Ich habe mich für eine Famulatur in der Arbeitsmedizin entschieden, nachdem ich bereits zwei Famulaturen in Krankenhäusern absolviert hatte und eine ärztliche Tätigkeit außerhalb des normalen Klinik- und Praxisalltags kennenlernen wollte. An der LMU wird dies als Praxisfamulatur anerkannt.
Für mich war diese Fachrichtung besonders interessant, weil man nicht mehr über Krankenkassen abrechnet, sondern (meist) im Auftrag von Unternehmen die arbeitsmedizinischen Vorsorgen oder Eignungen für Angestellte leistet. Das bedeutet man hat weniger Zeitdruck, ein ganz anderes Arzt-"Patienten"-Verhältnis (man spricht hier von "Probanden") und i.d.R. nicht mit akut kranken Menschen zu tun. Prävention kommt im deutschen Gesundheitssystem leider oft zu kurz, aber bei ASAM hatte ich durchweg ein gutes Gefühl, dass den Probanden sinnvoll ärztlich eingeschätzt wurden und zum Teil nachhaltig wichtige Informationen mitgegeben wurden, damit sie im Beruf und persönlich gesund bleiben. Die ärztlichen Kollegen sind an diesem Institut breit aufgestellt, einige klassische Fachärzte für Arbeitsmedizin und etliche andere Fachärzte (Allgemeinmedizin, Chirurgie, Anästhesie) mit Zusatzbezeichnung Betriebsmedizin.
Der Facharzt für Arbeitsmedizin beinhaltet mindestens 24 Monate in der "unmittelbaren Patientenversorgung" und genauso wie die Ärzte hier eine gute klinische Basis haben würde ich empfehlen, diese Fachrichtung in einer der späteren Famulaturen zu absolvieren. Dann ist man einfach sicherer in den Untersuchungen und kann die verschiedenen Befunde von Probanden besser einschätzen.
Ich wurde schnell in die Ärztliche Tätigkeit vor Ort eingearbeitet und war bei der ganzen Bandbreite der Arbeitsmedizin dabei. Vorsorgen für Bahnmitarbeiter, medizinischen Mitarbeiter, Offshore Arbeiter, etc. Bei Eignungsuntersuchungen und seltenen Vorsorgen durfte ich zum Teil unter ärztlicher Supervision Teile der Anamnese, körperliche Untersuchung und Beurteilung von vorliegenden Befunden (EKG, Sehtest, Hörtest, Lufu, Arztbefunde) üben. Es liegt super Dokumentation und Literatur in jedem der vier Arztzimmer vor, sodass ich mich zu jedem Thema informieren konnte.
Komplett selbstständig durfte ich (mit Einverständnis der Probanden) unter anderem Biostoffvorsorgen (Impfberatung nach STIKO) und Vorsorge für Feuchtarbeit mit Beurteilung des Hautzustandes machen (zum Teil bei Kommilitonen fürs PJ, aber auch sonstige wissenschaftliche Mitarbeiter und Kinderbetreuer). Das wurde selbstverständlich nochmal vom Arzt durchgeschaut und abgesegnet (bzw. gelegentlich nachgebessert). Fragen konnte ich natürlich immer stellen, aber man lernt auch schnell viel und ist danach bezüglich STIKO Empfehlungen und Sonderfällen im Impfpass topfit. Einziger Nachteil vom selbstständigen Arbeiten ist, dass man gelegentlich warten muss bis jmd. Zeit hat den Fall zu besprechen, aber das waren meist nur wenige Minuten.
Ich durfte mir auch die psychologische Eignung für Triebfahrzeugführer (Tf) anschauen und die Tests einmal durchmachen und im Anschluss einem Gespräch beisitzen. Die psychologische Untersuchungen finden im zweiten Stock statt und auch dort sind nur freundliche Kollegen, die ab und zu für die gute Kaffeemaschine in den vierten Stock kommen.
Ansonsten war ich bei einer "Arbeitsschutzausschuss Sitzung" (ASA) in einem Versicherungsunternehmen dabei. Dort konnte ich sehen welche Arbeit Betriebsärzte vor Ort bei Unternehmen anbieten können. Begehungen sind auch möglich, man sollte jedoch rechtzeitig rumfragen welche spannend wären und ob man mitkommen darf. Außerdem veranstaltet ASAM auch Fortbildungen und für die Weiterbildungsassistenten Repetitorien, bei welchen man natürlich teilnehmen darf.
Abgesehen von der ärztlichen Tätigkeit habe ich im "Labor" mitgeholfen und Blutabnehmen, Impfen, Blutdruck/Puls/Körpergewicht, Drogentests und Urin-Stix gemacht. Hier wurde ich von den superlieben MFAs gut eingearbeitet und man kann jederzeit Fragen stellen und wird bei schwierigen Blutabnahmen nie alleine gelassen. Grob geplant war, dass ich einmal die Woche die MFAs entlaste, effektiv habe ich vielleicht zweimal einen ganzen Tag übernommen aber dafür regelmäßig nachgefragt ob ich gegen Mittag mal eine halbe Stunde übernehmen soll, damit sie gemeinsam Mittagspause machen können.
Sowohl bei den ärztlichen Tätigkeiten wie auch bei der Labor Tätigkeit habe ich mich immer wertgeschätzt gefühlt und man kann nach der Einarbeitung tatsächlich helfen, dass der Praxisbetrieb schneller abläuft. Dokumentation ist nicht immer einfach und man muss wie in mittlerweile fast jedem Fach auch ordentlich mitschreiben und einen Überblick haben, wo was stehen darf, das gehört eben mit dazu und ist wichtig, damit beispielsweise der Arbeitgeber nicht vertrauliche Informationen erhält und keine Fehler passieren. Zudem wird hier bei Eignungen und manchen Untersuchungen um Existenzen von Menschen entschieden, somit lohnt es sich immer ordentlich zu arbeiten.
Arbeitszeit: Ankunft um ca. 8 Uhr und Ende meist zwischen 15-16 Uhr (Freitags bis 13-14 Uhr)
Die Stimmung empfand ich als sehr angenehm, ich war sogar mit den Geschäftsführern soft per du. Frau Dr. med. Britta Reichardt war praktisch meine Ansprechpartnerin und immer sehr engagiert mir möglichst viel von der Arbeitsmedizin und dem Institut zu zeigen. Alle anderen ärztlichen Kolleginnen und Kollegen waren auch immer bereit Fragen zu beantworten oder von sich aus spannende Fälle (oder auffällige Diagnostik) durchzusprechen.
Ich kann jedem mit Interesse an Arbeitsmedizin die Famulatur bei ASAM empfehlen, es mag zwar ein Nischenfach sein, aber hier erlebt man wirklich die Breite des Fachs.
Bewerbung
ca. 8 Monate im Voraus per E-Mail; meines Wissens nach nur ein Famulant pro Semesterferien, also früh bewerben bei Interesse
Unterricht
Kein Unterricht
Tätigkeiten
Poliklinik Blut abnehmen Patienten untersuchen Eigene Patienten betreuen EKGs
Dienstbeginn
7:00 bis 8:00 Uhr
Dienstende
15:00 bis 16:00 Uhr
Studientage
Gar nicht
Tätigkeiten
Mittagessen regelmässig möglich
Schreib dem/der Verfasser/in
Noten
Stimmung Station
1
Kontakt zur Pflege
1
Ansehen
1
Stimmung Klinik
1
Unterricht
1
Betreuung
1
Freizeit
1
Lehre auf Station
1
Insgesamt
1
Durchschnitt 1
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