hat dann zugesagt.
