Alles sehr locker und selbstbestimmt organisierbar. Du verbringst so viel Zeit in der Uni wie du möchtest, die Unterschrift bekommst du definitiv, selbst wenn man so wie ich währenddessen die Station wechselt. Das bietet sich auch an, da man in dieser Famulatur eher ein Erasmus macht. Man wird einer 8er Gruppe aus 11./12. Semestern zugeteilt und kann so an deren Rotation (wie Blockpraktikum) teilnehmen.
Alltag: Um 7:40 uhr wird man zu einer 10 minütgen Busfahrt zur Klinik abgeholt, wo man knappe 30 Minuten lecker frühstücken kann. Darauf folgt auf der jeweiligen Station der Morning report, wobei schon dieser mit Fragen an die Studenten wie ein Teaching gestaltet ist. Jede*r STudent*in bekommt mind. eine*n Patienten*in zugeteilt, die man morgens als Erste*r untersucht. In der knapp 3 Stunden dauernden Visite berichtet man nun seinem Oberarzt und Kollegen (meiste ca. 15 Leute!). In der Mensa gibt es eine breite Auswahl, bei der man sich durch großzügige konstenfreie Coupons reichlich bedienen kann. Einmal wöchentlich gibt es Vormittags die ambulante Sprechstunde, der man beiwohnt und die körperliche Untersuchung macht. Dabei rufen die Ärzte aus anderen Zimmern auch nach einem, wenn es etwas INteressantes zu Palpieren gibt etc. Die Patienten freuen sich sehr über europäische Studenten, es ist guter Kontakt möglich. Außerdem erhält man ab und an den Auftrag zwischendrin einen neuen Patienten in der Notaufnahme zu untersuchen und zu präsentieren. Dies war trotz Arabischkenntnissen wegen des Dialekts oft nicht vollständig möglich. Es findet sich aber immer schnell jemand der, selbst als Arzt, dann nur übersetzt und einen trotzdem noch das Gespräch führen lässt. Nachmittags gibt es dann abwechselnd Seminare, POL (Problem orientiertes Lernen an von Studenten gewählten realen Fälllen von der Station), Präsentationen von Studierenden, AÄ oder Gastdozenten, Thementage (in meiner Zeit vor allem zu dem "neu aufkommenden" Corona) und viel echt gutes Bedsideteaching, in welchem durch ständige Fragen viel Mitdenken der Studierenden gefragt ist. Der Tag ist denn zu Ende wenn du gehen möchtest. Das offizielle Proramm war aber immer bis spätestens 16:30 zu Ende.
Sprache: Sämtliches ärzltiches und pflegerisches Procedere in der Klinik geschieht auf Englisch. Die meisten Ärzte sind allerdings Omanis und bei gut der Hälfte der Patienten ist die arabische Sprache erheblich von Vorteil, sonst steht man oft nur daneben und kann sich im Nachhinein alles erzählen lassen.
Geschlechterverhältnis: Die Krankenhausstationen sind nach Geschlechtern getrennt, den Frauen begegnet man mit dem üblichen Respekt und Zurückhaltung und zB wird das Herz durch mindestens eine Bekleidungsschicht auskultiert, und so funktioniert der Kontakt bei professionellem Verhalten ohne Probleme.
Fortbewegung: Vom und zum Flughafen gibt es ein über die Uni organisiertes Shuttle. Für die Zeit danach isz es am besten ein Auto zu mieten, sonst kommt man nie richtig in die Stadt, geschweigedenn ein bisschen selbst im Land rum. Außerdem kann man auch so spontan zur Uni fahren. Im Wohnheim lernt man aber auch immer jemanden kennen, der einen mitnimmt. Außerdem fährt auch nach der Uni garantiert ein Kommilitone*in bei dir vorbei.
Was das Soziale betrifft, so findet man wirklich unlaublich leicht Anschluss, als Frau sogar noch etwas mehr, da sich auch die omanischen Studentinnen leichter für dich interessieren und dich nach Hause einladen können. Ich verbrachte wirklich kein Wochenende ohne mit Einheimischen die Heimat und Kultur intensiv zu erkunden.
Diese Famulatur sollte man definitiv nur im Winter machen, sonst verpasst man viele Chancen das Land kennen zulernen. Ideal für Arabischlernende um in einem gemäßigten, sehr offenen Land, dessen Entwicklungsstatus sehr mit dem deutschen zu vergleichen ist zu famulieren. Aber wie gesagt wird man auch ohne ein Wort arabisch eine tolle Zeit haben!
Bewerbung
Bewerbung über eine EMail an sulrash@squ.edu.om . Ich habe mich 6 Monate im Vorhinein beworben, die eigentlichen Prozesse liefen erst in den 2 Monaten davor. Man braucht eine Reihe an Dokumenten ausgefüllt, die aber alle keine Probleme bereiten.