Das wichtigste zuerst: ALLE waren super nett und die Umgebung ist einfach traumhaft!
Ich war hauptsächlich chirurgisch unterwegs, was aber eher Zufall war, da Dr. med. Philipp Zimmermann (Internistischer OA des NFZ) gerade frei hatte und die Dr. med. Bernadette Pfeilschifter (chirurgische OA des NFZ) Dienst hatte als ich angekommen bin. Es war aber überhaupt kein Problem auch bei den Internisten vorbeizuschauen.
Mir wurde viel gezeigt und erklärt, das Team ist wirklich sehr motiviert was Lehre angeht (angefangen bei den Assistensärzten bis hin zum CA) und versteht es, einem wirklich Lust auf Chirurgie zu machen, selbst wenn man sich eigentlich schon dagegen entschieden hat. Ich konnte mich ziemlich frei zwischen NFZ (Notfallzentrum; Innere und Chirurgie), MVZ , chirurgischer Station und OP bewegen. Außerdem gab es täglich 2 chirurgische und 1 internistische Besprechung (wo ich selten war, da die chirurgische teilweise noch lief, man schnell in den OP gegangen ist, oder im NFZ Patienten waren) aus denen man viel mitnehmen konnte.
Im NFZ war leider in meiner Zeit recht wenig los, die Skisaison war ausschleichend und die Wandersaison noch nicht richtig da, sodass die vielen Touristen die es zu andern Zeiten gibt "fehlten". Dafür hatte man dann aber auch mal die Möglichkeit sich mit den anderen Famulanten gegenseitig mal am Sono zu üben, Gesehenes nachzulesen, Fragen zu stellen und die Anatomiekenntnisse aufzufrischen. Mir wurde versichert, dass sonst mehr los sei. Teils konnte man selbst untersuchen und schreiben, teils hat man zugeschaut. Das ist wahrscheinlich von einem selbst und dem gerade diensthabenden Arzt abhängig. Natürlich sieht man einiges an Röntgen- und CT-Bildern und besonders gut fand ich, dass auchaußerhalb des eFAST im unfallchirurgischen Setting oft das Sono dazugeholt wurde. So z.B. bei traumatischen Knieschmerzen oder Problemen im Achillessehnenbereich.
Im OP war ich mehrfach mit am Tisch und konnte so erste Erfahrungen in der Assistenz sammeln. Dabei war der Ton immer sehr freundlich und wenn man mal was nicht sofort richtig umgesetzt hat, war es auch kein Problem. Teils wurden wir Famulanten (wir waren tatsächlich mehrere gleichzeitig die chirurgisch unterwegs waren) aktiv angesprochen, bitte als Assistenz in den OP zu gehen. Zeitgleich wurde auch hier viel erklärt, egal ob man nun vorne dabei oder etwas weiter hinten als Zuschauer stand.
Im MVZ konnte ich mehrfach an der orthopädisch-unfallchirurgischen Sprechstunde teilnehmen. Dr Schwab (ein wirklich sehr netter und erklärfreudiger Mensch) freute sich immer über Gesellschaft und so habe ich einiges aus dem orthopädischen Spektrum gesehen. Besonders schön war es, wenn die Patienten bei deren Op man dabei war zur Kontrolle kamen. Auch hier gab es zu vielen Patienten Röntgen-, CT- oder MRT-Bilder zu sehen.
Auf der chirurgischen Station habe ich an "normalen" Visiten und der CA-Visite teilgenommen. Letztere war ein krasses Kontrastprogramm zur Uniklinik Köln (HNO), weil das ganze wirklich mit Ruhe und Gespräch/Untersuchung der Patienten ablief. Auch dabei wurde eifrig erklärt und alle Fragen der Studenten beantwortet. Außerdem konnte man hier Zugänge legen und Blut abnehmen üben, bei der Dokumentation über die Schultern schauen oder auch mal einer "DRG-Besprechung" beiwohnen.
Insgesamt bin ich also mit dem Ziel einer Famulatur in der ambulanten Patientenversorgung nach Füssen gefahren und habe am Ende zeitgleich eine chirurgische Famulatur (die ich sonst nie freiwillig gemacht hätte) on top bekommen. Trotzdem habe ich den ein oder anderen internistischen Patienten gesehen.
Ein Zimmer im Haus Sonnenheim zu bekommen, war überhaupt kein Problem. Die Mietpreise sind sehr human (habe ca. 250€ für 32 Tage bezahlt) und es wird tagesgenau abgerechnet. WLAN ist in guter Qualität vorhanden, eine kleine Miniküchenzeile mit 2 Sätzen Geschirr und 2 Töpfen + Pfanne, 2 Kochplatten und Kühlschrank ebenso. Wer einen Wasserkocher braucht, muss diesen selbst mitbringen, genauso wie Brettchen und sonstiges Küchenzubehör.
Bettzeug gibt es vor Ort, ich habe aber meine eigenes mitgenommen. Im Keller finden sich Waschmaschine und Trockner/Wäscheleine, sowie ein Fahrradkeller. Jedes Zimmer hat einen Balkon. Zur Klinik braucht man ca 15 Minuten zu Fuß, mit dem Fahrrad ist man entsprechend schneller und kann es dort in die Fahrradgarage stellen. Die Vergabe läuft über Fr. Ellen Blersch-Altun.
Das (sehr leckere) Mittagessen bekommt man als Famulant gestellt. Kleidung (weiße Hose unf weißes Polo) auch.
Ich kann also eine Famulatur in Füssen auf jeden Fall empfehlen.
Wer gerne in der Natur unterwegs ist, bekommt vieles geboten. Je nach Jahreszeit eine Traumkulisse zum Wandern, Ski (Abfahrt/Langlauf/Tourengehen), Schlittschuhlaufen, Fahrrad, Schwimmen, Klettern etc. Österreich ist wirklich nur einen Katzensprung weit und auch mit dem ÖPNV erreichbar, wer ein Auto hat ist in ca. 30min im Tannheimer Tal, bis Reutte braucht man mit dem Fahrrad ca 1h (Rückweg geht schneller). Da es auch genug Ausflugsziele in der nahen Umgebung gibt (z.B. diverse Seen), kann man selbst im Winter auch nach Dienstende noch schöne Touren machen. Musicalfreunde werden Dank des Festspielhauses auch auf ihre Kosten kommen (40% Studentenrabatt!)
Bewerbung
Ich hab mich ca. ein halbes Jahr vorher über Fr. Kim Kiss beworben. Man muss einen recht ausführlichen arbeitsmedizinischen Immunitätsnachweis vorlegen, incl. MMR, HIV, VZV, HBV, HCV, TDPP. Bei mir wurde das leider nicht von der Betriebsmedizin der Heimatuni übernommen, sodass ich die notwendigen Serologien selbst zahlen musste (in meinem Fall 3 Tests, ca 100€).
Ganz wichtig: Bevor man in die Famulatur startet unbedingt bei einem der beiden leitenden OAs per Mail melden. Mir war das leider nicht klar, da ich das aus anderen Häusern anders kannte und ich von Dr. Blersch-Altun bzgl des Zimmers kurz vorher noch eine Mail erhalten hatte. Es hat alles funktioniert, war aber dadurch etwas chaotisch am Anfang, weil keiner mit mir gerechnet hat.