Der Tag hat um 8:30 Uhr mit der Frühbesprechung begonnen. Assistenzärzte haben ihre Patienten mithilfe der Akten sowie Röntgenbilder vorgestellt und Oberärzte, sowie Chefarzt haben - wie in einer mündlichen Prüfung - das weitere Vorgehen, mögliche Komplikationen, etc. abgefragt. Für nicht griechisches Personal (egal ob Kollegen oder Studierende) wurde problemlos auf Englisch gesprochen. Die Frühbesprechung ging relativ lang (ca. 1,5 Std).
Anschließend wurden stationäre Patienten untersucht. Die Untersuchungen waren sehr ausführlich, so wie man sie aus den U-Kursen kennt. Im Anschluss wurden Berichte geschrieben, sowie weitere Untersuchungen angemeldet.
Gegen Mittag war dann die Oberarzt-/ Chefarztvisite. Diese war klassisch hierarchisch aufgebaut. Viele weiße Kittel stürmten in das 8-Bett-Zimmer (oder auch 3-Bett-Zimmer) und die Assistenzärztin stellte den Patienten vor. Der Chefarzt untersuchte und forderte jeden Teilnehmer der Visite auf auch mit zu untersuchen. Es wurde abgefragt, diskutiert und teilweise auch mit dem Patienten gesprochen. Auch hier wurde die Visite vor dem Patienten auf Englisch gehalten, sofern ausländische Kollegen dabei sind. Die Visite ging auch relativ lange, obwohl die Station wenig Patienten hatte. Außerdem lagen in einem 8-Bett-Zimmer auch gastroenterologische und andere Patienten, die von Ärzten der Kliniken nebenan betreut wurden. Ich vermute, weil das Platz und Pflegepersonal einspart..!?
Es war meine 3. Famulatur und ich bin es eigentlich gewohnt viel selbstständig zu arbeiten, z.B. zu untersuchen und Venenkatheter zu legen. In jeder Famulatur wurde ich allerdings immer einer Person zugeteilt. Zumindest hat sich immer eine Assistenzärztin in der Verantwortung gesehen mich "mitzunehmen". In meiner Famulatur auf Kreta war das dann ganz anders. Klar, dass ich erstmal erklären musste, was überhaupt eine Famulatur ist und wie weit ich im Studium bin. Aber dennoch habe ich das Gefühl gehabt, dass sie nicht wussten, was sie mit mir anfangen sollten. Generell haben sie mir viel erklärt und waren stets freundlich. Aber ich hatte keine feste Bezugsperson und saß leider auch viel herum, da es kaum etwas zu tun gab. Venenkatheter legt in Griechenland die übrigens die Pflege.
Etwas interessanter war es dafür in der Poliklinik. Dort kamen die Patienten nacheinander zu ihrem Termin und wurden untersucht und befragt. Dort war es weniger langweilig, weil man sich auf die Untersuchungen konzentriert hat und auch mehr erklärt wurde, da es mehr Patienten gab.
Alles in einem bin ich sehr glücklich darüber, die Famulatur auf Kreta gemacht zu haben. Es war die Erfahrung wert zu sehen, wie dort gearbeitet wird und ich habe einen Einblick in den Alltag in Griechenland bekommen. Allerdings muss ich gestehen, dass mir leider auch etwas langweilig war. Da ich aber zu jederzeit kommen und gehen durfte (es hat sich wirklich niemand dafür interessiert), konnte ich somit auch nachmittags relativ früh das gute Wetter und den Strand genießen.
Es gab eine Kantine, die ein Tagesessen für alle Mitarbeitenden kostenlos angeboten hat. Allerdings hat sie erst um 13:30 Uhr geöffnet. Aber dafür war das Essen super lecker und gesund!
Die Stadt ist übrigens toll! Sie bietet alles was das Herz begehrt und ist zudem auch noch ziemlich sicher!
Bewerbung
Ich habe mich zunächst direkt im Krankenhaus beworben, was allerdings falsch war. Für Studierende ist die medizinische Fakultät (die direkt gegenüber vom Krankenhaus ist) zuständig. Frau Evi Kortsidaki hat mich während meiner Bewerbungsphase, sowie während meiner Famulatur betreut. Sie ist sehr freundlich und hat mich über das Erasmusprogramm aufgenommen. D.h. ich habe eine Bescheinigung erhalten mit der ich vergünstigt Bus fahren und andere studentischen Tarife nutzen konnte. Außerdem wollte sie mir dabei helfen eine Unterkunft zu finden und hat mir Ratschläge gegeben.
Beworben habe ich mich ca. ein halbes Jahr im Voraus. Aber ich bin mir sicher, dass es auch viel knapper gereicht hätte ;).
Als ich mich beworben habe, konnte ich allerdings die Klinik nicht frei wählen, da die Fakultät die eigenen Studierenden erst einmal zuteilt und die freien Plätze dann vergeben werden. Die Chirurgie, sowie Gynäkologie waren beispielsweise schon voll. Ich konnte allerdings Prioritäten angeben und wurde dann zugeteilt.
