Mir hat die fünfwöchige Famulatur auf der Akutstation im Waldhaus insgesamt sehr gut gefallen, auch wenn teilweise nicht alles rund lief.
Zu Beginn wurde ich sehr dünnmaschig betreut, weil die für mich zuständige Ärztin und die Psychologin im Urlaub waren. Ich habe dann einfach geschaut, wo ich mich mit in Gespräche setzen kann und mir Therapien, die ich gerne mitbesuchen wollte, herausgesucht. Man bekommt einen eigenen Büroarbeitsplatz mit PC und Handy. Dort ist man gute Zeit beschäftigt mit Dokumentieren, Ein- und Austrittsberichten schreiben oder in den Krankenakten stöbern.
Arbeitsbeginn ist offiziell um 7:30, eigentlich geht es aber erst um 8:30 mit dem Rapport los und vorher kann man gemeinsam mit dem Pflegepersonal auf der Station frühstücken. Arbeitsende ist dann zwischen 16 und 18 Uhr, man kann aber auch mal früher gehen und hat zwei Urlaubstage pro Monat. Am Dienstag ist vormittags Oberarztvisite gewesen, alle zwei Wochen nachmittags eine Balintgruppe. Teaching findet für Assistenzärzte (und motivierte Unterassistenten) mittwochs statt, um 7:30 gibt es einen Journal Club und um 16:00 eine interne Weiterbildung. Es gibt auch die Gelegenheit, mal bei einer EKT-Behandlung zuzusehen.
Es herrscht (großteils) eine sehr gute Stimmung auf der Station und man ist mit wirklich allen per Du. Was mich etwas überrascht hat war, dass man als Arzt - zumindest auf meiner Station - wirklich wenig "psychiatrisch" arbeitet. Vorrangig geht es um die medikamentöse Einstellung und im besten Fall ein Gespräch pro Patient pro Woche. Auf der Psychotherapiestation oder dem Notfall ist das wohl nochmal anders. Als Unterassistent ist man jedoch so frei, dass man sich immer an die Psychologen hängen, mit Patienten spazieren gehen oder auch mal zusammen einen Ausflug organisieren oder in den Boxraum gehen kann. Dadurch habe ich dann doch recht viel gesehen. Ich durfte (nach ein paar Mal dabei sein) selbstständig Aufnahmegespräche führen, die körperliche Untersuchung durchführen und Untersuchungen anmelden. Allein gelassen wird man eigentlich nicht, man kann alles mit Assistenz-/Ober-/Chefärzten durchsprechen. Problematisch ist der Personalmangel, es fehlen viele Assistenzärzte und das kann sich schon in der Behandlung von Patienten und in der Betreuung von UAs widerspiegeln.
Um einen Einblick in die Psychiatrie zu bekommen, kann ich die Klinik Waldhaus aber durchaus empfehlen. Man sieht v.a. Depressionen, Schizophrenien und Bipolare Störungen in den unterschiedlichsten Ausprägungen und Altersklassen. Man kann sehr selbstständig arbeiten (was entsprechend geschätzt wird) - wenn man sich nicht sicher fühlt, hat man aber auch immer die Möglichkeit, einfach zuzuschauen.
Das Gelände ist sehr schön gelegen, im Personalhaus wohnt es sich für ca. 250 Fr. (+ 150 Endreinigung, + 50 Parkplatz) in einem modern eingerichteten Zimmer - mit, anders als in Cazis, WLAN. Es gibt eine große Wohnküche und man kann kostenlos Wäsche waschen. Es gibt wirklich gar kein Geschirr, man muss also alles mitbringen. Mittagessen gibt es in der Cafeteria um 9,50 Fr, Kaffee ist umsonst. Chur ist eine sehr schöne Stadt und als Kantonshauptstadt findet man hier eigentlich alles - die Lage ist genial für Bergliebhaber, aber auch in Zürich und anderen Schweizer Städten ist man schnell. Zumindest zu meiner Zeit gab es leider nicht wirklich andere Unterassistenten und ich war relativ alleine - in Cazis gab es zur gleichen Zeit einen ganzen Haufen UAs. Dafür wurde ich auf die Stationsfeier auf einer Berghütte eingeladen und habe mich sehr gut mit den Kollegen und Patienten verstanden. Apropos verstehen: In das Schweizerdeutsch hat man sich schnell reingehört, gerade, wenn man aus Süddeutschland kommt. Es ist außerdem nicht schlecht, Italienisch zu können, weil der Kanton Graubünden dreisprachig ist und es immer wieder italienische Patienten hat. Auch Portugiesen gibt es sehr viele.
Bei Fragen könnt ihr mich gerne kontaktieren.
Bewerbung
Bewerben kann man sich über Frau Cagienard aus dem Sekretariat oder direkt bei der Chefärztin Frau Dr. Stützer. Ich habe mich ca. 1,5 Jahre vorher beworben. Die CÄ meinte, sie hätte 2023 (also in zwei Jahren) schon fast alle Plätze vergeben. Mit Glück ist aber bestimmt auch kurzfristig etwas möglich, v.a. wenn man schon Vorerfahrung mitbringt.
Unterricht
1x / Woche
Inhalte
Sonst. Fortbildung
Tätigkeiten
Eigene Patienten betreuen Patienten untersuchen Untersuchungen anmelden Patienten aufnehmen Briefe schreiben Praktische Maßnahmen unter Aufsicht