Am ersten Tag wurde ich im Sekretariat von einem der Oberärzte der Klinik abgeholt und zur Frühbesprechung mitgenommen. Dort wurde ich vorgestellt und ging danach mit auf die Station.
Während meiner Zeit in der Kardiologie in der Uniklinik fiel mir auf, dass die ganze Klinik (außer wenige Ausnahmen) sehr hierarchisch aufgebaut ist, z.B. sitzen morgens alle Oberärzte an einem großen Besprechungsraum und alle Studenten und Assistenzärzte sitzen außen in einer Stuhlreihe, obwohl an dem Tisch genug Platz für alle Ärzte wäre. Es findet in der Frühbesprechung auch kaum inhaltliche Diskussion statt, sondern der Chefarzt sagt mehr, wie ein Patient weiter behandelt werden soll und die anderen Ärzte nicken nur.
Auf Station ist man als Student die meiste Zeit sich selbst überlassen und muss Betreuung aktiv einfordern. Die Stationsärzte scheinen die meiste Zeit entweder überfordert zu sein oder aber überarbeitet.
Morgens geht es mit vielen Blutentnahmen los, da es zwar einen studentischen Blutentnahmedienst auf Station gibt, dieser aber häufiger mal ausfällt, sodass man morgens gut mal 2 Stunden mit Blutabnehmen beschäftigt ist (wenn genug Studenten auf Station sind, wir waren zu dritt, sonst hätte es noch länger gedauert). Außerdem nimmt man EKGs bei Patienten auf, wobei sich auch da der Lerneffekt in Grenzen hält. Mit ein bisschen Glück und Eigeninitiative kann man das EKG selbst erstmal vorher in Ruhe auswerten und dann einem der Stationsärzte "präsentieren", wobei der parallel am Computer arbeitet und man nicht genau weiß, ob einem gerade überhaupt irgendjemand zuhört.
Klappt eine Blutentnahme mal nicht, gilt die Regel, dass man es ruhig häufig probieren soll, egal, ob man noch Anfänger ist oder nicht. Hat es dann immer noch nicht geklappt und man gibt dem Stationsarzt Bescheid, ist dieser "sehr genervt". Zum Teil werden Blutentnahmen oder Blutkulturen dann auch einfach gar nicht gemacht, weil die Stationsärzte nicht dazu kommen. Es ging sogar an einem der Tage so weit, dass einer der Stationsärzte mit mir beleidigt war (er hat mich ignoriert und nicht mehr mit mir gesprochen für ein paar Tage), weil ich mir angeblich "nicht genug Mühe gegeben habe beim Blutabnehmen und er mir das nicht glauben würde", obwohl das meine ersten Tage auf der Station waren. Das hat mich sehr irritiert.
Positiv zu erwähnen ist, dass die meisten Oberärzte sehr nett waren und uns Studenten auch aktiv in die Visite eingebunden haben und Dinge erklärt/gefragt haben oder uns zu Untersuchungen mitgenommen haben, zB zu einer Herzkatheteruntersuchung oder zu einer Kardioversion. An einem Tag gab es einen PFO-Verschluss im OP, den wir auch mit anschauen durften und einer der Oberärzte im OP hat uns sehr viel dazu erklärt. Allgemein gab es auch sehr nette Ärzte in den Funktionsbereichen, denen man ab und zu mal etwas über die Schulter schauen durfte.
In Summe habe ich schon viel gesehen, aber man muss es eben aktiv einfordern und ein bisschen Glück haben, je nachdem, auf wen man so trifft. Insgesamt kam der Lehranteil der Famulatur in Summe etwas zu kurz und generell wurde den Studenten nicht besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Zum Beispiel waren wir oft noch bis nach 17 Uhr im Arztzimmer, obwohl es eigentlich nichts mehr zu tun gab, aber es könnte ja schließlich sein, dass noch etwas kommt ... (offiziell wäre 16 Uhr Feierabend gewesen). Allgemein wurde unter den Ärzten auch sehr viel gelästert und es gab auf Station auch immer wieder kleinere Streitigkeiten zwischen den Stationsärzten.
Bewerbung
Bewerbung einige Wochen vorher über das Sekretariat des Klinikleiters, Zusage innerhalb weniger Tage
