Die Famulatur auf dieser paradiesischen Karibikinsel hält, was sie verspricht. Ich war in Accident & Emergency aka Notaufnahme tätig. Es lief alles frei nach dem entspannten Motto "alles kann, nichts muss". Man hatte seine eigenen Patienten (eher die einfachen Fälle, die nicht unbedingt in die Notaufnahme gehören, aber trotzdem da landen, weil es das größte Krankenhaus auf der Insel ist). Man sollte gut englisch sprechen um möglichst schnell mit dem karibischen Akzent zurechtzukommen. Die Ärzte erwarten grundsätzlich eine gewisse Selbstständigkeit, weswegen man oft ziemlich nachhaken muss, wenn man Fragen hat oder Patienten nachbesprechen will. Der Austausch mit der Pflege war abgesehen von ausgeführten Anforderungen leider kaum existent. Ansonsten kann man mehr oder weniger Arzt spielen und hat im Prinzip den gleichen Status wie sonst ein PJler. Man kann eigenständig Laborwerte und sogar Bildgebung anfordern, die man nur kurz mit einem der Ärzte absprechen sollte. Man sollte auf jeden Fall möglichst alle wichtigen Organsysteme körperlich untersuchen können und eine strukturierte Anamnese möglichst nach englischem Vorbild draufhaben, dann tut man sich in der Nachbesprechung und bei Fragen leichter. Als Hauptversorger der Insel landen im Scarborough General Hospital auch alle größeren Notfälle, insbesondere Verkehrsunfälle, wo man dann teils auch komplexe Polytraumata sieht und einen etwas unorganisierteren, aber trotzdem vollständigen Ablauf beobachten und auch auch dabei mitwirken kann. Blutentnahmen und Zugänge legen sollte man davor schon ein paar Mal gemacht haben, kann das an den entspannten Inselbewohnern aber auch gut üben. Das medizinische system orientiert sich am englischen und das Krankenhaus ist völlig in Ordnung und vollständig ausgerüstet, komplexere Notfälle werden aber nach Port-of-Spain ausgeflogen. Man kann im Prinzip gehen, wann man will und bei Bedarf nachmittags noch die Schönheit der Insel genießen.
Gewohnt habe ich in Shirma´s Appartments, was die mit Abstand beste Anlaufstelle für Medizinstudenten ist. Neben mir waren ca. 15 weitere Studenten aus UK da, 2 davon mit in A&E. Die Eigentümerin der Anlage, Shirma, kümmert sich liebevoll um alles und steht mit Rat und Tat zur Seite. Sie kennt alle wichtigen Leute und organisiert Transport, Touren, Supermarktfahrten, einmal die Woche ein gemeinsames Mittagessen und hilft einem auch sonst bei allen anfallenden Problemen oder Fragen. Es macht auf jeden Fall Sinn, mit einem oder mehren Freunden anzureisen, dann kann man viele Kosten teilen.
Tobago ist eine wunderschöne Insel mit malerischen Buchten und einem kleinen tropischen Gebirgszug in der Mitte der Insel. Klassischerweise sucht man sich jeden Tag eine andere Bucht aus und genießt das Leben mit Rumpunch oder einem kühlen Carib in der Hand. Abends dann Partys in Crown Point oder im Wochenrhythmus in den Bars und Restaurants der verschiedenen Buchten. Must-Dos sind die Tour nach No-Man´s-Land, Nylon Pool, die Bioluminiscence tour uvm., Shirma weiß Bescheid. Außerdem ist Tobago ein super Tauchrevier und man kann bei Bedarf mit guten Angeboten für Studenten auch einen bezahlbaren Tauchschein machen.
Man muss bedenken, dass das ganze mit Flug, Accomodation, Transport, Essen usw. auch seinen Preis hat, man muss bei 25USD pro Nacht bei Shirma und relativ teuren Lebensmittelpreisen (wegen der Insellage muss fast alles importiert werden) mit etwa 1300-1500 € insgesamt rechnen. Von Deutschland aus geht´s praktischerweise 1-2 Mal die Woche mit Condor von Frankfurt aus direkt nach Tobago, Preise sind relativ stabil, bietet sich aber trotzdem an alles frühzeitig zu planen. Für mich hat sich das trotz einer dramatischen Abkürzung wegen Corona mehr als gelohnt. Ich kann die Famulatur halbwegs selbstständigen und offenen Leuten mehr als ans Herz legen.
Bewerbung
Ca. 6 Monate im Voraus bei Joanna Clarke (joanna.clarke@trha.co.tt), es reicht nach Rücksprache mit den englischen Studenten aber auch deutlich kurzfristiger. Zunächst per informeller Anfrage per Mail, dann CV und informelles Empfehlungsschreiben.