Organisatorisch wirkte das Kantonspital Münsterlingen anfangs eigentlich ganz gut aufgestellt: am ersten Tag bekommtn man eine Führung durch das Haus, es wird ein Foto für den Mitarbeiter Ausweis gemacht. Als sogenannter "Unterassistent" hat man ein eigenes Telefon, einen Keyfob, der in alle möglichen Abteilungen und z.B den OP Zutritt gewährt und man kann sich per Automat Dienstkleidung abholen. Man hat ebenfalls einen eigenene Account, über den man auf Patientenakten und den OP Plan zugreifen kann, zudem kann man die Termien der Sprechstunden einsehen.
Man stempelt sich ein und bekommt Überstunden ausgezahlt (angeblich).
Ebenfalls hat man, soweit man nicht im Wohnheim wohnt, eine eigene Umkleide mit Spind.
Auf den zweiten Blick fällt auf, dass es für ein so kleines Haus viel zu viele Unterassistenten UAs gibt.
Auf der Gyn gab es 3 von uns, was viel zu viel war.
Dienstbeginn/Morgen Rapport ist um 8 Uhr, mittwochs und freitags um 7.30 Uhr, weil zuvor eine Weiterbildung/Vorträge gehalten werden.
Der Nachmittags-Rapport beginnt um 15.30 und endet meist zwischen 15.50 und 16.00, danach darf man in der Regel nach Hause gehen.
Oftmals wird man morgens gebeten, auf der Station Corona Abstriche durchzuführen, Blut abnehmen muss man nicht, das wird von der Pflege übernommen oder die Hebammen rufen die Anästhesie an.
Man ist nicht fest eingeplant und kann sich dadurch jeden Tag selbst aussuchen, was man gerne sehen möchte.
Meistens besteht die Wahl zwischen der Visite bei den Wöchnerinnen und/oder gynäkologischen Patientinnen, den Sprechstunden, dem OP oder dem Gebärsaal.
Die Visite ist so ziemlich die einzige Zeit, bei der man ein wenig mit der Pflege in Kontakt kommt, sie sind aber alle sehr nett und freundlich und hilfsbereit.
Wenn man auf der Station bleibt, ist die Arbeit sehr unspektakulär, die Ein - und Austrittsuntersuchungen (Entlassung und Aufnahme) sind langweilig und eintönig, den Rest der Zeit fristet man vor dem PC ab und wartet darauf, dass etwas passiert.
Da mir das Fachgebiet von Anfang an wenig Spaß gemacht habe, habe ich zugegebenermaßen auch keine große Lust gehabt, mich groß in die Materie einzulesen und Fragen zu stellen und war dementsprechend gelangweilt.
Hin und wieder wird man in die Ambulanz gerufen, um sich einen "Notfall" anzuschauen, meistens Frauen mit HWI, Blutungen oder sonstige kleinere Beschwerden oder Konsile anderer Fachrichtungen.
Die Sprechstunden sind eigentlich wie ein Besuch beim Frauenarzt in Deutschland, hier werden Abstriche gemacht, jährliche Vorsorgeuntersuchungen, Spiralen gelegt oder Frauen mit Kinderwunsch beraten.
Hin und wieder folgt ein Ultraschall.
Einmal durfte ich ein Spekulum einstellen, mehr ist leider nicht drin gewesen (auch hier gilt: vielleicht, wenn man sich von Anfang an mehr einbringen würde, schon).
Ist man im Gebärsaal, muss man hoffen, dass keine Hebammenschülerin oder Studentin anwesen ist, weil dann darf man idR nicht mit zu den Geburten.
Deshalb war ich bei keiner Geburt dabei, nachts hatte ich Pech, denn da waren dummerweise genau keine Patientinnen.
Man macht auch hier die Covid Abstriche, führt ein kurzes Anamnese Gespräch bzgl Medikation und Vorerkrankungen etc und darf bei den Ultraschalluntersuchungen zuschauen und ggf auch mal den Schallkopf draufhalten.
Geburten werden erst ab der 32. SSW durchgeführt, spannende Kaiserschnitte gibt es daher zum Beispiel kaum geplante. Auch Geminis gibt es selten.
Insgesamt werden in Münsterlingen ca 1000 Gebruten im Jahr durchgeführt.
Dann hilft man bei den Austrittsberichten, schaut in den Akten nach GBS Ergebnissen und aktualisiert Labor Ergebnisse.
In den OP muss man auf jeden Fall, wenn ein UA eingeplant ist, was man am besten morgens im OP Plan nachschaut.
Hier werden vor allem kleine Brust OPs (Segmentektomien, IOTRs oder Sentinel LKs) oder Hysterektomien durchgeführt.
Wirklich nett ist Dr Eggimann, er ist ein sehr lieber schweizer Arzt, der nur gute Laune verbreitet.
Der Chef und einer der leitenden OÄ sind leider weniger angenehm, sie setzten OP Erfahrung praktisch voraus und schnauzen einen an, wenn man den Haken nicht auf Anhieb richtig hält, sind aber auch nicht gewillt, es zu zeigen, wie es richtig geht. Ist mir nicht sehr positiv in Erinnerung geblieben.
Fragen werden aber beantwortet.
Der OP an sich ist sehr modern, man hat über die gläsernen Wände perfekten Blick auf den Bodensee und die verschneiten Berge.
Werde definitiv nie wieder einen schöneren OP von innen sehen!
Das OP personal ist sehr nett und gibt sich viel Mühe!
Teilweise merken sie sich die Namen besser, als die eigentliche Station und hat die Handschuhgröße dazu parat.
Zuschauen darf man eigentlich bei allen OPs wenn man will, machen darf man jedoch GAR NICHTS!
Ich habe keinen einzigen Stich gesetzt oder Knoten geknotet!
Auch die AÄ machen eigentlich kaum was, außer assistieren.
Also stellt euch am besten darauf ein, dass ihr wenig praktische Erfahrung in dieser Hinsicht mitnehmen werdet!
Bei den Kaiserschnitten ist man als 2. Assistenz eingeplant und hält auch hier die Haken und versucht, nichts falsch zu machen!
Man darf jederzeit Nachtschichten machen und es der Sekretärin melden, das wird nämlich bezahlt.
Zudem MUSS man mindestens 7 Bereitschaftsdienste im Monat leisten, sie werden in der Schweiz Pikett genannt. Diese teilt man sich mit den UA der Chirurgie.
Unter der Woche geht der Dienst von 17 Uhr bis 7 Uhr morgens, man hat am nächsten Tag NICHT frei, bekommt aber 3 Franken pro Stunde und 6, sollte man zu einer OP gerufen werden. Am Wochenende ist es ein 24h Dienst von 7 bis 7 Uhr, man bekommt jedoch 6 Franken so und 9 pro OP Stunde.
Die OPs sind heir nicht auf gynäkologische OPs beschränkt, man wird zu allem gerufen, was so rein kommt.
Das ist eigentlich ganz spannend, die erklären auch was bei Interesse und lassen teilweise auch etwas machen.
Wenn man nicht im Wohnheim wohnt, kann man sich kostenlos ein Pikett Zimmer reservieren und dort schlafen.
Am Ende hatte ich das Gefühl, nichts dazu gelernt zu haben, mein gynäkologisches Wissen konnte ich überhaupt nicht erweitern und auch meine Geburtshilfliche Erfahrung hält sich weiterhin in Grenzen.
Man muss sich die Lehre sehr einfordern und hoffen, dass mal etwas erklärt wird oder sich jemand bereit erklärt, dich den Tag lang mitzunehmen.
Wirklich nett sind die zwei Marias und Jutta, alles gunge AÄ, die sehr viel zeigen und ekrlären und jederzeit Fragen beantworten!
Wohnen kann man im Wohnheim, die HR reserviert austomatisch ein Zimmer, sofern nicht anders gewünscht.
Wenn man parken möchte, bekommt man einen Kleber fürs Auto, damit das billiger ist.
Bewerbung
Ca ein Jahr im Voraus bei Frau Rappold, der Chefarztsekretärin