Also diese Famulatur war jenseits von gut und böse. Ich sehe die anderen Berichte und bis fassungslos wie es bei mir war. Ich erzähle mal ein wenig:
Es begann Anfang März als ich mich auf Station melden sollte um 7.15. Nach monatelangen Anfragen durch mich und so gut wie keinen antworten hab ich eine Woche vorher endlich die Zusage bekommen. Verträge etc wurden aber alle erst am 2. Tag unterschrieben, ein wenig fischig. Um 7.15 kam natürlich niemand, ist soweit auch ok wir alle kennen Krankenhäuser so ist es halt manchmal. Um 7.30 fragte die Pflege mich bereits was ich denn hier wolle und so herumlungere. Ich sagte ihnen ich warte auf Hr. Dr. XY und sie klingelten für mich durch. Gegen 9 wurde ich endlich abgeholt und in einem Sprint durch die Klinik geführt, so schnell das ich mir natürlich nichts merken konnte. Mir wurde alles weitere von anderen Famulanten/PJlern erklärt. Wo ich meine Kleidung holen sollte wurde mir nicht gesagt, nur das ich bitte am ersten Tag erstmal mit weißer Kleidung erscheinen soll. Die ersten Tage zogen sich so dahin, ich verbrachte meine Zeit hauptsächlich mit Zugänge legen und blutentnahmen. Beim beisitzen in der Poliklinik oder Tagesklinik durfte ich nichts machen, nichtmal Brief mitschreiben. Alles was ich machen wollte musste ich erstmal erfragen. Durch beharrliches Nachfragen konnte ich wenigstens ein paar Sachen sehen und üben. Andere famulanten erklärten mir wo ich denn Kleidung bekomme, am dritten Tag dann endlich mal Klinikleidung. Irgendwann hieß es, ich dürfe mal mit in den Op, welch eine Freude! In anderen Famulaturen durfte ich als Assistent mit am Tisch stehen und kleinere Aufgaben durchführen (schneiden, rausnehmen, Haken halten natürlich). Hier durfte ich im op zuschauen, mehr aber auch nicht. Es hört sich vermutlich nicht schrecklich an, aber Woche für Woche nur danebenzustehen und zuzuschauen nervt irgendwann, besonders im 10. Semester wo man dann doch ein oder zwei Dinge bereits kann. Lichtblick war eine Oberärztin, die aber leider ihre Kündigung in meiner Zeit einreichte (wie 4 (!) weitere Ärzte*innin, weil die Klinik wohl schrecklich sei). Sie gab mir selber Patienten für die Anamnese und Untersuchung, die sie dann vorgestellt haben wollte und nochmal durchcheckte. Dies war wirklich die angenehmste Zeit, weil ich tatsächlich viele richtige Diagnosen herausfand und mich bestätigt fühlte. Leider gottes fühlte sich aber zu keiner Zeit jemand irgendwie zuständig für mich. Dies ist meiner Meinung nach das größte Manko, keinen direkten Ansprechpartner zu haben oder jemanden mit den man mal ein wenig Beziehung aufbauen hätte können. Ein paar Tage war ich krank, durch Corona. Es fiel erst auf als ich meine Krankschreibung am Ende der Krankheit einreichte. Theoretisch wäre Schluss um 14.30 gewesen, oft aber war ich bereits um 10 zuhause weil sich keiner mit mir bemühen wollte. Mein Ansehen als Famulant durch die Ärzte lag ungefähr auf derselben Stufe wie bei penetrant lauten Musikern in der S-Bahn. Ich nervte sie und das ließen sie mich merken. Die Pflege allerdings war überaus nett zu mir, wie eigentlich überall. Es gab nichtmal die typische Schwester Rabiata. Ich war heilfroh als es endlich vorbei war.
Als Abschluss mag ich sagen: das was ich sehen konnte war natürlich interessant. Als Uni-Klinik sieht man viele nicht häufige Sachen. Diese konnte ich aber nur sehen weil ich darauf bestand. Die Einstellung der Belegschaft zu mir und zum Krankenhaus war katastrophal, sie hassten es dort zu arbeiten und der sonst typische Facharztstandard an Uni-Kliniken durch 2 Fachärzte anscheinend gedeckt. Ich würde jedem abraten dort Famu zu machen, ich hatte 3 andere sehr sehr gute Famus bei denen ich viel gelernt habe, aber hier gab es keinen Mehrwert für mich.