Zugänge legen, Patienten Untersuchen, Blut abnehmen, täglich auf Visite gehen: Das ist wohl das, was man sich unter einer Famulatur normalerweise vorstellt. Nichts davon kommt aber auf der Psychosomatik vor. Hier wird der Patient weniger von Außen therapiert als er selbst einen aktiven Beitrag in seiner Behandlung leisten muss.
Die Patienten auf der Station D101 sind meist langjährige Schmerzpatienten, die durch die somatische Medizin allein noch keine ausreichende Linderung erfahren haben. Hier auf Station werden ihnen die verschiedensten Therapien angeboten: Musik-, Kunst-, Physio- und Psychotherapie, ein bunter Mix also. Das Konzept der Station richtet sich nach dem Bio-Psycho-Sozialen Modell (eine Krankheit hat immer biologische, psychologische und soziale Komponenten), das der Patient gemeinsam mit seinem Therapieverantwortlichen (Arzt oder Psychologe) erarbeitet.
Meine Rolle auf der Station war meistens eher passiv und observierend: Ich war bei Biographie-, Fallkonzept- und Aufnahmegesprächen dabei (dufte letztere schließlich auch selbst führen und dokumentieren) und hielt danach Rücksprache mit den Ärztinnen/Psychologinnen. Den Therapieprozess zu verfolgen und die Fortschritte der Patienten zu besprechen war für mich immer ein großes Highlight. Hier ist der Zeitpunkt anzumerken, dass ich psychologisch interessiert bin und dass ich deswegen stundenlang über die komplexen Beschwerdegeschichten der Patienten diskutieren könnte.
Das Team war sehr, sehr nett und ich wurde schnell und gut aufgenommen. Anfangs musste ich zwar oft nachfragen, ob ich zB. bei einem Biographiegespräch dabei sein darf, was dann aber auch meistens kein Problem war. Die drei Ärztinnen auf Station bemühten sich sehr mir etwas beizubringen und mir etwas auf meinen Mediziner-Weg mitzugeben. Das ist ihnen auch jedenfalls gelungen.
Fazit: Eine kurzweilige, sehr lehrreiche Famulatur der etwas anderen Art. Sehr zu empfehlen für psychologisch Interessierte. Ich glaube, dass ich mein Krankheitsverständnis in dieser Zeit echt ausweiten und verbessern konnte.
Aufgabenbereiche (Zusammenfassung):
- Teilnahme an und Diskussion von Gruppentherapien
- Führen von Aufnahmegesprächen (sehr ausführliche Anamnesen, die ungefähr eine Stunde lang sind)
- Patientenvorstellung im Team
- Teilnahme an Konsiliargesprächen auf Neuro/Neurochirurgie oder Psychiatrie
- Erstellung und Diskussion von Fallkonzepten (bio-psycho-sozial)