In der ZNA in Heilbronn sind die Abteilungen Neurologie (mit Stroke-Schockräumen), Unfallchirurgie (mit chirurgischen Schockräumen) und Innere Medizin (mit Chest Pain Unit) ständig präsent. Zwischen diesen drei Abteilungen ist eine individuelle Priorisierung und ein Wechseln innerhalb der ZNA-Famulatur problemlos möglich. Man kann zum Beispiel 1 Woche in der Neuro, 1 Woche in der Inneren und 2 Wochen in der Unfallchirurgie verbringen oder völlig anders. Je nach persönlichen Vorlieben und in Absprache mit anderen Famulanten und PJ'lern. Man kann die Neurologie zum Beispiel auch komplett auslassen.
Die übrigen "kleineren" Fachabteilungen (Neurochirurgie, Uro, Gyn, Auge, HNO, usw.) behandeln die Patienten eher in ihren jeweiligen Funktionen und holen die Patienten relativ zügig aus der ZNA "zu sich". Hier wird man wenig von der Notfallversorgung in diesen Bereichen mitbekommen.
Ich war nur einen Tag in der Neurologie, habe aber immer wieder bei Stroke-Schockräumen zugeschaut wenn es in der Inneren gerade ruhig war. In der Unfallchirurgie habe ich zwischendurch genäht oder bei der Anlage einer Thoraxdrainage zugeschaut, war dort aber auch nicht wirklich lange.
Ich habe also entsprechend meiner Präferenzen den Großteil meiner ZNA-Famulatur im Bereich der Inneren Medizin mit Chest Pain Unit verbracht. Hier werden wirklich alle internistischen Patienten (Gastro, Hämato/Onko, Kardio, Pneumo) von einem Oberarzt und mehreren Assistenzärzten der Inneren Medizin versorgt. Auch die Chest Pain Unit gehört hier zur ZNA und ist nicht wie in anderen Krankenhäusern der Intensivstation angegliedert.
Hier konnte man eigenständig bei jedem Patienten
- eine Anamnese erheben,
- körperliche Untersuchung durchführen,
- die BGA und das EKG beurteilen,
- Laborwerte beurteilen und ggf. Laborwerte nachmelden,
- sonographieren
- und alles im Aufnahmeprotokoll dokumentieren.
Anschließend erfolgte dann eine Patientenvorstellung in der Regel beim Oberarzt. Hierbei konnte man seine Gedanken bezüglich stationäre Aufnahme vs. ambulante Behandlung, Konsile, Bildgebung, Medikation, usw. äußern, zu welchen es dann gleich eine Rückmeldung gegeben hat.
Gerade bei ambulanten Patienten mit eher unkomplizierten Krankheitsbildern (hypertensive Entgleisung, Gastroenteritis, Orthostase) konnte man den Patienten unter Aufsicht des Oberarztes, der sich den Patienten und die Befunde natürlich auch selbst anschaut, aber einen bei nicht bedrohlichen Krankheitsbildern erstmal machen lässt, von der ersten Anamnese bis zum fertigen (selbst geschriebenen und vom Oberarzt nach Korrekturlesen für gut befundenen) Brief betreuen und entlassen.
Einen Zugang gelegt und Blut abgenommen bekommen die Patienten allesamt in der Triage von den Arzthelferinnen, so dass man in diesem Bereich eher keine Übung sammeln wird. Dafür konnte man invasivere Tätigkeiten unter persönlicher (und wirklich guter und geduldiger) Anleitung der Oberärzte erlernen. Hierzu gehörten:
- arterielle Blutentnahmen
- Aszitespunktionen
- Pleurapunktionen/Pleuradrainage
Insgesamt bekommt man in Heilbronn als Maximalversorger alle denkbaren internistischen Krankheitsbilder in der ZNA zu sehen. Dabei reicht das Spektrum von "Hausarzt-Fällen" wie Gastroenteritis, die ambulant behandelt werden, über GI-Blutungen und Erstdiagnosen von malignen Erkrankungen bis hin zu lebensbedrohlichen Krankheitsbildern wie Lungenembolie, Sick-Sinus-Syndrom oder Sepsis.
Ganz besonders herausstellen muss man dabei die Arbeit der Oberärzte der ZNA, die auch bei viel Stress immer wertschätzend mit mir und den anderen Medizinstudenten umgegangen sind und auch viel Vertrauen entgegen gebracht haben. Lehre war für alle Oberärzte eine Selbstverständlichkeit.
Auch die Medizinstudenten, die sich eher in der Chirurgie aufgehalten haben, waren sehr zufrieden. Man kann sehr viel nähen und immer wieder gibt es Schockräume zu sehen. Leider habe ich selbst nicht so viel von der Chirurgie mitbekommen, dass ich hierzu ausführlicher schreiben könnte.
Sehr empfehlenswert ist es auch an ein paar Tagen auf einem der beiden NEFs mitzufahren, die von Ärzten der Klinik besetzt werden. Hierzu kann man Dr. Petzold der Anästhesie oder die ärztliche Leiterin der chirurgischen ZNA Dr. Kluschina ansprechen.
Man bekommt Arbeitskleidung täglich frisch, Spind, einen Transponder für alle Türen und eine kostenlose Parkkarte für die Parkhäuser der Klinik. Einen Zugang zum Krankenhausinformationssystem bekommt man leider nicht und muss sich hier einen Arzt suchen, der sich für einen anmeldet. Meist machen das die Oberärzte.
Zum PJ-Unterricht konnte man auf Wunsch immer gehen. Hier muss man sich aber an einen PJ'ler hängen, da man als Famulant nicht mitbekommt wann und wo gerade PJ-Unterricht stattfindet. Ich bin meistens lieber in der ZNA geblieben, weil ich es dort spannender fand.
Mittagessen konnte man immer gehen. Hier gab es keine besondere Vergünstigung als Famulant. Allerdings gab es für alle Mitarbeiter (also auch Famulanten) für 4,35 Euro Hauptgericht, Salat, Suppe und Nachtisch.
Abschließend kann ich die Famulatur im internistischen Teil der ZNA in Heilbronn jedem Medizinstudent unbedingt empfehlen! Sicherlich ist es sinnvoll die Famulatur nicht gleich als erste Famulatur zu machen und ein bisschen internistisches Vorwissen bezüglich EKG, BGA, klassischer Krankheitsbilder und körperlicher Untersuchung mitzubringen, da man sonst nicht so selbstständig arbeiten kann wie man es eigentlich könnte. Viele Dinge kann man aber auch in der Famulatur lernen, dafür ist diese schließlich da.
Bewerbung
3 Monate vorher direkt beim leitenden, internistischen Oberarzt der ZNA Dr. Jan Groß.