Ich habe meine UA in Littenheid im August 2022 für etwa 4 Wochen gemacht. Insgesamt war ich extrem zufrieden und würde eine Unterassistenz jedem empfehlen, der in Erwägung zieht Psychiatrie als Weiterbildung zu machen oder aber auch nur einmal in diesen Bereich reinschnuppern möchte. Den Bericht werde ich etwas unterteilen, um es übersichtlicher zu gestalten.
Bewerbung:
Nachdem ich eine Bewerbung per Mail (Anschreiben+Lebenslauf) an den Chefarzt Dr. Ebneter geschickt habe, habe ich bereits am nächsten Morgen eine Antwort von ihm erhalten. Anschliessend haben wir gemeinsam einen Zeitraum gefunden, in dem ich Zeit hatte und noch eine UA-Stelle verfügbar war. In den nächsten Wochen wurde mir von dem Sekretariat alle erforderlichen Unterlagen (Vertrag, etc. ) zugesendet. Des Weiteren konnte ich ein Zimmer im Personalwohnheim für diese Zeit anmieten. Organisatorisch hat alles hervorragend geklappt und auf Mails wurde auch immer sehr zügig geantwortet.
Kurz bevor die UA dann für mich gestartet hat, wurden mir auch Brochuren/Handbücher zugesendet, um mich schon einmal mit der Klinik vertraut zu machen. Ausserdem habe ich noch eine Mail von Frau Dr. Wagner-der OÄ erhalten, in der mir alle wichtigen Informationen für den ersten Tag gegeben wurden (Treffpunkt/ Uhrzeit etc.)
Einarbeitung/ Tagesablauf/ Aufgaben
Der erste Tag hat damit begonnen, dass mich die Assistenzärzte der Station, auf der ich eingeteilt war an der Pforte abgeholt haben und mir das Büro gezeigt haben, das ich während der UA nutzen konnte.
Im Anschluss daran nahm ich an einem Einführungstag teil. Dieser wird am ersten Arbeitstages jeden Monats für alle neuen Arbeitnehmer veranstaltet. Dort wurde einem das gesamte Gelände gezeigt, es wurde die Klinik vorgestellt und mittags gab es für alle noch ein kostenloses Mittagessen. Alles war sehr gut organisiert und ich habe es als sehr angenehm empfunden, mich mit den anderen ´´Neulingen``etwas auszutauschen und ins Gespräch zu kommen.
Im Anschluss daran, ging ich auf Station und lernte auch das Team kennen. Alle waren sehr nett, sodass man sich schnell als Teil des Teams fühlen konnte. Am zweiten Tag wurde ich dann noch in die IT eingearbeitet. Ich war auf der Station Park B eingeteilt- eine akutpsychiatrische Station für Erwachsene, welche ACT (Acceptance & Commitment-oriented therapy) als Therapieansatz nutzt. Man sieh dort ein großes Spektrum an psychiatrischen Krankheitsbildern.
Morgens um 08:30 hat immer eine Morgenrapport gemeinsam mit der Pflege stattgefunden. Bei diesem wurden alle Patienten kurz besprochen- insbesondere ob es besondere Vorkommnisse während der Nacht gab. Des Weiteren gab es während der Arbeitswoche feste Termine, an dem sich das gesamte ärztliche Personal der Station(+oft auch die Pflege) traf. So gab es wöchentlich beispielsweise einen Somatorapport, bei dem gemeinsam mit einer Internistin die somatischen Beschwerden der Patienten besprochen werden und ggf. Anpassungen evaluiert wurden. Des Weiteren findet jeden Mittwoch den ganzen Vormittag die Visite statt. Anders als auf somatischen Stationen üblich, kommen bei dieser die Patienten nach einander in einen Besprechungsraum. Dort bespricht die OÄ mit den Patienten das weitere therapeutische Vorgehen, die Patienten berichten über ihren aktuellen Zustand und es werden auch andere Dinge wie z.B. der geplanter Austritt, Belastungserprobungen etc. besprochen.
Ich, als UA, konnte bei diesen Terminen immer teilnehmen und es wurde gerne gesehen, wenn ich die Gespräche im Computersystem mitprotokolliert habe. Dafür ist es sicherlich gut einigermassen schnell zu tippen, wenn man aber mal nicht so schnell mitkam, konnte man auch immer noch einmal nachfragen.
Ansonsten können sich die Assistenzärzte (und UAs) ihre Zeit relativ frei einteilen. So planen sie also ihre Patientengespräche mit ihren Patienten über die Woche verteilt. Sofern es eine Aufnahme gibt, wird in der Regel nach dem Mittagessen ein ausführliches Aufnahmegespräch geführt. Als UA. konnte ich mir selbst aussuchen, an welchen Gesprächen ich teilnehmen wollte. Am Anfang habe ich eher zugehört und protokolliert, im Laufe der Zeit durfte ich dann aber auch Gespräche zunehmend selber führen. Die Lernkurve empfand ich als recht steil, da ich zum Einen viel über die Krankheitsbilder lernen konnte und zum anderen auch viel über Gesprächsführung. Die Assistenzärzte waren gerne bereit einem etwas zu erklären und die Fragen zu beantworten (insbesondere wenn man auch versucht ihnen etwas zu helfen, zum Beispiel in dem man bereits während des Gesprächs mitprotokolliert).
Eine weiter Aufgabe, die man als UA. übernehmen kann ist die allgemeine körperliche und neurologische Untersuchung, die bei jeder Neuaufnahme durchgeführt werden muss.
Man hat i.d.R. immer Zeit mittags essen zu gehen. Hierfür steht eine Mensa ´´Das Cafe`` zur Verfügung, das sowohl für Mitarbeiter, als auch für Patienten und Besucher zugänglich ist. Das Essen + Kaffe ist sehr gut und die Preise für UAs deutlich reduziert. (Ca. 5CHF für ein Mittagessen; 1CHF für einen Kaffe).
Gegen 17:00 kann man in der Regel Feierabend machen, häufig kann man aber auch mal früher gehen, wenn es nichts mehr zu tuen gibt. Außerdem hat man auch die Möglichkeit bei Diensten der AÄ mitzugehen.
Des Weiteren gab es auch wöchentlich interessante Weiterbildungen/ Vorträge- ich kann definitiv empfehlen dort regelmässig hinzugehen.
Wohnen/ Freizeit/ Soziales
Wenn man als UA von weiter wegkommt bietet es sich an, im nahegelegenen Personalwohnheim zu wohnen. Dieses ist sehr schön- man hat ein geräumiges, funktionales Zimmer mit Badezimmer und Balkon. Außerdem gibt es im Erdgeschoss eine Küche mit Essbereich, die man sich mit den anderen Bewohnern des Personalhauses teilt. Gerade am WE kocht man dort auch mal zusammen mit anderen. Man trifft dort v.a. auf andere UAs, aber auch einige Assistenzärzte und Psychologen wohnten dort. Alles in allem war es sehr angenehm dort zu wohnen.
Littenheid ist sehr ländlich gelegen und man ist direkt in der Natur. Man kann nach dem Arbeiten sehr gut spazieren oder joggen gehen. Der nächstgrößere Ort ist Will SG, der mit dem Bus in ca.10 min zu erreichen ist. Wil ist eine Kleinstadt, in dem man alles nötige findet (Supermärkte, Restaurants, Cafes, Fitness, Kino,.. ). Am Wochenende kann man z.B nach Zürich fahren (<1h mit dem Zug von Wil). Desweiteren gibt es natürlich zahlreiche Möglichkeiten wandern zu gehen- ich kann insbesondere den Walensee empfehlen, der mit dem Zug recht schnell zu erreichen ist.
Gehalt
Als Gehalt bekommt man 1600CHF pro Monat + anteilig 13. Monatsgehalt. Von diesem Gehalt wird ein kleiner Teil an Steuern abgezogen. Sofern man im Personalhaus wohnt, wird auch die Miete direkt abgezogen. Das Gehalt wird am Ende in Bar ausgezahlt.
Resümee
Ich kann eine UA. In Littenheid definitiv empfehlen. Das Arbeitsklima empfand ich als ausgesprochen gut und man kann wirklich viel lernen. Alle sind sehr zuvorkommend und die Organisation ist phänomenal. Ich würde aber empfehlen mind. 2 Monate zu bleiben, da man dann noch mehr eigenständig arbeiten kann und dann auch verstärkt eigene Patienten betreuen kann.