Famulatur Orthopädie in New Somerset Hospital (2/2022 bis 3/2022)

Krankenhaus
New Somerset Hospital
Stadt
Kapstadt
Station(en)
Unfallchirurgie/Orthopädie
Fachrichtung
Orthopädie
Zeitraum
2/2022 bis 3/2022
Einsatzbereiche
Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, Station, OP
Heimatuni
Frankfurt
Kommentar
Bewerbung/Organisation

Der Bewerbungsprozess war nicht sonderlich kompliziert und bei mir ca. 1 Jahr im Voraus. Mittlerweile sollte man vielleicht sogar 1,5 Jahre vorher einplanen…
Ich habe ehrlich gesagt einfach random Traumatologen und Orthopäden in Kapstadt angeschrieben, bis mich einer dann an Susan Rodriquez verwies. Ab dann lief alles über sie und ich bin am New Somerset Hospital gelandet. Eine Gebühr von 10 000 ZAR (550-600€ je nach Wechselkurs) muss im Verlauf überwiesen werden und auch sonst braucht sie einige Dokumente (zum Teil sogar im Original per Post). Aber es klingt komplizierter als es tatsächlich war, der Aufwand hält sich echt in Grenzen.


Leben

Vor Ort habe ich mit einer Komillitonin in einem AirBNB gewohnt, das hat für 6 Wochen ca. 600€ pP gekostet, war aber wirklich toll ausgestattet und extrem zentral (direkt an der Kloof Street, extrem geiles Viertel!). Das Krankenhaus hätte man in 20 Minuten zu Fuß erreichen können, da es aber früh morgens war habe ich meistens ein Uber genommen (ca. 1€ und einfach sicherer um die Uhrzeit).

Kapstadt ist natürlich absolut geil und im Vergleich zu Europa auch sehr günstig. Die Kulisse und umliegende Landschaft ist atemberaubend.
Das Freizeitangebot ist kaum zu übertreffen: surfen, wandern, Strandtage, Museen, Kunstgalerien, shopping, extreeeeem preiswertes und gutes Essen und unglaublich tolle Natur/Wildlife in unmittelbarer Nähe.

Es ist eine Stadt mit hoher Kriminalitätsrate, aber wenn man Uber fährt und sich an einige Regeln hält dürfte nichts passieren. Allerdings haben wir auch wirklich viele Raubüberfälle usw mitbekommen, also ist schon etwas Vorsicht geboten.


Krankenhausalltag

Im Krankenhaus ging es meistens gegen 7 Uhr oder 7:30 Uhr los (genaue Zeiten schreiben die Ärzte in die WhatsApp Gruppe) und als Famulus oder PJler muss man auch nie eher da sein. Meistens startet man mit der Ward Round (Visite) oder in der ZNA, wenn etwas orthopädisches rein kam. Die Visite wird ziemlich kurz gehalten, danach kann man entweder direkt in den OP oder OPD (Ambulanz). An manchen Tagen ist nur OP und keine Ambulanz, an anderen Tagen nur Ambulanz und manchmal beides (ist tatsächlich fest eingeteilt). Man kann sich eigentlich frei aussuchen wo man mitgehen möchte. Im OP war ich bei nahezu jeder OP erste Assistenz, zum Teil auch mit echt unerfahrenen Assistenzärzten, wo man dann auch wirklich viel mithelfen kann und muss. Die OPs machen je nach Schweregrad auch nur Assistenzärzte und Studenten, vollkommen ohne Facharzt. Das kann schonmal ziemlich wild werden, wenn der Assistenzarzt selber noch nicht so fit ist. Zum Beispiel ist aus einer Zuggurtung der Patella, die mit 1,5h eingeplant war, eine 5 Stunden OP geworden. Zwischendrin hatte ich den Eindruck die Ärztin hat keine Ahnung was sie da eigentlich macht und es hat lange gedauert bis ein anderer Assistenzarzt Zeit hatte um zu übernehmen.
In einem Gespräch hat sie mir dann gesagt, dass sie an einer kleinen, armen Uni war und ihr viele Sachen viel schwerer fallen als der Kapstädter Konkurrenz.
Die anderen Assistenzärzte waren aber alle samt top! Die Oberärzte ebenso. Alle haben Fellowships in Europa, USA usw. absolviert und sind von der OP-Technik mindestens dem Deutschen Standard entsprechend. Nur die Mittel sind eben etwas begrenzter, wie es für ein staatliches Krankenhaus dort zu erwarten war. Aber im OP fehlt es eigentlich an nichts. Die Station und die Ambulanz sind allerdings gewöhnungsbedürftig am Anfang. Es hängt zum Beispiel nicht an jeder Ecke Desinfektion und es wird auch mal mehr ohne Handschuhe gearbeitet als in Deutschland.

Prinzipiell ist jeder bereit Dinge zu erklären und gerade die Oberärzte nehmen sich für die Lehre auch wirklich Zeit. Wenn man mit einem Oberarzt operiert kann man sich darauf einstellen ständig ausgefragt zu werden und lernt dadurch viel. Man frischt auf jeden Fall auch nochmal die Anatomie Kenntnisse auf. Wenn man etwas nicht weiß ist es auch kein Weltuntergang und man kann auch jeden wirklich alles fragen.

Sehr zu empfehlen ist es unten in der Ambulanz bei Freddie mitzuhelfen! Freddie ist kein Arzt und ich hab eigentlich keine Ahnung ob/welche medizinische Ausbildung er überhaupt hat. Er hat auf jeden Fall seinen eigenen Raum und macht den ganzen Tag nichts anderes als Gipsen und Gipse entfernen. Manchmal kommt einem die Art und Weise echt unhygienisch und martialisch vor, aber man kann sehr viel selber machen und helfen. Man sollte sich von den Schreien der Patienten aber nicht irritieren lassen, die kriegen nämlich nichts bevor da reponiert und gegipst wird. Etwas gewöhnungsbedürftig.

Ansonsten ist das arbeiten wirklich sehr entspannt. Man kann sehr viel machen, man kann es sich aber auch wirklich extrem entspannt machen. Es würde auch niemandem auffallen wenn man mal nen Tag fehlt. Ich glaube man könnte sogar fragen und würde es erlaubt bekommen den Tag frei zu nehmen um surfen zu gehen.
Es kommt auch mal vor, dass man mit den Ärzten zusammen surfen geht und sie dafür ein bisschen eher Schluss machen.

Es gab 2-3 Tage wo ich bis 18 Uhr da war, ansonsten konnte ich immer spätestens 15 Uhr gehen. Wenn etwas spannendes war bin ich länger geblieben, aber manchmal ist man halt auch schon um 11 Uhr gegangen.
Ach ja, jeden zweiten Donnerstag lädt der Chef das gesamte Ärzteteam zum Frühstück ein. Da geht man dann nach Visite erstmal 1-2 Stunden zusammen frühstücken in ein Café.

Es war eine super Famu, ich habe viel gelernt und auch super viel Spaß gehabt. Kann nicht garantieren, dass es immer noch so ist, aber bei mir wars so und einfach genial.
In anderen Abteilungen soll es wohl wesentlich stressiger gewesen sein, weil man fester in den Arbeitsalltag integriert wird und mehr Aufgaben bekommt. Dafür lernt man da dann wahrscheinlich auch noch etwas mehr.
Bewerbung
Der Bewerbungsprozess war nicht sonderlich kompliziert und bei mir ca. 1 Jahr im Voraus. Mittlerweile sollte man vielleicht sogar 1,5 Jahre vorher einplanen…
Ich habe ehrlich gesagt einfach random Traumatologen und Orthopäden in Kapstadt angeschrieben, bis mich einer dann an Susan Rodriquez verwies. Ab dann lief alles über sie und ich bin am New Somerset Hospital gelandet. Eine Gebühr von 10 000 ZAR (550-600€ je nach Wechselkurs) muss im Verlauf überwiesen werden und auch sonst braucht sie einige Dokumente (zum Teil sogar im Original per Post). Aber es klingt komplizierter als es tatsächlich war, der Aufwand hält sich echt in Grenzen.
Unterricht
Kein Unterricht
Inhalte
Bildgebung
Patientenvorstellung
Tätigkeiten
Patienten untersuchen
Röntgenbesprechung
Patienten aufnehmen
Mitoperieren
Praktische Maßnahmen unter Aufsicht
Gipsanlage
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
Vor 15:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich

Noten

Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
5
Ansehen
2
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
2
Freizeit
1
Lehre auf Station
2
Insgesamt
1

Durchschnitt 1.47