Ich habe meine vierwöchige Neurologie-Famulatur in Dülmen gewählt, um mich für die Zukunft von der Fachrichtung überzeugen zu lassen und ich kann nur sagen: Das nette Team dort hat dies restlos geschafft!
Es wird sehr viel Wert auf gute Lehre gelegt und für alle (vom Assistenz- bis Chefarzt) ist es selbstverständlich, Studierende im Alltag mitzunehmen und während der Visiten oder Sprechstunden Dinge zu erklären. Aber nicht nur das: Einige Male wurde sogar extra von Assistenzärzten nach mir gesucht, um mich zu spannenden Fällen in die Notaufnahme zu rufen, was bestimmt keine Selbstverständlichkeit ist.
Als Famulantin aus dem 9. Semester durfte ich außerdem viel selbst machen. Der Tag startete morgens mit der Frühbesprechung, danach habe ich die Visiten begleitet, bevor ich selbstständig Patienten aufnehmen durfte. Dabei musste man nie Angst haben, etwas Grobes zu verpassen, weil es kleinschrittige Aufnahmebögen gibt und außerdem im Anschluss von ärzticher Seite alles nachbesprochen und auch orientierend nachuntersucht wird. Den Ablauf einer neurologischen Untersuchung hatte ich so schnell verinnerlicht und konnte außerdem üben, eine Anamnese möglichst strukturiert zu präsentieren. Bei den Fällen, wo ich auf diese Weise gut im Thema war, konnte ich nach Rücksprache Untersuchungen anordnen und mich anschließend auch an den Entlassbriefen versuchen. Wenn Lumbalpunktionen anstanden, wurde mir schon nach kurzer Zeit angeboten, diese selber unter Aufsicht durchzuführen. Weil dabei immer jemand neben mir stand und unaufgeregt korrigiert hat, wenn es bei den ersten Versuchen nicht auf Anhieb klappte (oder ich bloß zu zögerlich war), habe ich mich sehr wohl damit gefühlt. Generell ist die Stimmung im Ärzteteam, das immer gemeinsam zu Mittag isst, genauso gut wie der Kontakt zur Pflege und den MFAs. Blut Abnehmen musste ich nur selten, dafür hatte ich häufiger die Gelegenheit, in der Funktionsdiagnostik die EEG-, ENG/EMG- oder Schwindeltestungen mitzuerleben. Auch hier wurde durch die netten MFAs gerne alles erklärt.
Neben Röntgenbesprechungen und abteilungsinternen Fortbildungen war der Studi-Unterricht mit dem Chefarzt, der alle Famulanten und PJler beim Namen kennt und sich immer wieder erkundigt, ob für uns alles zur Zufriedenheit läuft, jedes Mal ein Highlight. Ihm war es auch wichtig, mir eine Hospitation in der Neurochirurgie zu ermöglichen, sodass ich einen spannenden Tag in Hamm-Heessen erlebte.
Die Nachmittage habe ich nach eigenem Interesse gestaltet, sobald auf der Station nichts mehr zu tun war. Ich habe so Einblicke in die Botox-Ambulanz bekommen, die Neuropsychologin begleitet, die Einstellung eines Tiefen Hirnstimulators mitverfolgt oder den Spätdienst in der Notaufnahme unterstützt. Dies war besonders eindrücklich für mich, da ich eine Schlaganfallpatientin von Aufnahme über den Schockraum, dann ins CT und über die Entscheidung zur Lyse bis auf die Stroke Unit begleiten konnte.
Insgesamt war dies die beste Famulatur, die ich mir hätte wünschen können und ich kann sie allen Neuro-Begeisterten nur wärmstens ans Herz legen.
PS: Das Pendeln aus Münster habe ich überhaupt nicht als Problem empfunden.