Maternity, Surgery, Medical Ward, Outpatients Department
Fachrichtung
Tropenmedizin
Zeitraum
2/2023 bis 3/2023
Einsatzbereiche
Station, Diagnostik, Poliklinik / Ambulanz / Sprechstunde, OP
Heimatuni
Nicht angegeben
Kommentar
Auf die Zeit in Litembo blicke ich mit gemischten Gefühlen zurück.
Aufgrund der wenigen Erfahrungsberichte ging ich davon aus, eine von vielleicht 5 FamulantInnen zu sein. Letztendlich waren wir inklusive der beiden FSJlerInnen zu Höchstzeiten 18 Leute. Man hatte allen einfach zugesagt, ohne zu berücksichtigen, dass das Krankenhaus für maximal 5-6 Leute Arbeit bietet und im Doctors House nur für etwa 12 Leute Platz ist. Dementsprechend voll war es dann auf Station und im Wohnhaus, manche mussten in einem Hostel die Straße hinunter übernachten.
Es gab zu der Zeit wenig Patientenaufkommen, was wohl zu Einen an der Regenzeit lag, zum Anderen aber auch ein genereller Trend im Litembo Hospital ist. Rotation war auf die Maternity, Surgery, Medical Ward und das Outpatients Department (Ambulanz) möglich, wenn Kinder aufgenommen wurden theoretisch auch Childrens Ward, da war aber meistens nichts los. Da aus der Verwaltung wenig Unterstützung bezüglich des Anstrums an Studierenden kam, wir jedoch auch den Stationen nicht auf die Nerven gehen wollten, haben wir uns einen Rotationsplan erstellt. Dennoch waren so teils 5 Leute auf einer Station, zusammen mit 3 einheimischen Interns. Die Interns sind quasi für den Stationsalltag etc. zuständig, es gibt nur 5 Ärzte welche Oberarztstatus haben und zur Visite bzw. im OP anwesend sind.
Maternity: Das Meiste läuft hier aus Suaheli, man profitiert sehr davon, wenn man vorher die Sprache gelernt hat. Morgens gibt es eine Visite, wo man die Möglichkeit hat, die Leopoldschen Handgriffe zu lernen, oder den kindlichen Herzschlag auszukultieren. Danach kommen Frauen zu Aufnahme, es gibt manchmal vaginale Geburten, sehr häufig auch Sectios. Mittwoch und Freitag ist OP-Tag, wo auch Myomektomien etc. durchgeführt werden. Es dauert seine Zeit, bis man mit der Pflege umzugehen weiß, es gibt aber auch sehr nette Schwestern die einen, wenn sie einen besser kennen, bei Geburten helfen lassen. Ab dem späten Vormittag sitzt man sehr die Zeit ab, hier lohnt sich ein ausgedehnter Besuch in der Mensa bei Chapati und Chai:)
Surgery: Für mich die interessanteste Station. 95% sind Pikipiki-Unfälle, mit teils schweren offenen Frakturen, die oft erst nach einigen Tagen operiert werden. Hinzu kommen SHTs und Brandwunden. Jeden Tag ist Visite und Verbandswechsel, man bekommt viele Wunden zu sehen, die man aus DE so nicht kennt. Die OP-Tage bestehen dementsprechend hauptsächlich aus Platten und sind ein bisschen zäh. Die Pflege hier war sehr nett und nachmittags konnte man öfters beim Gipsen helfen. Dienstags und Donnerstags ist OP-Tag.
Medical Ward: Aufgeteilt in female und male, wobei die Interns aber zusammenarbeiten. Dr. Ignas, der Chef, ist sehr nett und sehr bemüht, viel auf Englisch zu erklären. So wird die Visite zwar recht lange, aber man lernt und sieht auch viel. Die Patienten liegen hier oft mit Hypertensiver Entgleisung, Apoplex, Gastroenteritis oder AIDS. Das Handling ist teils sehr unterschiedlich zu DE, aber sehr interessant. Nach der Visite gibt es aber abgesehen von Entlassungen meistens wenig zu tun. Man kann bei Dr. Ignas bei der Sprechstunde dabei sein, wo er sehr viel erklärt, oder einen Tag ins Sono oder zum Augenarzt gehen (auch sehr nett).
OPD: Hier haben mehrere Interns jeweils ein Büro, wo sie Ambulanzarbeit machen. Meistens geht es um den Ausschluss von Malaria, Typhus, Schwangerschaft oder Fraktur. Die häufigsten beiden Diagnosen sind Peptic Ulcer Disease und HWI. Dennoch sehr spannend, welche Diagnostik wann läuft und wie behandelt wird. Wenn man Suaheli spricht, darf man bei manchen auch die Anamnese machen.
Insgesamt zur Klinik: Die meisten MitarbeiterInnen sind wirklich sehr herzlich, humorvoll und freundlich, selbst als wir in großen Horden aufgelaufen sind. Auch die Interns sind sehr offen und haben viel auf Englisch erklärt. Dennoch stand man meistens die Hälfte des Tages nur herum, sodass wir irgendwann immer früher gegangen sind. In so großer Anzahl fällt auch ein näherer Kontakt zu den Menschen schwerer.
Am gewöhnungsbedürftigsten war für die meisten von uns die Anästhesie, welche nicht von ärztlichem Personal durchgeführt wird, sondern von PflegerInnen mit Zusatzausbildung. Sehr häufig fielen die PatientInnen vor, während oder nach der OP irgendwann mit der Sättigung auf Werte von unter 60%, was leider oft nur zur Kenntnis genommen wurde, ohne Maßnahmen zu ergreifen. Wenn wir dann schwitzend begonnen haben, Sauerstoff zu geben oder zu bebeuteln, sind die AnästhesistInnen teilweise einfach gegangen. Das gilt nicht für alle, wir haben auch sehr gute Narkosen gesehen, aber diese Situation trat oft min. 1x am Tag ein, und auch nach häufigem Ansprechen, dass diese Sättigung gefährlich ist, und wir um Hilfe bitten, kam darauf selten eine Reaktion. Das war sehr schade.
Litembo: Das Dorf um die Klinik herum liegt wunderschön in den Bergen, wo im Gegensatz zum restlichen Tansania sehr angenehmes Klima herrscht, nachts eher kühl, tags sehr warm. In der Regenzeit ist alles grün und blüht. An den Wochenenden kann man sehr schön wandern gehen und nachmittags auf dem Balkon sitzen. Manchmal wird abends Volleyball gespielt. Das Doctors House bietet sehr hohe Standards, es gibt Moskitonetze, eine Waschmaschine und europäische Toiletten. Mama Seraphina kocht 2x täglich, morgens gibt es Toast.
Fazit: Man kann im Litembo Hospital eine tolle Zeit haben und lernt viele sehr herzliche Menschen kennen. Allerdings sollte man vorher versuchen herauszufinden, ob noch andere 18 Leute ebenfalls eine Zusage erhalten haben. Insgesamt wird man in der Famulatur viel dabeistehen und wenig selbst machen, was ich persönlich aber nicht schlimm finde, da es zum einen einfach viel zu sehen gibt, und zum Anderen eine Famulatur in Afrika kein Versuch sein sollte, sich auszuprobieren. Auf jeden Fall lohnt es sich, vorher einiges an Suaheli zu lernen. Abseits der Touristenregionen reagieren sie weniger mit großer Freude darauf, dass man Hallo sagen kann, als dass sie versuchen einem mehr Wörter beizubringen und fragen, warum man nicht flüssiger spricht ;)