Ich habe die Famulatur im Anschluss an das Blockseminar für Medizinstudierende absolviert. Dieses kann ich jede:r/m nur weiterempfehlen, werde in dieser Bewertung jedoch nur auf meine Famulatur eingehen.
Wer mehr Infos zum Blockseminar erhalten möchte, kann gerne folgende Seite besuchen:
https://www.hdz-herzwerk.de/blockseminar.html
Für Studierende der RUB gibt es die Möglichkeit, im Anschluss an das Seminar eine Famulatur zu absolvieren. Hierbei zählt dann das Seminar schon als Famulaturzeit. Was ich sehr bemerkenswert fand, war, dass uns für die gesamte Zeit eine Unterkunft bezahlt wurde (Hotel beim Blockseminar und Pension während der Famulatur - ich glaube das ist aber nur für RUB-Studenten).
Insgesamt war ich zweieinhalb Wochen dort (inkl. Seminar), d.h. meine Famulatur ging "nur" anderthalb Wochen im Anschluss an das Blockseminar (da ich im Anschluss noch eine andere Famulatur in einem Famulaturprojekt gemacht habe und somit zeitlich gebunden war) .
Dementsprechend kann ich nur über diese kurze Zeit berichten.
Die Stimmung war sehr gut. Das gesamte Personal war ausgesprochen nett und motiviert , einem etwas zu erklären! Alle Ärzte haben sich um maximale Lehre bei sehr hohem allgemeinen Arbeitsaufkommen bemüht. Man wurde nicht als Hilfsarbeiter missbraucht, sondern als Student angesehen, dem man was beibringen sollte.
Am ersten Tag sollte ich um 7 Uhr zum Chefarztsekretariat kommen, der Chefarzt hat uns Famulanten dann mit zur Frühbesprechung im Hörsaal mitgenommen.
Ich schreibe bewusst den Plural, da es zeitgleich 7 Famulant:innen gab (allerdings waren diese alle auf untersch. Stationen verteilt) . Und nicht erschrecken: Bei der Frühbesprechung sind alle Ärzt:innen der Herzchirurgie anwesend und das sind bestimmt um die 40 Stück, also der Hörsaal ist voll! Wir neuen Famulanten wurden vom Chefarzt vor der gesamten "Mannschaft" vorgestellt und es gab Applaus vom Team, das habe ich so auch noch nie erlebt.
Das HDZ ist sehr groß es gibt einige Stationen sowohl für die Herzchirurgie als auch Kardiologie und Kinderkardiologie.
Es gibt 8 OP-Säle , die auch meistens rund um die Uhr in Betrieb sind. Bei Operateur+2 Assistenzen sind es ja schon 3 Ärzt:innen pro OP-Saal. Es finden meist bis zu 3 OPs pro Tag statt (ca. 8-18 Uhr, manchmal auch länger). Herz-OPs gehen durchschnittlich um die 4 h , das sollte euch bewusst sein.
Ich hatte keine festen Aufgaben. So konnte ich mir jeden Tag aussuchen, ob ich auf Station oder in den OP gehen wollte.
Auf Station gab es meist 1-2 Ärzt:innen und eine Physician Assistant. Daher hatte ich feste Ansprechpartner:innen. Im Arztzimmer gab es zudem auch einen freien Schrank für mich.
Man wird auf keinen Fall als "Vampir" benutzt (die Blutentnahmen werden von Mitarbeitern des Labors/ extra Personal erledigt), allerdings habe ich immer mal gefragt, ob ich denen ein paar Blutentnahmen abnehmen kann, weil ich der Meinung bin, dass man es regelmäßig zu machen, um in der Übung zu bleiben. Hierfür müsst ihr schnell sein, da die Blutabhnahmen meist schnell erledigt sind (meist schon vor der Frühbesprechung). Ganz interessant ist, dass es eine Rohrpost zum Labor gibt.
Nach der Frühbesprechung fand meistens die Visite statt bis etwa 10/11 Uhr. Danach wurden dann die Aufgaben, die in der Visite festgelegt wurden, erledigt, d.h. Drainagen ziehen/ Verbandswechsel/ Patientengespräche/ Venenkanülen legen / Übernahmen von der ITS/ Kurvenvisite usw.
Auch durfte ich manchmal schonmal Patienten voruntersuchen/anamnestizieren und der Ärztin vorstellen.
Diese Aufgaben waren allerdings schon recht schnell erledigt, sodass man auf Station viel herumsaß.
Ich hatte keine Zugangsdaten zum Patienteninformationssystem (klar bei der kurzen Zeit), somit konnte ich auch nicht mithelfen beim Arztbriefe schreiben oder Dinge anfordern) - allerdings wollten die Ärzte / die PA auch nicht so wirklich Hilfe hierbei haben....
So kam es , dass ich eigentlich fast die ganze Zeit im OP verbracht habe. Als Famulant bekommt man auch eine Zugangskarte für den OP. Ich konnte bei jeglichen Arten von OPs zuschauen. Am besten regelmäßig den OP Plan anschauen, um up to date zu sein (am besten zeigen lassen, wenn ihr auch keinen Zugang habt) - es gibt aber auch im OP große Bildschirme, wo ihr den OP Plan anschauen könnt.
Während des Blockseminars konnten wir am TEE Simulator üben. Daher hatte ich im OP auch die Chance, TEEs durchzuführen (einfach nett bei der Anästhesie nachfragen, ob man es mal machen darf/ ob sie es erklären können). Auch solltet ihr auf jeden Fall euch von den Perfusionisten die Herz-Lungen-Maschine erklären lassen, die geben ihr Wissen gerne weiter und es ist sehr interessant. Wenn ihr keine Herzchirurg:innen werden wollt, ist das wahrscheinlich die einzige Chance, sich die HLM aus nächster Nähe anschauen zu können inkl. Erklärung.
Famulierende und PJler werden fest im OP mit eingeplant zum Assistieren (v.a. PJler!) . Daher sollte man regelmäßig schauen, ob man als OP Assistenz eingetragen ist In diesem Falle steht dann "Famulant Station xy " oder bei PJlern der Name bei der OP. Bei mir war das 2mal der Fall. Jedoch konnte ich nur einmal im großen OP assistieren (Venenentnahme/ Ligaturen/ intrakutan nähen) , da meist schon Operateur und 2 Assistenzen eingetragen sind und es nicht noch Platz für eine weitere Assistenz am OP Tisch gibt (obwohl man eingetragen ist).
Auf jeden Fall sollte man hierbei dann freundlich nachfragen , ob man assistieren darf (natürlich vorher beim OP-Personal vorstellen, regelmäßig Fragen stellen usw. also die Grundregeln im OP).
Wo man häufiger die Chance hat, zu assistieren, ist im Not-OP, der neben der ITS liegt. Dort werden häufig z.B. Vac-Anlagen/Wechsel und kleinere OPs durchgeführt. Hier bot sich häufiger für mich die Chance, zu assistieren - auch hier einmal vorbeischauen und nachfragen.
Während der kurzen Famulaturzeit (1,5 Wochen) hatte ich die Chance, 2 (eigentlich sogar 3) Herz- bzw. Lungen-Transplantationen zu erleben.Wer am Thema Organspende interessiert ist, für den lohnt sich eine Famulatur im OP im HDZ auf jeden Fall, denn es ist das größte Herztransplantationszentrum Deutschlands (Herz-Transplantationen durchschnittlich 1-2mal pro Woche).
Während der Transplantationen ist der Saal meist sehr voll, da alle dabei sein wollen v.a. Famulanten/PJler), sodass man nicht immer den besten Blick hat, aber man kann sich abwechseln , um auf die Stufe bei der Anästhesie zu kommen und guten Blick auf das OP-Feld zu haben. Ihr solltet auf jeden Fall mal eine Transplantation anschauen, sonst könnt ihr in der Zeit auch gut in andere Säle gehen und habt dort eher die Chance zum Assistieren, da sonst fast alle bei der Transplantation zuschauen. Ich habe das aufgrund meiner kurzen Famulaturzeit nicht gemacht, da ich dann natürlich die Transplantation ansehen wollte, aber sonst klappt das bestimmt.
Während des Blockseminars konnten wir uns auf eine Liste eintragen, dass wir gerne benachrichtigt werden möchten, wenn es eine Transplantation gibt. Also am besten mal beim Transplantationsbeauftragten nach dieser Möglichkeit fragen. Manchmal ergibt sich auch die Möglichkeit, mit im Heli zu fliegen und das Organ abzuholen (was eine andere Famulantin machen durfte).
Während des Blockseminars, konnten wir u.a. Koronarangiographien anschauen und eine andere Gruppe auch in der Elektrophysiologie hospitieren. Da meine Gruppe letzteres nicht konnte, habe ich dann in der Elektrophysiologie angerufen und durfte dann auch einen Tag dort verbringen. Auch dort sind alle sehr motiviert, einem etwas zu erklären. Ich hatte das Glück, dass vor Ort ein Medizintechnik-Vertreter war, der eine neue Methode zur Arterienpunktion/ Verschluss der Punktionsstelle vorgestelt hat, sodass ich dies auch ausprobieren durfte.
Jeden Mittwoch um 16 Uhr finden PJ-Seminare statt, da dürfen Famulanten natürlich auch gerne teilnehmen.
Wie bei jeder Famulatur ist das Aufgabenspektrum sehr vom eigenen Engagement abhängig, aber wenn man interessiert nachfragt und sich einbringt, ist es auf jeden Fall eine sehr spannende und gewinnbringende Famulatur.
Auch für die Freizeit hat Bad Oeynhausen einiges zu bieten (Bali Therme, Kurpark, Aqua Magica, Wildgehege), sodass einem am Wochenende auf jeden Fall auch nicht langweilig wird:)
Bewerbung
Ich habe mich circa ein halbes Jahr vorher für das Blockseminar beworben. Als ich dann die Zusage für das Blockseminar hatte, habe ich mich um die anschließende Famulatur gekümmert.
Ansprechpartner: Susanne Traut