Frisch aus meinem ersten klinischen Semester habe ich mich getraut direkt in die Schweiz zu gehen. Schliesslich soll man dort ja viel mehr selber machen dürfen. Als ich dann noch die guten Erfahrungsberichte in der Rehaklinik Valens gehört habe, war ich verkauft. So kam ich an einem heißen Julitag mit sehr hohen Erwartungen und für die frischen Berge viel zu sommerlich-bepacktem Koffer in einem idyllischkleinen Dörfchen mitten in den Bergen an. "Hallo"-deutscher hätte ich meine Begrüßung kaum beginnen können. Auf meine bitte nach einer Wegbeschreibung zum Personalhaus Madrus, wurde ich auf die "Sägerei" verwiesen. Mein fragender Blick hat der Rezeptionisten schnell offenbart, dass ich mit dem Wort nichts anfangen konnte. Nach einem kurzen Moment ist ihr das hochdeutsche Wort "Schreinerei" zum Glück eingefallen. So konnte ich mich auf die 5min Reise zum Wohnhaus machen. Auf dem Weg dahin staune ich nur über die Natur aus Wolken, Bergen, Wiesen und plätschenden Bächen, die das kleine Dörfchen Valens umarmt. Selbst ein Monat hat nicht gereicht um sich daran satt zu sehen. Auch wenn meine Erwartungen schon utopisch hoch waren, wurden sie doch übertroffen. Mein erster Tag konnte nicht besser organisiert sein. Alles verlief reibungslos. "Hier ist der neue Unterassistent" hat schon gereicht, um mich ins Boot zu holen auf der Station und unter den Ärzten der Klinik. Ich wurde schnell eingearbeitet und konnte ein sehr liebes Team unterstützen. Auch wenn die Tage nicht kurz waren, bin ich gerne länger geblieben und kam immer mit einem sehr erfüllten Gefühl nach Hause. EInmal die Woche gab es eine Schulung, eine Radiologie- und eine Patientenbesprechung. Man konnte wirklich sehr viel lernen.
Wie erfüllend das Freizeitangebot ist, hängt sehr vom Individuum ab. Für mich war die Zeit in Valens eine Rehabilitation auf vielen Ebenen: den Stress der Uni und des Stadtlebens hinter sich zu lassen (ja, selbst Saarbrücken ist eine Riesenmetropole verglichen mit Valens) und in einem stoischem Umfeld so viel zu lernen, hat mir frischen Wind in mein Medizinstudium geweht. Nach der Arbeit war ich gerne noch etwas spazieren, alleine oder mit neuen Freunden, bin ins kleine Schwimmbad der Klinik gegangen oder habe einfach in der Küche etwas mit Leuten gequatscht. Es war alles wirklich sehr schön und erholsam.
Praktische Tipps:
- Früh bewerben! Plätze in der Klinik haben sie sicher auch spontan, aber die Zimmer im Wohnheim sind sehr klapp. Ich hatte Glück, dass noch jemand 2 Wochen vor Beginn abgesprungen ist.
- Sucht euch schnell jemanden, der ein Auto hat (wenn ihr selber keins habt), denn Einkaufen kann man nur in der Stadt und dafür muss man 15min mit dem Bus fahren. Am besten ist es , ihr fahrt in die Nachbarstadt zu einem Lidl. Das ist schon wirklich sehr sehr viel günstiger dort.
- Nimmt Dosen mit, damit ihr auch ab und zu eigenes Mittessen mitnehmen könnt, da das Mittagessen in der Klinik fast 10€
- FSME Impfung (viele Patienten kamen in die Klinik wegen einer Infektion)
- Reflexhammer braucht ihr nicht (zumindest müsst ihr keinen eigenen mitnehmen) ;)
- Nimmt ein kleines Döschen Waschmittel mit, weil es dort zwar Waschmaschinen gibt, aber keinen Waschmittelautomaten
- der folgende Tipp ist sehr kontraindikativ zu den vorherigen Tipps aber: nicht geizen. Die Schweiz ist schon sehr teuer. Einen deutschen Studenten kann das sehr überweltigen, aber dadurch dass man bezahlt wird, kann man wirklich schmerzfrei das leckere Mittagessen, den regionalen Alpkäse im "Dorfladen" oder das Essen/Trinken auswärts genießen. Ich habe nach Wohnhausmiete 800 € auf mein Konto überwiesen bekommen. das reicht für 4x jeden Tag Essen in der Klinik. Ich habe versucht, etwas mit mitgebrachtem Mittagessen zu sparen, weil meine nächste Famulatur unbezahlt und recht teuer wird. Aber im nachhinein hätte ich mich einfach häufiger dazu überwinden sollen mal eine Kugel Eis für 4,50 Fr oder eine Zugfahrt zu bezahlen.
Bewerbung
Ich habe mich 4 oder 5 Monate vorher beworben. Das war etwas an der knappen Seite, aber es gab auch Unterassistenten, die innerhalb von einem Monat etwas bekommen haben ( Wohnheimzimmer sind Mangelware und Alternativen gibt es kaum).