Ich habe eine vierwöchige Famulatur nur in der Inneren Notaufnahme gemacht. Vorweg: Es ist ein kleines Haus, die großen Notfälle oder besonderen Erkrankungen sollte man hier nicht erwarten. Ich habe mich jedoch absichtlich dafür entschieden, da es hier wohl etwas geordneter als bei einem Maximalversorger zugeht. So habe ich ein breites Bild an "Standarderkrankungen" sehen können
Das positive:
Man kann viele Patienten aufnehmen und selbstständig die ersten Schritte machen. Also Arztbriefe anlegen, körperlich untersuchen, Blutabnehmen/Zugänge legen, EKG schreiben und befunden, arteriell Punktieren, BGA´s machen und bewerten und wenn man sorgsam mit dem Ultraschallt umgeht auch Schallen (die ZNA hat ein eigenes Sono). Dadurch gewinnt man Routine und einem wird auch erklärt, wenn man Hilfe braucht. So habe ich vor diesem Einsatz z.B. noch kaum Ahnung von EKG gehabt. Auch arterielles Punktieren habe ich auf Nachfrage hier gelernt. Wie sehr man eingebunden wurde kam sehr auf den Arzt an, leider rotierten diese etwa wöchentlich.
Allgemein kann man sagen, dass die Ärzte sehr nett sind und sich auch froh zeigen, wenn man helfen will und kann.
Kleidung und Namensschild wurden gestellt, Essen war umsonst, zusätzlich ein kleines Gehalt
Das negative:
Was wohl auf jeder Station und in jeder ZNA ein Problem ist: man verliert oft die Übersicht und bekommt nicht mehr mit, was bei dem Patienten heraus kam. Leider rotieren die Ärzte wöchentlich durch, so das man sich an die unterschiedlichen Stile gewöhnen muss und der Arzt noch nicht einschätzen kann, was man als Famulant so kann. Ich besitze einiges an Vorerfahrung und das merkten die Ärzte nach kurzer Zeit auch, aber man musste sich immer wieder neu beweisen. Als erste Famulatur ist es nicht sonderlich geeignet oder man sollte Vorerfahrung (aus dem Beruf) besitzen. Ein Arzt z.B. wollte mich zum Blutabnehmen auf eine Station schicken. Da gegen sollte man sich direkt wehren, falls man es nicht möchte. Einmal sollte ich auch eine fußläufige Patientin auf Station bringen, wozu diese auch selbst in der Lage war. (es scheint im Haus kein Transportteam zu geben)
Ein Kritikpunkt wäre noch die Pflege. Ich bin selbst aktive Pflegekraft auf Intensivstation und musste leider feststellen, dass viele Pflegekräfte hier nicht viel Eigeninitiative zeigen. So nehmen die meisten weder Blut ab noch legen sie Zugänge (was in den meisten anderen Notaufnahmen Standard ist), Schmerzen oder Überwachung der Parameter ( "Chest Pain Unit") kommt häufig zu kurz. Andere Pflegekräfte waren dafür umso besser, netter und haben mir viel gezeigt. So kannte ich z.B. das arterielle System des Hauses nicht und es wurde mir nett erklärt (tendenziell: je kompetenter desto freundlicher).
Was mir gefehlt hat: Ich wurde zu wenig in die weitere Verordnung eingebunden. Das ist aber natürlich dem Stressfaktor und Arbeitsaufwand geschuldet.
Die Arbeit muss man sich selbst eher suchen. Aber wer nur etwas Vorerfahrung mit z.B. Schallen hat kann hier viel üben. Auf die Pause und Feierabend sollte man auch selbst achten. Man sollte nicht vergessen: die Assistenzärzte sind häufig selbst überfordert.
Gleich mein erster Tag war der chaotischste, so war nur ein Arzt anwesend, der überfordert war und der mir nichts zeigen konnte. So wurde ich ins kalte Wasser geworfen, mit der Zeit wurde das aber besser(Wie immer der Tipp: an PJler halten! :) ).
Vorerfahrung durch vorangegangene Famulaturen oder Beruf sind daher von großem Vorteil, ansonsten würde ich eher abraten.