Die Famulatur in der plastischen Chirurgie der Uniklinik Köln ist ohne jede Einschränkung äußerst empfehlenswert und meine mit Abstand beste und lehrreichste. Auch die geringe Größe der Abteilung (3 Ärzte) kommt der Betreuung und Lehre extrem zugute. Die in anderen Häusern übliche Situation, dass sich niemand für den Studierenden verantwortlich fühlt und man sich bis zur Reinigungskraft durchfragen muss, ob es nicht etwas spannendes zu erledigen gibt, entfällt gänzlich. Ich hatte jederzeit das Gefühl, dass meine Fragen sehr willkommen waren, und oft führten sie zu spannenden Diskussionen oder wurden mit einer exemplarischen Schilderung eines stattgehabten Falles besprochen. Dem Team ist wirklich sehr daran gelegen, die Zeit lehrreich und ansprechend zu gestalten. Dabei ist die Stimmung jedoch stets locker und humorvoll, auch Fehler werden verziehen. Meiner Meinung nach die perfekte Mischung aus Spaß und spannend vermittelten Inhalten.
Die Arbeit der plastischen Chirurgie der UK Köln findet im Wesentlichen in drei Bereichen statt:
Operationen:
Trotz der geringen Abteilungsgröße kann sich auch die große Breite faszinierender Eingriffe sehen lassen: innerhalb von zwei Wochen war ich bei einer Vielzahl von rekonstruktiven (chirurgisches Wunddebridement; Deckung mittels Spalthaut, freiem Lappen: DIEP oder lokalen Lappen: M. gracilis und Leistenlappen; VAC-Anlagen u.v.m.) und ästhetischen Eingriffen (Rhinoplastik, Orbita-Plastik, Bauch-/Arm- und Bruststraffung, Brustimplantateinlage) dabei. Bei der Transplantation von Lappen stellen dabei auch die Gefäß- und Mikrochirurgie Aufgaben der Plastiker dar. Viele weitere Operationen werden darüber hinaus durchgeführt, fielen aber nicht in die Zeit meiner Famulatur.
Im OP herrscht ebenfalls deutlich bessere Laune als in manch anderen Häusern und es gab keine Operation, an der ich nicht partizipieren durfte.
Ambulanz:
In der Ambulanz trifft man auf Patienten mit verschiedensten Krankheitsbildern oder zur OP-Nachsorge. Die Gespräche dort haben mir vor Allem verdeutlicht, dass es für die meisten Patienten nicht die immer gleiche Musterlösung gibt, sondern jeder Eingriff individuell geplant werden muss und sich sehr nach der jeweiligen Fallkonstellation richtet. Repetitiv wurden die OPs und deren Planung also nie; und selbst funktionale Muskeltransplantationen könnten mit etwas Glück Teil der Famulatur sein :)
Station:
Das Patientenklientel ist breit gefächert, von der älteren Dame mit Dekubitus bis zum jüngeren Selbstzahler ästhetischer Leistungen. Die Stationsarbeit besteht dabei zum großen Teil aus Verbandswechseln und der Kontrolle der OP-Ergebnisse. Konsiliarisch erhält man Einblicke in andere Abteilungen des Hauses, die meistens Patienten mit Defekten vorangegangener Operationen vorstellen.
Fazit:
Ich kann jedem eine Famulatur in der plastischen Chirurgie der UK Köln sehr ans Herz legen.
pro: kontra:
- extrem freundliches Team - mir fällt auch nach längerem Nachdenken nur ein, dass man seinen eigenen Kittel
- vielfältige Operationen & spannende Tätigkeiten mitbringen muss (s.u.)
- detaillierte Besprechung von Fragen
- sehr lehrreich
- unglaublich gute Betreuung
Tipps und Sonstiges:
Theoretisch besteht oftmals die Möglichkeit, früher zu gehen. Die Famulatur hat mir jedoch so viel Spaß gemacht, dass ich das Angebot regelmäßig ausgeschlagen habe.
Weiterhin ist es ratsam, sich einen eigenen Kittel mit zu bringen, da die Uniklinik keine Arbeitskleidung stellt. Essen/Trinken ist in der Cafeteria vergünstigt möglich.
Zum besseren Verständnis empfiehlt sich eine Auffrischung der anatomischen Kenntnisse (insbesondere der Gefäßversorgung), notwendig ist dies aber keineswegs.
Bewerbung
Eine frühere Bewerbung ist von Vorteil. Ich habe mich ca. 2 Wochen im Voraus beworben, weshalb dann nur noch Kapazitäten für 2 (statt der angestrebten 4) Wochen übrig waren.
