Bei der Auswahl der Hausarztpraxis für die entsprechende Famulatur hatte ich mir mehrere Kriterien überlegt, die möglichst erfüllt werden sollten (förderfähige Region der KVWL; Gemeinschaftspraxis; Entfernung zum Heimat- und Studienort, um etwas „anderes“ zu sehen; Verfügbarkeit einer bezahlbaren Unterkunft vor Ort). Am Ende habe ich mich bei der Sauerlandpraxis in Medebach beworben.
Ich wurde vom gesamten Team sehr herzlich aufgenommen. Neben Medebach hat die Praxis noch zwei weitere Standorte in Hallenberg und Winterberg. Da sich die bereitgestellte Wohnung zwei Etagen über der Praxis in Medebach befand, war ich die 30 Tage dort. Ein Einsatz an den anderen Standorten wäre nach Rücksprache auf jeden Fall auch möglich gewesen.
Es waren immer 2-4 Ärzte in Medebach tätig – die Besetzung rotierte je nach Bedarf der Standorte. Mir war es wichtig bei allen Ärzten gleichmäßig mitzulaufen, um möglichst viele Perspektiven zu sehen. Dass es mehr als einen Arzt gab, war vor allem die ersten Wochen von Vorteil, da die Praxis Lehrpraxis der Uni Marburg ist und daher neben mir noch ein weiterer Studierender als Blockpraktikant am Start war. Man konnte sich zwar auf die Ärzte aufteilen, doch als ich in meiner letzten Woche „alleine“ war, habe ich noch mehr gesehen und machen dürfen.
Insgesamt waren die Patienten den Studierenden gegenüber alle sehr verständnisvoll und aufgeschlossen.
Da ich mich im Studium noch relativ am Anfang befand (Ende 6. Semester), hatte ich noch nicht so viel Wissen wie die Blockpraktikanten im 10. Dennoch durfte ich auf Nachfrage vieles selbstständig oder unter Aufsicht machen (Blutentnahmen (super Umfeld zum Üben!), Fäden ziehen, beim VW helfen, körperliche Untersuchungen, Sonos, EKGs befunden). Selbst wenn es an einzelnen Tagen etwas stressiger war, wurde sich immer Zeit für Fragen genommen.
Eines der ausschlaggebenden Kriterien, weswegen ich mich letztlich bei dieser Praxis beworben hatte, war die kostenlose Bereitstellung einer Unterkunft. Mir wurde im Vorfeld gesagt, dass ich nichts Außergewöhnliches zu erwarten hätte. Die Wohnung war sauber, hätte aber noch mehr Potenzial. Die rudimentäre Ausstattung der Küche sowie die riesige, nicht verdunkelbare Fensterfront nach Süden bei 30°C haben mich außerhalb des Praxisalltags vor Herausforderungen gestellt. Um die Schwächen der Wohnung bewusst wurde sich aber regelmäßig nach meinem Befinden erkundigt und mir Zubehör wie z.B. ein Ventilator zur Verfügung gestellt, sodass ich mich damit arrangieren konnte.
Es war eine aufregende und lehrreiche Zeit, besonders nach dem Corona-Loch und ewigen Online-Uni-Veranstaltungen. An die Wohnung sollte man nicht so hohe Ansprüche stellen und vielleicht noch einmal explizit nach möglichen Blockpraktika fragen.
Zusammenfassend kann ich eine Famulatur in der Sauerlandpraxis nur empfehlen.
