Wer mal eine etwas entspanntere Famulatur haben möchte und sehen will, wie es in einer schweizer Reha-Klinik abläuft, ist hier sehr gut aufgehoben. Es war für mich meine erste Famulatur und eine richtig schöne Mischung aus Urlaub und Lernen. Der Tag begann immer mit dem Morgen-Rapport um 8 Uhr und endete mit dem Abend-Rapport um 16:50 Uhr. Man war also schon den ganzen Tag eingespannt, aber manchmal durfte ich auch bei schönem Wetter und wenn weniger zu tun war, früher gehen. Ansonsten hatte man an den Wochenenden immer frei und konnte die tollen Freizeitmöglichkeiten ausschöpfen. Da die Klinik auf 1600 m liegt, war man fast immer über der Wolkengrenze, also hat fast jeden Tag die Sonne geschienen, es sei denn es hat mal geschneit. Direkt hinter der Klinik liegt die Langlauf Loipe und man kann auch donnerstags am Langlaufkurs teilnehmen, der von der Klinik bezahlt wird. Da ich eher der Alpin-Fahrer bin, habe ich an meinen Wochenenden die verschiedenen Skigebiete ausgetestet: Parsenn ist sehr groß und bietet für jeden etwas, Jakobshorn ist wohl das bekannteste dank der Jatz-Hütte für Apres Ski und Rinerhorn liegt etwas weiter außerhalb aber ist für mich ein Geheimtipp für eine Vormittagskarte oder das Nachtskifahren, weil die Pisten richtig gut sind, aber das Gebiet eher klein. In Madrisa und Pischa war ich aber nicht. Der Davoser See ist ca. 5 min von der Klinik zu Fuß zu erreichen und lädt zu Spaziergängen oder Jogging-Runden ein. Das Zimmer im Personalwohnheim ist sehr einfach gehalten, man teilt sich auf einer Etage 1 Dusche, 2 Toiletten und eine kleine spärlich eingerichtet Küche (Kosten: 50CHF pro Woche) aber hat den Vorteil in nur 2 min in der Klinik zu sein. Famulanten bekommen kein Gehalt, dafür können sie kostenlos Frühstück, Mittagessen und Abendessen (richtig lecker und gesund!), was sich meiner Meinung nach finanziell auch mehr lohnt. Die Stimmung in der Klinik hat mir sehr gut gefallen, da alle miteinander per du sind und es im Vergleich zu Deutschland viel entspannter zu geht. In der Kardiologie waren 5 deutsche Ärzte und alle sind sehr bemüht, etwas beizubringen. Man hat mindestens 3 Fortbildungen pro Woche und auch zwischendurch haben die Kaderärzte oder Assistenten Teaching angeboten. Ich war zusammen mit einer PJ-lerin dort und wir durften selbstständig die Patienten untersuchen, Sono machen, Aufnahmegespräche führen, Briefe schreiben, EKGs befunden und sie dann mit den Kaderärzten besprechen und bei den Echos dabei sein oder was es sonst noch so gab (z.B. Pleurapunktion etc). Ansonsten besteht der Tag eigentlich immer daraus, dass man vormittags Sprechstunden hat oder Belastungs-EKGs und nachmittags die Patienten aus den Akutkliniken ankommen und aufgenommen werden müssen.
Ich war an meinem ersten Tag auch den ganzen Tag in der Sport- und Physiotherapie und in der zweiten Woche auch mal für 2 Tage in der Dermatologie, was mir auch sehr gut gefallen hat. Die Haupt-Klinik sieht von innen aus wie ein Hotel, ist super schön und neu. Die Kinderklinik ist dagegen sehr alt und sieht eher aus wie eine Jugendherberge. Im September 2022 soll allerdings noch ein weiteres Haus fertig gebaut sein, in dem dann auch ein neues Restaurant und das neue Fitnessstudio drin sein soll, das die Mitarbeiter auch mitbenutzen dürfen. Alles in allem hatte ich wirklich eine wunderschöne Zeit in Davos und habe gute EKG-Skills entwickelt, was mein Ziel war für diese Zeit. Die Umgebung und die Lebensqualität ist wirklich enorm und daher muss man sich wirklich nicht wundern, dass so viele deutsche Ärzte hier her gehen, die kein Bock mehr auf den stressigen Alltag in deutschen Akutkliniken haben.