Meine Famulatur in der Anästhesie im St.Adolf Stift war meine letzte und beste Famulatur (8. auf 9. Semester).
Um 7.30 findet die Morgenbesprechung statt. Hier erfährt man, welche OPs bei welche*r Anästhesist*in am Tag laufen und welches Verfahren dabei voraussichtlich benutzt wird. Obwohl das Haus an sich recht klein ist, ist der OP Bereich dafür relativ groß mit 9 OP Sälen (+1 im 1 OG, wo kleinere überwiegend Uro-Eingriffe stattfinden). Ebenso war ich erstaunt, wie viel verschiedene auch größere Operationen dort durchgeführt werden (kleine wie Gallensteine, Vac-Wechsel, Mastektomien - Hüft TEP, 2 Höhlen Eingriffe bei Ösophagus CA usw.). Man muss sich selbst einteilen und ist so recht flexibel, sodass man sich das anschauen kann, worauf man an dem Tag Lust hat. Bereits am ersten Tag darf man bebeuteln und LAMAs (Larynxmasken) schieben. Außerdem ist es eine gute Möglichkeit Braunülen legen zu üben, da Propofol die Venen weit macht ergo der Patient schläft + bessere Venenverhältnisse und zwischen orange - rosa ist je nach OP alles drinnen. Hier hilft es auch, wenn man mit der Pflege spricht, dass man das gerne üben würde. Die waren alle super lieb und haben einem auch nochmal Tipps und Tricks gezeigt. Mit der Technik der Beatmungsgeräte wird man wirklich schnell vertraut, obwohl ich am Anfang keine Ahnung hatte, wofür die ganzen Knöpfe sind und keinerlei Erfahrungen auf dem Gebiet hatte. Mit der Zeit weiß man auch, wer einen viel machen lässt und wer selbst noch eher am Anfang der Ausbildung steht und deshalb noch mehr selbst machen möchte (verständlicherweise). Daran habe ich auch ausgerichtet, zu wem ich wann in den Saal gehe. Bei leichten und kurzen Eingriffen wie Vac-Wechsel ist es recht schnell möglich ab Verkabeln über Einleitung bis zur Ausleitung + Übergabe an den Aufwachraum alles selbstständig zu machen. Es ist immer die Ärzt*in dabei und beaufsichtigt einen, sodass man auch keine Sorge haben muss, "den Patienten umzubringen". So kommt man aber sehr schnell in die Abläufe, in die Medikamenten-Dosierungen, das Intubieren/LAMAs und Dokumentieren. Während längeren OPs, wo man oft ja nur rumsitzt, sprechen die meisten der Ärzt*innen mit einem Notfallmanagement, Medis, Patient*innenfälle, Physiologie und alles, was einen sonst so interessiert durch. Einige der Ärzt*innen haben hierbei ein riesiges Wissen und sind didaktisch wirklich gut, sodass ich davon wirklich sehr viel mitbekommen habe! Sogar der Chef-Arzt nimmt sich mal Zeit für einen, erklärt einem etwas, oder erzählt etwas aus der Medizingeschichte. Das kommt wirklich selten vor, dass man so einen wertschätzenden Umgang in einer Famulatur bekommt und das Arbeitsklima ist auch wirklich nett. Auch wenn dort nicht alles perfekt läuft und sie wie überall auf Überleitzeiten und Wirtschaftlichkeit achten müssen, wird einem Zeit gegeben, intubieren zu üben, auch mal mit Videolaryngoskop oder auch mal eine Arterie zu legen, wenn es sich anbietet.
Da zu meiner Zeit sehr viele Famulat*innen und PJs da waren, kommt es oft vor, dass man zu zweit in einen Saal geht. Das kann Vorteile haben, da man so noch eine andere Perspektive bekommt, indem man sich gegenseitig Tipps geben kann oder auch Fragen der anderen an die Anästhesist*innen mitbekommt, über die man sich selbst noch nie Gedanken gemacht hatte. Es ist aber auch das einzige Manko, dass mir bei meiner Famulatur auffiel. Wir waren teilweise so viele, dass man dann doch häufiger mal nur zuschauen konnte und sich gegenseitig etwas "im Weg rumstand". Da ich mich aber mit den anderen Famulat*innen gut verstanden habe, war das nicht so schlimm und wenn mal wenig los war, konnte man einfach ausgedehnter Pause machen oder einen Kaffee trinken gehen. Mittagessen ist immer möglich gewesen. Hierfür gehen alle Studis, sofern es geht, gemeinsam in den Klostergarten, wo es kostenloses Essen + Snacks gab (3 Standardgerichte, das vegetarische leider fast immer Nudeln). Die Frau in der Kantine ist super lieb und kombiniert einem wenn möglich auch mal verschiedene Gerichte. Man kann draußen auf Bierbänken sitzen und sich besser unter einander kennenlernen. Dort trifft man oft auch auf die PJs + Famulant*innen der anderen Abteilungen. Es gibt extrem viel PJ-Unterricht, fast jeden Tag 2x in verschiedenen Fächer, wo man als Famulant*in hin kann, aber nicht muss. Ich war in ein paar, die mir gut gefallen haben. Man merkt, dass dem KH Lehre sehr am Herzen liegt und sie dadurch auch ihren Nachwuchs ziehen. Einige der Assi-Docs aus der Anästhesie hatten ihr PJ dort gemacht.
Insgesamt hatte ich das Gefühl, dass die Famulatur ganz unter dem Motto "alles kann, nichts muss" stand. So konnte, man das mitnehmen, was einem wichtig war, sei es Braunülen legen üben, intubieren, OPs mitzubetreuen, bei OPs übers Tuch zu schauen oder auch mal länger Pause zu machen und früher heimzugehen, um die letzten Sommertage zu genießen. Ich kann eine Famulatur wirklich weiterempfehlen! Trotz langer Anfahrt hatte ich einen sehr schönen Sommer in Hamburg, habe nette Leute kennen gelernt und nebenbei noch mehr gelernt als in jeder meiner bisherigen Famulaturen!
Bewerbung
- Bewerbung 5 Monate vorher über das Sekretariat, sicher auch später möglich
- PJs haben Freitags Studientag, als Famulant*in wird einem auch angeboten, den mal zu nehmen, wenn man möchte