Die Famulatur hat mir sehr gut gefallen. Das Team ist jung und nett, es herrscht ein freundschaftlicher Umgang.
Arbeitsbeginn war täglich 7:30 Uhr. Es ging los mit einer Morgenbesprechung, meist platzt man da mitten rein, weil die Ärzt:innen sich auch mal früher treffen. Ist aber nie ein Problem gewesen (z.T. für uns Studierende unangenehm, da man keine Schlüssel für das Arztzimmer bekommt und durch das Klopfen theoretisch schon stört. Wäre aber auch kein Problem gewesen, einfach 10min später zu kommen und sich der Visite anzuschließen).
Im Stationsalltag gings danach los zur Visite. Die war für Chirurgieverhältnisse relativ lang. Es wird jeder Patient täglich besucht, kurzes Gespräch, evtl. Wundversorgung oder Kontrolle der Drainagen etc. Viel erklärt wurde allerdings nicht, Fragen aber immer beantwortet. Auch der Chefarzt war täglich bei seinen Patienten dabei und hat sich auch für uns Studierende interessiert, sich immer mal nach unserm Wohlbefinden erkundet und sich bei Fragen auch wirklich Zeit genommen. Nach der Visite (immer zw. 9-9:30Uhr) gings ans Blutabnehmen...viel!!! Wir waren meist 3-4 Studierende (wenn man das nicht mag, würde ich empfehlen, die Famulatur erst ab Mitte September zu machen, da dann die PJler nicht mehr da sind, dann ist man als Famulant:in allein) und haben trotzdem 1-2h gebraucht. Lag aber auch daran, dass wir gefühlt täglich bei allen Patient:innen neue Flexülen legen mussten. Also das hat man nach der Famulatur auf jeden Fall perfektioniert.
Ansonsten gab es danach auf Station ehrlicherweise kaum was zu tun, evtl paar Briefe oder in die NA (da meist Anamnesegespräche und wieder Flexüle + BEs, ab und zu mal Sono). 11:30 Uhr kann man dann pünktlich zum kostenlosen Mittagessen und ne ausgedehnte Pause machen. Auf Station kommen dann vielleicht noch paar BEs, aber eigentlich passiert nicht viel und man durfte spätestens 14 Uhr gehen.
Ich persönlich wollte gern so viel es geht in den OP. Wenn man das mag, gar kein Problem! Studierende waren häufig in die OPs eingeplant.
Die erste OP startet 8 Uhr, ich hab bei der Morgenbesprechung einfach geschaut, welcher OA operiert, gefragt ob ich mit darf (haben immer ja gesagt) und bin noch vor der Visite in den OP und dann meist das ganze OP-Programm über geblieben (gibt einen Aufenthaltsraum für die Pflege, die übrigens auch sehr, sehr nett war). Meist brauchen sie dich am Tisch , wo einem die OAs auch tatsächlich viel erklären und man darf auch mehr als Hakenhalten. Und selbst wenn sie dich nicht als Assistenz brauchen, viel wird laparoskopisch operiert und man kann es sich auf einem Stuhl gemütlich machen und zuschauen.
Ich hatte den Eindruck, wenn man Interesse zeigt und sich bisschen bemüht, blühen die OAs auf. Die Stimmung im OP war immer freundlich und geduldig. Ich habe auch paar heiklere Situationen miterlebt, aber mir gegenüber waren immer alle nett und haben keine überhöhten Ansprüche gehabt. Der Chefarzt freut sich auch über Studierende im OP, erklärt viel und stellt paar Fragen (muss man aber nicht beantworten können). Er wirkte manchmal etwas ruppig, hat sich aber meist sofort entschuldigt (sowohl bei dir als Student, bei den Assistenzärzt:innen und bei der Pflege, also er meints nicht böse).
Wer sich für den OP interessiert hats hier leicht und kann auch wirklich chirurgisch was mitnehmen. Zum Ende hin habe ich dann auch auf Station mehr sehen können. Lag aber auch daran, dass die OAs dann wussten wer man ist :D Sono, Drainagen-, VAC-Wechsel, Wundversorgung, Pleurapunktion....die haben sehr viel auf Station gemacht, was mir am Anfang gar nicht so aufgefallen ist. Schätze mal hier müsste man Anfangs schon relativ viel Eigenverantwortung zeigen, damit die einen sowas machen lassen. Also die Betreuung auf Station könnte man schon kritisieren, da passiert nicht viel. Fand ich aber ehrlich gesagt auch die ersten Wochen nicht dramatisch, weil die Assistenzärzt:innen so lieb waren und man auch im Arztzimmer sitzen und mit den quatschen konnte. Oder einfach Telefon in die Hand und raus in die Sonne. Hat niemanden wirklich gestört.
Das war übrigens meine 2. Famulatur und ich hab sie nach dem 7. Semester gemacht. BEs, Flexülen war für mich nix neues. Das könnte vielleicht am Anfang bisschen viel sein, wenn man das noch nicht so oft gemacht hat. Aber ich war nie die einzige Studentin auf Station und die PJler helfen euch da zur Not auf jeden Fall.
Bewerbung
Ich habe mich 1 Jahr vorher beworben (lag aber eher an Berlin, ich habe verschiedene Krankenhäuser angeschrieben).