Ich war insgesamt 2 Wochen in der zentralen Notaufnahme in Ludwigsburg. Ich habe bereits vor und während meinem Studium in verschiedenen Notaufnahmen gearbeitet und auch im Rettungsdienst und wollte mir gerne nochmal eine andere Notaufnahme ansehen, um vor allem andere Abläufe und Arbeitsweisen kennen zu lernen.
Ich habe mir Ludwigsburg ausgesucht, da das Klinikum ein überregionales Traumazentrum ist und laut Internetseite explizit eine interdisziplinäre Notaufnahme hat.
Interdisziplinär war hier leider gar nichts, aber die Versorgung von Polytraumapatienten und auch instabilen internistischen Patienten (Reanimation etc.) war wirklich sehr gut und interessant für mich. Leider durfte man hier als Student nur wenn man Glück hatte in einer Ecke im Raum stehen, in aller Regel wurde man aber sehr unfreundlich vor die Tür gestellt, damit man von dort aus zusieht.
Dass während der Versorgung von Schwerverletzten oder -erkrankten keine Zeit für Erklärungen ist, ist mir klar, allerdings hat sich auch für eine Nachbesprechung kaum jemand Zeit genommen.
Während der gesamten Famulatur hatte ich eigentlich immer das Gefühl, dass ich den Ärzten mit Rückfragen eher auf den Keks gehe (Bis auf wenige Ausnahmen).
Auch ansonsten war ich eher enttäuscht von meiner Famulatur in Ludwigsburg.
Schon die Organisation war relativ schlecht, ich war vorher noch nie im Klinikum Ludwigsburg und kannte mich daher nicht aus. Trotzdem musste ich mich selber darum kümmern, dass ich einen Chip bekomme, mit dem ich zumindest ins Gebäude gelange ohne an der Besucherschlange an zu stehen, sowie ein Namensschild. Dafür wurde ich von mehreren Stellen hin und her geschickt. Die Sekretärin war hier auch überhaupt nicht hilfreich.
Auch Infos zu PJ Unterrichten hatte niemand für mich, ich solle halt mal auf der Inneren oder so vorbei gehen, da gibt es ja normalerweise immer viele PJler, die kann ich ja fragen... Nach der Hälfte meiner Famulatur habe ich dann immerhin noch eine PJlerin kennengelernt, die mir gesagt hat wann und wo der Unterricht stattfindet.
Wertschätzung habe ich eigentlich keine erfahren während der gesamten Famulatur. Schon wenn ich mich vorgestellt habe, hat mein Gegenüber oft nicht mal seinen eigenen Namen genannt. Wenn ich mit einem Arzt mitkommen sollte, wurde ich öfters mit dem Kommentar "Ich komme gleich wieder, warte hier" einfach stehen gelassen. Ich hatte insgesamt auch den Eindruck, dass die Stimmung in der Notaufnahme sehr schlecht ist. Zusammenarbeit gab es hier nicht, weder zwischen den Fachrichtungen, noch zwischen Pflege und Ärzteschaft. Ich habe mich immer wieder gewundert, wie hier teilweise miteinander gesprochen und auch übereinander geschimpft wird. Es hat sich auch niemand dafür interessiert, ob ich Vorerfahrungen habe, was ich kann oder nicht kann, oder auch was ich gerne lernen würde.
Obwohl ich mehrfach gesagt habe, dass ich gerne etwas sonografieren lernen würde, habe ich kein einziges Mal die Gelegenheit bekommen selbst einen Schallkopf in die Hand zu nehmen. Wenn überhaupt, hat man mir auf Rückfragen in sehr kurzen Worten erklärt was man auf dem Bild gerade sieht.
Nähen durfte ich zumindest hin und wieder, allerdings war auch hier die Anleitung durch die Ärzte relativ schlecht, meistens hat mich eine andere Studentin angeleitet.
Ansonsten waren die Aufgaben, die ich übernehmen durfte/sollte ausschließlich auf Anamnese und körperliche Untersuchung beschränkt. Im Anschluss sollte ich das direkt im PC notieren (sobald irgendwer Zeit hatte sich für mich einzuloggen, da ich ja keinen Zugang hatte). Nachbesprochen oder kontrolliert wurde das nicht.
Obwohl ich kaum etwas gelernt habe und auch oft nur rumgestanden bin, da keiner Lust hatte mir irgendwas zu zeigen oder ich mal wieder darauf gewartet habe, dass sich zumindest jemand für mich im PC einloggt, war ich immer sehr lange in der Notaufnahme. Ich sollte morgens besser nicht vor 9 kommen und dann aber volle 8 Stunden da bleiben. Wenn ich dann endlich gehen konnte, musste ich auch sehr aufpassen, dass mir nicht noch jemand eine körperliche Untersuchung aufhalst.
Positiv hervorheben kann ich das Essen in der Mensa, sowie den Leiter der Pflege. Er war meistens der einzige, der sich wirklich darum gekümmert hat, wenn ich irgend ein organisatorisches Problem hatte, obwohl er ja eher der letzte gewesen wäre, der für mich zuständig ist.
Für jemanden der in der Umgebung in einer Notaufnahme famulieren möchte, kann ich nur von Ludwigsburg abraten. Wenn man jetzt nicht gerade die allerschwersten Polytraumata oder Reanimationen sehen möchte, geht man besser nach Reutlingen, hier ist die Arbeitsbelastung der Ärzte auch nicht geringer, aber als Student darf man trotzdem total viel selbst machen und wird dabei auch noch angeleitet.