Ich war insgesamt für 4 Wochen auf der Gynäkologie und Geburtshilfe im Kantonspital Münsterlingen. Wir waren 2 Unterassistentinnen zur gleichen Zeit, was auch ausreichend war. Am 1. Tag eines Monats ist ein Einführungstag, wo man alles genau erklärt bekommt (Spitalrundgang, Computersystem, Mensa, Schichten etc.). Man bekommt außerdem ein eigenes Telefon und einen Keyfob mit dem man in alle Räume reinkommt und sich ein und ausloggt im Spital.
Arbeitsbeginn ist um 8 Uhr, mittwochs und freitags um 7:30 Uhr und Arbeitsende zwischen 16-17 Uhr. Manchmal bleibt man auch länger (17-18 Uhr) je nachdem wie viel los ist, man muss aber definitiv nicht unnötig rumsitzen nachmittags sodass man dann auch mal eher gehen kann wenn nichts los ist. Mittags kann man in der Spitalmensa essen gehen oder sich selbst etwas mitnehmen und es dort essen. Das Mensaessen ist sehr gut allerdings mit 13 CHF auch relativ teuer, es wird direkt auf dem KeyFob gespeichert und vom nächsten Lohn abgezogen, was sehr praktisch ist, da man so kein Geld dort braucht. Es gibt noch eine kleine Cafeteria, wo man belegte Brote oder andere Backwaren und Süßigkeiten kaufen kann.
Der Morgen beginnt immer mit einem Morgenrapport (Übergabe) um 8 Uhr. Wir haben uns dann immer etwas aufgeteilt, sodass Eine mit im Gebärsaal war und die Wochenbett Patientinnen mit betreut hat und Eine mit auf der Gyn und/oder im OP war. Man ist als Unterassistentin fest eingeplant, sodass es z.B. OPs gibt zu denen Eine von uns hin muss, was aber auch echt Spaß macht. Bei den Sectios ist auch immer eine Unterassistenz mit eingeplant und bei den Hysterektomien ebenfalls. Ansonsten kann man mit zu jeder OP gehen und sich diese anschauen, was auch sehr empfehlenswert ist, da man gerade bei den laparoskopischen OPs auch gut über die großen Monitore sehen kann, auch wenn man nicht mit am Tisch steht.
Ansonsten hilft man den Assistenzärzt*innen mit den Entlassungsbriefen (in der Schweiz "Austrittsbrief"), geht mit zu Patientinnengesprächen, darf anfangs bei den Ultraschalluntersuchungen zuschauen und diese dann auch alleine bzw. mit Hilfe durchführen (Kind ausmessen, Fruchtwassermenge bestimmen etc.). Bei der Visite ist es die Aufgabe der Unterassistent*innen die Rapporteinträge zu verfassen, einfach zuhören was die Patientinnen so sagen, wie es ihnen geht und was die Pflege sagt ob es was auffälliges gab. Man kann alles direkt auf einem fahrbaren Laptop eintragen während der Visite. Donnerstags ist nach dem Morgenrapport die Chefarztvisite, wo man gut auch mal selber Patientinnen die man kennt kurz vor deren Zimmer dem Chef vorstellen kann (Name, Geburtsverlauf, Wochenbetttag, Auffälligkeiten etc.).
Man kann auch gut mit zu den fachärztlichen Sprechstunden der Oberärzt*innen gehen, wo dann KiWu Gespräche/Untersuchungen stattfinden, aber auch klassische PAP Abstriche und Jahreskontrollen, Schwangerschaftskontrollen oder Untersuchungen bei Beschwerden. Sollte man definitiv mal gemacht haben, da bekommt man einen guten Einblick in die Arbeit der Gynis in Praxen.
Die Assistenzärzt*innen machen nebenbei auch noch die Notfallsprechstunde, wo man dann ebenfalls mit hinkommen kann. Dort sieht man dann z.B. mögliche Aborte, aber auch HWIs oder starke Menstruationsbeschwerden bei den Patientinnen.
Um vaginale Geburten zu sehen sollte man sich mit den Hebammen gut stellen (alle sehr lieb), da sehr viel Wert darauf gelegt wird, dass man die Frauen schon kennt bzw sich schon mal vorgestellt hat und nicht einfach "als Fremder" mit bei der Geburt dabei ist. Es gibt auch Geburten, die nur von Hebammen gemacht werden (HGGH genannt) und bei denen kann man dann natürlich auch nicht dabei sein. Man hat aber definitiv die Chance ein paar vaginale Geburten zu sehen.
Die Stimmung im Team ist generell sehr gut, man hat meistens mit den Assistenzärzt*innen zu tun und die sind sehr bemüht einem alles zu zeigen und zu erklären. Man kann jederzeit alles erfragen und wird für nichts dumm angeguckt oder so. Auch die Oberärzt*innen und sogar der Chefarzt sind wirklich lieb und offen für Fragen, auch bei den OPs. Natürlich gibt es auch mal stressige Tage, wo der Ton vielleicht etwas rauer wird, aber das ist meiner Meinung nach in dem Job einfach so und ist nie böse gemeint. Während der Rapporte (8 Uhr morgens und 15:30 Uhr mittags) sollte man unbedingt anwesend sein, da dort die Patientinnen besprochen und offen diskutiert werden. Dabei kann man immer sehr viel lernen und der Chefarzt hält gerne am Ende des Rapports noch ein kurzes "Teaching" über Themen die ihn interessieren, was auch echt interessant ist. Manchmal verteilt er kleine Präsentationen an die Unterassistent*innen, die aber wirklich gut machbar sind und man wird am Ende sehr gelobt für seinen Vortrag. Mittwochs ist um 7:30 Uhr GyntoGo Vorlesung von deutschen Unis, die man sich mit den Assistenzärzt*innen zusammen online auf Station anschaut. Freitags ist um 7:30 Uhr Oberärzt*innen Teaching zu diversen Themen. Man kann bei Beidem sehr viel lernen.
Man hat als Unterasisstentin der Gyn noch sogenannte Pikettdienste (Bereitschaftsdienste) 1 mal pro Woche und in den 4 Wochen die ich da war hatte ich zusätzlich noch 1 ganzes Wochenende. Man ist dann entweder nach dem normalen Dienst unter der Woche über Nacht bis zum nächsten Morgen oder eben am Wochenende von Samstag Morgen bis Montag Morgen verantwortlich. Die Gynis rufen in der Regel nie an, außer es ist eine Sectio, aber selbst dann rufen sie selten an, da man dann sehr schnell dort sein müsste. Man kann aber z.B. mit der Nachtschicht besprechen, dass sie einen wenn möglich anrufen, wenn man gerne mal nachts eine Notfallsectio mitmachen möchte. Man ist außerdem noch für die Chirurgie in Bereitschaft, also auch bei großen Bauch OPs nachts wird man dann angerufen, was durchaus mal vorkommen kann. Am Wochenende wird man z.B. auch mal angerufen um in der Notaufnahme auszuhelfen. Man hat für diese Pikettdienste sein Telefon mit dabei und wird darauf dann angerufen oder auf dem Handy.
Zum Wohnen: Man kann in einem der Personalwohnheime unterkommen, was sich gerade für die Pikettdienste sehr anbietet, da man dann sehr schnell im Spital sein kann nachts. Das Personalwohnheim Nord ist innen etwas moderner als die anderen, jedoch sollte man bedenken, dass es etwas weiter weg liegt vom Spital und man dann nachts alleine zum Notfall etwa 15 Minuten laufen muss. Da eignen sich die Wohnheime 1 und 2 mehr, da diese direkt hinter dem Spital liegen, man ist also innerhalb von 5 Minuten da.
Ich habe im Personalwohnheim 2 gewohnt und für 4 Wochen war es schon ok, jedoch ist es wirklich nicht das Schönste. Die Zimmer sind relativ alt, ebenso wie die Möbel. Es gibt Gemeinschaftsküchen und Bäder auf dem Flur, die man sich mit ca. 10 anderen Zimmern teilt. Nehmt euch alle Küchenuntensilien mit, die ihr so braucht, da es in der Küche außer einem Wasserkocher und einem Herd eigentlich nichts gibt. Man trifft so jedoch ein paar andere Unterassistent*innen sodass man wenigstens nicht ganz alleine ist und sich nach der Arbeit auch mal treffen kann. Es ist alles in allem jedoch sauber und man gewöhnt sich schnell an alles. Die Personalausrüstung ist sehr bemüht und tagsüber jederzeit offen für Fragen oder Anregungen.
Münsterlingen ist ein sehr kleiner Ort direkt am Bodensee, im Sommer ist es bestimmt noch viel schöner, da man dann schwimmen gehen kann. Viel zu machen ist sonst in dem Ort nicht. Konstanz ist jedoch nur 20 Minuten entfernt und sowohl mit dem Auto, als auch mit dem Zug direkt vom Spital aus gut zu erreichen. Wir sind dort immer zum einkaufen gewesen oder mal zum shoppen oder abends zum Essen gehen. Am Wochenende oder auch unter der Woche, wenn man mal eher gehen darf, kann man gut Ausflüge machen nach Schaffhausen, St Gallen, Lindau, Bregenz, Friedrichshafen etc. Wir sind immer mit dem Auto überall hingefahren.
Bewerbung
ca. 2 Jahre vorher bei Frau Rappold. Sehr gute Organisation und wirklich herzlich!