Ich war über den bvmd-Famulaturaustausch in Neapel gelandet und hatte eine tolle Famulatur dort.
Ich wurde mit 3 anderen Austauschstudenten in die Allgemeinchirurgie eingeteilt.
Die Ärzte und das Pflegepersonal waren super nett und haben sich sehr bemüht, uns sinnvoll mit einzubeziehen, auch wenn das durch die Sprache nicht immer einfach war. Ich habe in Italienisch ungefähr B1 und habe mit der Zeit viel verstanden, aber durch den neapolitanischen Dialekt war es für mich schwer, mich fließend mit Patienten zu unterhalten. Die anderen Studenten konnten nur Englisch und das war auch kein Problem.
Kleidung (Hose und Kasack, Schuhe) mussten wir selbst mitbringen.
Am Morgen konnten wir bei der Visite dabei sein und jederzeit Fragen stellen oder die Patienten untersuchen. Danach kamen meistens Patienten zur Aufnahme, wo wir EKGs schreiben und Blut abnehmen durften. An zwei festen Tagen wurde operiert und wir durften zuschauen. Man darf nicht enttäuscht sein, wenn man nicht assistieren darf wie vielleicht in Deutschland - es stehen wahnsinnig viele Leute im OP und die Assistenzärzte lernen viele Eingriffe erstmal durch zuschauen beim Professor, deshalb ist es unüblich, dass Studenten mehr machen dürfen als zuschauen. Die Atmosphäre im OP war auch ganz anders als in Deutschland und viele OP-Methoden nicht unbedingt nach neuestem Standard, was einerseits spannend, andererseits aber auch etwas erschreckend war. Gerade was die Hygiene betrifft...
Auf Station durften wir Verbandswechsel selbstständig unter Aufsicht der Ärzte machen (das ist dort Arztaufgabe) und bei kleinen ambulanten Eingriffen im Behandlungsraum assistieren.
Ansonsten gab es nicht so sehr viel zu tun, es gab oft nur ca. 10 chirurgische Patienten und 5 oder mehr Assistenzärzte auf Station. Also war alles sehr entspannt, es war immer Zeit für einen guten italienischen Espresso im Café gegenüber oder für einen frühen Feierabend am Strand :D
Insgesamt war die Famulatur medizinisch sehr interessant, weil man einfach mal eine Klinik und ein Gesundheitssystem im Ausland kennenlernt und andere Krankheitsbilder sieht als bei uns.
Sicher lernt man vielleicht woanders mehr über moderne Behandlungsmethoden oder kann mehr eigenständig arbeiten, aber ich bin einfach für die Auslandserfahrung hingegangen und es hat sich gelohnt.
Die SISM (italienische Medizinervertretung) hatte uns eine Unterkunft besorgt, wo wir gratis wohnen konnten. Da gab es zwar ein paar Probleme, aber das ging dann schon für den einen Monat.
Neapel ist als Stadt sehr aufregend und ganz anders als andere italienische Städte. Man muss sich ein wenig an alles gewöhnen, aber nach ein paar Tagen habe ich die bunte Stadt mit ihrem Chaos, dem fantastischen Essen, dem Meer und dem italienischen Lebensgefühl lieben gelernt. Lasst euch nicht von Berichten über die Kriminalität abschrecken - ja, man muss ein paar Ecken meiden und gerade als Frau sollte man abends auf sich aufpassen, aber das ist ja in allen größeren Städten so. Also einfach nichts unterschätzen, aber auch nicht verrückt machen.
Die Gegend rund um Neapel ist wunderschön. Ich war in Pompeii, auf dem Vesuv, an der Amalfiküste, auf Ischia und Procida und habe auch in Neapel viel angeschaut.
Insgesamt war es ein toller Monat, um einfach mal etwas Neues kennenzulernen, Urlaub mit "Arbeit" zu verbinden und mein Italienisch zu verbessern :)
Bewerbung
Ca. 1 Jahr vorher über bvmd (Bewerbungsfrist beachten)