Am ersten Tag wurden wir durch den Leiter Prof. Dr. Graw begrüßt und bekamen einen Überblick über das Institut und den Ablauf.
Morgens: Die Ärzte schreiben ihre Gutachten, da kann man als Famulant wenig tun. Wenn man bei einer Untersuchung dabei war, gibt es auch liebe Ärzte, die einem anbieten so was mal durchzulesen. Es gibt zwei (eigentlich drei aber vom dritten bekommt man wenig mit) Dienste. Z1/Z2. Der eine ist der Außendient und fährt zu Tatorten und der andere Innendienst und macht die Blutabnahmen im Haus, untersucht Frauen die nach einer Vergewaltigung kommen ect. Um da mit zu dürfen muss man sich morgens beim jeweiligen Arzt melden. Das war sehr umständlich. Man kann bei der Pforte (die ist sehr lieb und nie genervt egal wie oft man kommt) nachfragen, wer Dienst hat oder man lässt sich einen Plan ausdrucken bei einem lieben Arzt (hat den Vorteil, dass dort auch andere Termine drauf sind wie Gericht oder Altersbestimmung bei Flüchtlingen/ Nachteil: kurzfristige Änderungen). Dann muss man die Leute suchen, aber wenn die nicht im Büro sind, ist man ziemlich aufgeschmissen, gerade am Anfang wenn man die noch nicht kennt, aber jeden selbstständig finden und ansprechen muss. Hat man den Verantwortlichen, sagt man dem, wo der einen findet und er holt einen wenn was ist. Ganz selten kommt was spontan, oft wissen die schon was angekündigt ist. Haltet Augen und Ohren offen auch bei den nachmittäglichen Sektionen, ob wer noch einen Termin hat und fragt eigenständig, ob ihr mit dürft. Morgens ist nicht häufig eine Untersuchung, sondern oft auch zu anderen Uhrzeiten. Man kann also morgens auf so einen Einsatz warten oder zu Gericht (siehe erwähnter Plan) Das kann ganz spannend sein. Geht vor allem zu Terminen von den Professoren, die verhandeln die Tötungen ect. die Assistenzärzte machen eher Alkoholzeug. In den Pausen kann man die auch ausfragen. Meine persönliche Empfehlung ist die Bibliothek dort. Man hat dort die Chance unglaublich wertvolle und alte Bücher anzusehen aus 300 Jahren Medizin und Recht. Gerichtsfälle von 1888, Abhandlungen von Virchow und sonstigen Größen der Medizin. Ich war begeistert.
Nachmittags: Sektionen. Die gehen unterschiedlich lang je nachdem wie viele Leichen anfallen. Montags ist oft mehr, da muss man fragen ob es schon 12.15 los geht. Sonst startet es um 13:00 und endet spätestens um 17:00. Mit dem Team muss man Glück haben und auch immer aktiv fragen, ob man was machen darf. Manche sind sehr gestresst und wollen schnell durchkommen, andere nehmen mehr Rücksicht. Es kann frustrierend sein, wenn man ein paar Tage ein anstrengednes Team hatte. Haltet euch an den russischen Arzt, der ist super lieb und erklärt einem viel, wenn er merkt, dass man Interesse hat. Auch die Proffesoren oder die jungen Ärztinen sind nett. Schaut aber noch mal die Anatomie vom Hals gut an (aber nicht die Nerven, das interessiert keinen) Ich muss sagen, dass ich es Nachtmittags recht schnell monoton fand, wenn nicht gerade etwas Spannendes dabei war und man das Pech hatte drei verfaulte Wohnungsleichen zu haben. Es ist auch schade, dass gerade der Zuständige für die Famulaten einen manchmal ziemlich verarscht und dumm dastehen lässt wenn man eine Frage stellt oder von Kollegen abrät, die sich dann aber bei den Sektionen als äußerst lieb herausstellen.
Unterricht: Wir haben Vorträge von der Tox, der DNA, dem Blutspuren Spezialisten, der Gewebespende, dem Kehlkopfspezialisten und der Isotopen-Analyse erhalten. Am Anfang hieß es wir sollen uns selbst drum kümmern, weshalb wir hilflos waren, da wir die ja nicht kennen, aber Frau Morgan hat dann viel organsiert und auch der Famulatenzuständige hat manchmal geholfen morgens Termine auszumachen. Die Vortragenden haben sich extra Zeit genommen, waren super lieb und haben viel erklärt.
Resümee: Spannend aber man braucht auch eine dickere Haut, wenn das Klima mal rapiat wird. Sehr viel Eigeniniziative gefragt sonst lernt/sieht man nichts.
Bewerbung
ca. 3 Monate per Mail bei Frau Morgan (keine Ahnung ob das Glück war oder an Corona lag) Es werden normalerweise 6 genommen. Zeitraum ist fix vorgegeben, damit alle gleichzeitig kommen. Wir waren nur zu dritt.
Musste ein Motivationsschreiben verfassen, was mich eingeschüchtert hat, glaube aber nicht, dass es gelesen wurde.