Notaufnahme, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP, Diagnostik, Station
Heimatuni
Wien (Oesterreich)
Kommentar
Wie viele andere Famulanten hat mich die Faszination der großen Patientenfrequenz sowie Varietät an Verletzungsmuster in der Wintersaison nach Zams geführt.
Als "Maximalversorger" in der Region kommen die Patienten sowohl aus Österreich als auch aus Italien und der Schweiz. (bodengebunden sowie mit dem NAH)
Dabei verlief kein Tag wie der Andere, wodurch stets Abwechslung geboten war.
Die Arbeitstage beginnen allesamt mit der Morgenbesprechung um 07:30. Am ersten Tag steht u.a die OP-Einschulung sowie eine Hygieneschulung am Plan, welche allerdings rasch abgeschlossen werden können. Da die Abteilung für Unfallchirurgie und Sporttraumatologie sehr groß ist, ist auch das Team an OA, FA, Assistenten und Turnusärzten ungewöhnlich groß. (subjektive Wahrnehmung)
Leider gab es am ersten Famulaturtag keine Vorstellung von Seiten des Primars/Ärztlicher Seite, wodurch viel Eigeninitiative gefragt ist.
(Goldene Regel in der Chirurgie: Lieber dreimal vorstellen als gar nicht)
Während meiner Zeit in Zams waren wir 3 KPJ Studenten sowie 2 Famulanten. Dies ermöglichte uns die Arbeitstage eigenverantwortlich in eine Früh- bzw. Spätschicht aufzuteilen. (07:30 - ca. 15:30, 14:00 - ca. 21:00)
Gerade in der Wintersaison ist dies optimal, da man unter der Woche vormittags Skifahren und nachmittags im Spital arbeiten kann.
Der Arbeitstag beginnt nach der Morgenbesprechung immer mit den stationären Aufnahmen (elektiv OPs) sowie der Behandlung von orthopädischen ("Notfall") Patienten.
(Die Patientenfrequenz nimmt erst mit dem Betrieb der Skilift wirklich zu - also ab etwa 09:00)
Nahezu täglich werden 2-3 OP-Säle parallel bespielt, wobei fast immer ein Famulant/KPJ Student für die Assistenz benötigt werden. (entlastet die Turnusärzte)
Im OP ist das Klima angenehm, wobei die Tätigkeiten allerdings sehr beschränkt sind. In meiner Zeit beschränkte sich die Assistenz Tätigkeit primär auf Hakenhalten und die Bedienung des Saugers. (kein Nähen!)
Das OP Programm umfasst praktisch alle Bereiche der Unfallchirurgie, wobei vereinzelt sogar Eingriffe im Bereich der Wirbelsäule durchgeführt werden.
In der Ambulanz wird einem sehr schnell Eigenverantwortung zugemutet, wobei Patienten alleine statuiert werden sollen. Anschließend erfolgt die Besprechung (mit FA) der radiologischen Bilder (Röntgen, CT, MRT) sowie die Erarbeitung einer Therapie, welche den Patienten anschließend mitgeteilt wird.
Abschließend wird erwartet, dass vorläufige Arztbriefe selbst unter Supervision ausgefüllt werden sollen und der finale Arztbrief diktiert wird.
Natürlich variiert das Vertrauen stark von der Dauer der Famulatur sowie dem betreuenden Arzt/Ärztin.
Man erhält einen PC Zugang sowie ein Diensthandy, was das Klinikleben doch um einiges erleichtert.
Täglich erreichen die Klinik etwa 10-15 Patienten mit dem Hubschrauber, wobei diese oftmals NACA 3 oder kleiner sind.
"Echte unfallchirurgische Schockräume" sind dann doch deutlich geringer.
Pro:
+ viel Eigenständigkeit
+ viele unterschiedliche Verletzungen
+ Freiheit sich jederzeit alles ansehen zu können (außer bei Assistenz im OP nie gebunden)
+ Top Ausstattung (Neubau eines großen Teil des Spitals 2021)
+ exzellentes Essen (Mittagessen) - Frühstück und Mittagessen sind für Famulanten kostenlos
+ Üben von medizinischem Englisch (viele ausländische Patienten)
Contra:
- kein Mentoring- leider ist man als Neuling stark von den anderen Famulanten/KPJ abhängig, da man die ersten Tage sonst verloren ist
- keine aktive Lehre - einige Ärzte sind bereit viel zu erklären, andere weniger
Fortbildungen gab es in meiner Zeit leider keine
- Wenig "aktive" Mitarbeit im OP (z.B keine Möglichkeit des Nähens im OP) - primär waren nur Assistenzen bei Knie/Hüft TEP gefordert
Zusammenfassend ist aber zu sagen, dass ich die Famulatur sehr positiv in Erinnerung behalten werde, da die vielen Eindrücke in der Zeit sehr überwältigend waren.
Insbesondere war das Klima innerhalb der Abteilung doch sehr locker und angenehm, wodurch die menschliche Komponente nicht auf der Strecke blieb.
Bewerbung
Die Bewerbung erfolgte 1 1/4 Jahre im Vorhinein unkompliziert über Fr. Gebhart.
Als auswärtiger Famulant erhält man:
- eine kostenlose Unterkunft
- einen Parkplatz für 5€/Woche
- einen Mitarbeiterausweis
- kostenloses Mittagessen (MO-SO) sowie kostenloses Frühstück (MO-FR)
Bei der Ankunft war die Unterkunft doch etwas ernüchternd, da entgegen der Angaben außer der Bettwäsche absolut nichts vorhanden war.
Besteck, Geschirr sowie Kochtöpfe/Pfannen waren nicht vorhanden.
Die Ausstattung des Zimmers ist folgend:
- Kochnische mit Spüle sowie zwei Herdplatten
- Badezimmer (WC, Dusche und Waschbecken)
- Wohn-/Schlafraum mit Bett, Tisch und Sessel
Unglücklicherweise erwischte ich ein Zimmer, welches einen starken, unangenehmen Eigengeruch hatte der erst nach tagelangem Lüften verschwand. Wie bereits viele vor mir kommentiert haben, ist die Unterkunft ohne WLAN! Die Distanz zum Spital ist <5 Gehminuten, was hervorzuheben ist.
Im Keller gibt es einen Wasch- sowie Trockenraum. Pro Waschladung sind 50c zu bezahlen, was verhältnismäßig sehr günstig ist.
Die zur Verfügung gestellten Staubsauger sind überwiegend sehr veraltet und ermöglichen ein Staubsaugen nur bei offenem Fenster. (bestialischer Gestank)
Unterm Strich gilt es aber zu sagen, dass man sich als Student echt nicht beschweren kann, da einem alles kostenlos zur Verfügung gestellt wird!
In Zams selbst gibt es einen XXXLutz, wodurch fehlende Produkte erworben werden können. Zudem sind Supermärkte wie MPreis oder Billa in Gehweite.