Insgesamt ein kleines, sehr freundliches Team, die dich als Famulant:in wertschätzen, jedoch wenig zeit im OP/den Sprechstunden und viel Stationsarbeit.
Corona regeln gibt es in der Schweiz sowieso kaum, an die Maskenpflicht hält sich aber grundsätzlich niemand, auch nicht das ärztliche Personal.
Der Tag beginnt mit dem Morgen Rapport um 7.30 Uhr, danach wird mit dem gesamten Team kurz gefrühstückt, bevor alle ihre Wege gehen.
Als Famulant:in läuft man dann ab ca 8.00 Uhr bei der Visite mit, welche man anschließend dokumentiert. Da es keinen Laptopwagen gibt, muss dies handschriftlich erfolgen und später in die Kurve übertragen werden.
Für OPs werden eigentlich nie Studierende gebraucht, deshalb wird man auch nicht im OP Plan eingeplant, es sei denn, es herrscht wirklich großer Personalmangel.
Daher habe ich eigentlich die Hauptzeit meiner Famulatur auf der Station Verbacht und dort Arztbriefe vorbereitet und Medikationspläne erstellt sowie Rezepte ausgedruckt. Teaching findet auf der Station nicht statt, man muss aktiv Fragen stellen, wenn man etwas wissen möchte, sonst zählt für die meisten nur, dass die Briefe erledigt sind. Da die Pflege selbst noch handschriftlich dokumentiert, muss man oft mit dem Handy Fotos der Kurven machen, weil man die Kurven nicht aus dem Pflege Zimmer entwenden darf, und dann in die digitale Kurve übertragen, was nicht nur sehr nervig ist, sondern auch absolut allen Datenschutz Richtlinien widerspricht.
Die Plastische hat einen großen Saal, in dem zeitgleich zwei OPs laufen, es gibt dazwischen eigentlich kaum Pause, weil der Raum nicht gereinigt wird etc, weshalb es gleich mit dem nächsten Punkt weiter geht.
Es finden täglich sehr viele handchirurgische OPs statt, die plastischen Eingriffe beinhalten vor allem Melanom Nachexzisionen und Débridements, sehr selten (größere) Lappenplastiken oder ästhetische Eingriffe.
Die Stimmung im OP ist entspannt, die OTAs sind sehr freundlich und extrem hilfsbereit, wenn man Glück hat darf man auch mal die Hautnaht machen.
Insgesamt ist wirklich sehr sehr viel Stationsarbeit angefallen und man hatte nur wenig Zeit, mit in die Sprechstunden zu kommen. Auch musste man Glück haben, dass man mit in die Notaufnahme durfte, meistens ist die/der diensthabende Arzt/Ärztin einfach gegangen, während man selber gerade die neuen Aufnahmen für den morgigen Tag vorbereitet hat.
Wer sich also Lehre erhofft, die über Stationsarbeit hinausgeht, der ist hier an der falschen Adresse.
Lehre muss man sich definitiv einholen, es gibt wenige Ärzt:innen, die etwas von sich aus erklären.
Vertraglich sind 52h pro Woche an Arbeitszeit festgelegt, man muss sich Einstempeln und zur Mittagspause aufstempeln, sonst wird automatisch eine Stunde von er Arbeitszeit abgezogen. Das Gehalt liegt für Famulant:innen bei 650 Franken pro Monat, nur PJler sind als Unterassistent:innen angestellt, die verdienen um einiges mehr.
Mittagspause war regelmäßig möglich, das Essen ist relativ teuer, auch mit Mitarbeiterrabatt.
Auf die Stunden kommt man definitiv, am Ende bin ich mit Überstunden gegangen.
Wohnen kann man im Wohnheim, das sich direkt auf dem Klinikgebäude befindet und etwa 5 Gehminuten entfernt ist. Dort leben viele andere Studierende und teils auch ausgebildete Ärzte:innen, wodurch man schnell in Kontakt kommt. Das Wohnheim kostet im Monat 370 Franken, es bleibt also am Ende nicht viel zum Leben übrig.
Die Sauberkeit ist in Ordnung, es gibt zwei Duschen pro "WG", was praktisch ist, dass man sich morgens nicht in die Quere kommt.
Über eine whatsapp-Hausgruppe liegt man auch mit, wenn Ausflüge etc geplant sind. St Gallen an sich ist eine ganz nette Stadt, nicht besonders groß, aber die Menschen sind freundlich und die Umgebung ganz schön.
Laut wird es am Wochenende kaum, Waschmöglichkeiten gibt es im Keller kostenlos.
Insgesamt würde ich mich im Nachhinein gegen eine erneut Famulatur auf der Plastischen entscheiden, da die Arbeitszeiten extrem anstrengend sind und man weder große, spannende OPs sieht, noch viel anderes lernt. Vom Gehalt kann man definitiv nicht leben.
Bewerbung
Bewerbung über das KSSG Karriereportal ca 2 Jahre im Voraus.
Definitiv frühzeitig bewerben, die plastischen Stellen sind meistens schon für die kommenden zwei Jahre ausgebucht.
